Inter - Milan: Was ist dran an Italiens neuer, alter Stärke?

    Vor dem Spiel Inter - AC Mailand:Was ist dran an Italiens neuer, alter Stärke?

    von Claudio Palmieri
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    Fünf von zwölf Halbfinalisten in Europas Fußball-Wettbewerben kommen aus Italien. Blüht die Serie A auf - oder ist es einfach nur Zufall und Losglück? Eine Spurensuche.

    AC Milan - Inter, Champions League: Edin Dzeko (Inter) deutet mit zwei Armen nach oben.
    Inter Mailand ist in der Champions League auf dem Sprung ins Finale: Edin Dzeko jubelt nach dem 2:0 im Halbfinal-Hinspiel gegen AC Mailand.
    Quelle: imago / Nicolo Campo

    Manch Fußball-Fan mag sich mit Blick auf die Europacup-Wettbewerbe wie in eine andere Epoche versetzt fühlen - in Jahre wie 1990, als die Serie A mit dem AC Mailand, Sampdoria Genua und Juventus Turin alle drei Europapokal-Trophäen nach Italien holte.

    Italienisches Finale in der Europa League?

    Im Jahr 2023 stellt Italien fünf von zwölf europäischen Halbfinalisten - so viele wie keine andere Nation. Am Dienstag (21 Uhr/Zusammenfassung am Mittwoch, 23.15 Uhr, im ZDF) stehen sich Inter und AC Mailand im Halbfinalrückspiel in der Champions League gegenüber.
    In der Europa League könnte es zu einem Endspiel zwischen Juventus und der AS Rom kommen. Und in der Conference League mischt mit der AC Florenz ebenfalls noch ein italienischer Klub mit.

    Champions-League-Halbfinale: Zuletzt vier Mal Fehlanzeige

    Seit der AS Rom 2018 hatte es in der Champions League kein italienisches Team mehr unter die letzten Vier geschafft. Der bisher letzte Titelträger ist Inter (2010), der letzte Finalist Juventus (2017). Immerhin: 2022 gewann die AS Rom die Conference League.
    Die jetzige Konstellation wirft deshalb Fragen auf. Ist Italiens Fußball wieder im Kommen - oder spielen Zufall und Losglück eine große Rolle? Nach der Ziehung der Viertelfinalpaarungen der Champions League war klar: Aus dem Trio Milan, SSC Napoli und Inter wird einer mit Benfica Lissabon einen Finalisten ausmachen.
    Henrikh Mkhitaryan (M) von Inter Mailand trifft zum 0:2.
    Inter hat im Mailänder Champions-League-Derby vorgelegt: Im Halbfinal-Hinspiel siegten die Schwarz-Blauen mit 2:0 gegen den Lokalrivalen AC.10.05.2023 | 2:58 min

    Italiens Wiedererstarken spaltet Presse

    Italiens Wiedererstarken spaltet auch die Presse. "Das Mailänder Derby in der Champions League suggeriert, dass die Klubs wieder zu Europas Spitze gehören. Doch da befinden sie sich schon lange nicht mehr", schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
    Das Fachmagazin "11 Freunde" spricht dagegen von einer "Renaissance" des Calcio. Die Mailänder Halbfinalisten "beweisen, dass sich die Serie A wieder auf Augenhöhe mit den größten Klubs der Welt befindet", heißt es dort.
    Auch für Ex-Serie-A-Legionär Hans-Peter Briegel ist im ZDF-Gespräch klar:

    Wenn fünf Mannschaften in drei Wettbewerben unter den letzten Vier sind, ist das schon eine Aussage. Zufall kann das nicht sein.

    Hans-Peter Briegel

    Briegel spielte von 1984 bis 1988 für Hellas Verona und Sampdoria Genua. Den Aufstieg der Serie A zur Eliteliga der 80er- und 90er-Jahre erlebte der Pfälzer aus nächster Nähe mit.

    Ex-Italien-Legionär Briegel sieht gutes Scouting

    Briegel weiß aber auch um die Abhängigkeit der Serie-A-Klubs von Konsortien und Investoren. Für die Nachhaltigkeit der aktuellen Erfolge legt der 67-Jährige nicht die Hand ins Feuer: "Die Investoren wollen Geld verdienen. Dann werden Spieler wieder verkauft. Im nächsten Jahr kann sich das also wieder drehen."
    Die Gründe für den Erfolg macht Briegel an guter Scoutingarbeit fest: "Das Scouting ist bei den Top-Klubs schon sehr professionell."
    Hans Peter Briegel im Interview am Rande des zweitliga-Spiels 1.FC Kaiserslautern - Hannover 96 am 15.07.2022
    Hans Peter Briegel: Von 1975 bis 1984 240 Bundesligaspiele für den 1. FC Kaiserslautern. Mit Hellas Verona 1985 Italienischer Meister. Mit Sampdoria Genua 1988 Pokalsieger. 72 Länderspiele für Deutschland, 1980 Europameister.
    Quelle: imago / Eibner

    Meister Napoli, der mit dem Georgier Khvicha Kvaratskhelia die Entdeckung der Saison verpflichtet hatte, hebt Briegel dabei hervor: "Neapel ist Meister geworden, obwohl sie vor der Saison die besten Spieler verkauft haben. Da sieht man, was es ausmachen kann, wenn eine Mannschaft richtig zusammengestellt ist. Es müssen nicht immer die teuersten Spieler sein."

    Briegel hatte Napoli Großes zugetraut

    Den Süditalienern hatte Briegel sogar den ganz großen Wurf zugetraut. "Napoli war mein Geheimfavorit unter den letzten 16", betont er. Dass es nicht so kam, begründet er so:

    Neapels Nachteil war, dass sie zu früh Meister waren. Sie waren nicht mehr in der Form wie noch gegen Eintracht Frankfurt im März. Hätten sie so weitergespielt, hätten sie um die Champions League mitspielen können.

    Hans-Peter Briegel

    Einen italienischen Champions-League-Sieger könnte es trotzdem geben. "Im Moment ist Inter die italienische Mannschaft, die am besten in Form ist", meint Briegel: "Wenn sie das Finale erreichen, sind sie der totale Außenseiter, aber in der Rolle fühlen sie sich wohl. Wenn sie ihre Form so halten, können sie auch gegen ManCity gewinnen."

    Diese Nationen sind in den Europacups noch dabei







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