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Warnung vor mehr Spielen : Wie gefährlich sind Englische Wochen?

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Zu wenig Training, aber zu viele Spiele im Fußball? Auf dem Medizinkongress der UEFA kommen unterschiedliche Sichtweisen zur Sprache.

Tim Meyer
Tim Meyer war bis 2022 Teamarzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.
Quelle: dpa

Selten hat zuletzt auf dem neuen DFB-Campus in Frankfurt am Main so viel Betrieb geherrscht, wie beim von der UEFA veranstalteten 8. Medical Symposium. Ein dreitägiger Kongress von 385 Medizinern aus 55 Nationen, die nach fünf Jahren endlich mal wieder in den direkten Austausch gingen.

"Neue Verletzungsmuster"

Durch das Programm führte der zum Chefmediziner der Fußball-EM 2024 ernannte Tim Meyer, der sowohl beim DFB als auch der UEFA der medizinischen Kommission vorsteht.

Neben den Gefahren durch den plötzlichen Herztod, Kopfverletzungen, aber auch die fehlende Datenlage im Frauenfußball zum Menstruationszyklus oder zur Häufigkeit bei Kreuzbandverletzungen lenkte der 55-Jährige den Blick auch auf "neue Verletzungsmuster". Mittlerweile entfallen immerhin 25 Prozent aller Verletzungen im Profifußball auf die hintere Oberschenkelmuskulatur, die Hamstrings.

Profis werden durch Englische Wochen gejagt

"Auf deren Vermeidung müssen wir größten Wert legen", sagte Meyer, der das Zusammentreffen von "Spielen in kurzer Abfolge mit kleineren Erholungszeiten" ansprach. Würde sich die Pause zwischen zwei Spielen von sechs auf vier Tagen reduzieren, so besagen neueste Studien, "steigt das Risiko deutlich an."

Werden die Profis der Topklubs wirklich ohne Unterlass durch Englische Wochen gejagt, dann sind speziell Muskelfaserrisse oder Zerrungen im Oberschenkel eine Folge. Genau das aber passiert bald wieder, wenn die internationalen Wettbewerbe in die entscheidende Phase gehen.

Nun ist es nicht so, dass der gerade nach 21 Jahren verabschiedete Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft plakativ eine Grenze ziehen will. Das ist dem Professor für Sport- und Präventivmedizin der Uni Saarland, zu simpel.

Je mehr man spielt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man sich verletzt.
Tim Meyer

Übersetzt formuliert, sagte Meyer, könne man auch verlangen, die Zahl der Bundesliga-Klubs auf die Hälfte zu reduzieren, "das würde auch die Verletzungen verringern."  Nicht zuletzt aber die Spieler würden oft lieber spielen als trainieren.

Training von Borussia Mönchengladbach
Profis wollen lieber spielen als trainieren.
Quelle: Imago
Wenn man den Spielern sagen würde, macht zehn Prozent weniger Spiele für 20 Prozent weniger Gehalt, würden sie nicht mitmachen.

Er könne keine Zahl nennen, ob 50, 60 oder 70 Spiele in einer Saison das Maximum seien - letztlich müsse dagegen die Schwere und Häufigkeit der Verletzungen gegengerechnet werden.

Die Debatte kommt sicherlich auf Wiedervorlage, wenn die UEFA ab 2024 die Champions League mit einer deutlich größeren Gruppenphase ausspielt oder die FIFA eine Klub-WM mit 24 Teams und eine wie auch immer geartete World Series startet, wo auch immer da im internationalen Terminkalender ein Platz sein soll.

Für Hitzlsperger wird oft zu wenig trainiert

Interessant allemal, dass es bei dem Wissensaustausch von Ärzten aller Nationalmannschaften und vieler internationaler Topvereine auch eine gegenläufige Meinung gab.

Thomas Hitzlsperger, Ex-Nationalspieler und ehemaliger Vorstandschef des VfB Stuttgart, rief dazu auf, es mit der Belastungssteuerung nicht zu übertreiben. Er habe in seiner Zeit in verschiedenen Funktionen beim VfB Stuttgart Trainer erlebt, die zwischen zwei Spielen gerade mal einstündige Trainingseinheiten durchgeführt hätten: "Ich habe auf die Vier-Wochen-Pläne geschaut und gesagt: 'Das reicht nicht!'"

Die DFB-Frauen haben den neunten EM-Triumph verpasst. Im Finale in Wembley unterlag der Rekordeuropameister Gastgeber England 1:2 (1:1, 0:0) nach Verlängerung.

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DFB-Frauen bei EM topfit

Eine ähnliche Debatte war auch bei den DFB-Frauen vor der EM in England entbrannt. Mehrere Spielerinnen fühlten sich vor den Länderspielen unterfordert und suchten die Kommunikation mit Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

Das Ende ist bekannt: Nach längeren Trainingseinheiten und einer intensiven Vorbereitung gab es beim Turnier keine Muskelverletzungen, das Team war topfit - und trotz Corona-Ausfällen fast auch im Finale noch erfolgreich. Ausgerechnet Kapitänin Alexandra Popp hatte indes vor dem Endspiel verletzt passen müssen.

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