WM-Überraschung Marokko: Des Königs liebster Sport

    WM-Überraschung Marokko :Fußball ist des Königs liebster Sport

    von Luis Nicolas Jachmann
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    Marokko steht erstmals in einem WM-Viertelfinale. Ein sportlicher Erfolg, auf den König Mohammed VI. lange hingearbeitet hat. Seit Jahren investiert er in den Fußball.

    Marrokanische Fans während dem Achtelfinalspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 zwischen Marokko und Spanien. Ein Fan trägt ein Trikot mit dem Bild des marokkanischen Königs Mohammed VI..
    Beim WM-Achtelfinale gegen Spanien trägt ein Fan Marokkos König Mohammed VI. auf seinem Trikot.
    Quelle: epa/Mohamed Messara

    Frenetischer Jubel in den Straßen von Rabat, auch Stunden nach dem Sieg über Spanien im WM-Achtelfinale. Mit Tröten und bengalischen Feuern feierten Hunderte Fußballbegeisterte bis spät in die Nacht hinein. In der marokkanischen Hauptstadt hievten einige bereits ein Duplikat des goldenen WM-Pokals in den Himmel.
    Vom Weltmeistertitel sind die Atlas-Löwen - so heißt das Nationalteam in der Heimat - noch ein gutes Stück entfernt. Im Viertelfinale wartet Gegner Portugal. Einen Einzug unter die besten Vier einer WM hat eine afrikanische Mannschaft noch nie geschafft. Für Marokkos Trainer eine Ehre:

    Wir versuchen, eine Lokomotive für Afrika zu sein. Der Kontinent macht Fortschritte, speziell Marokko hat viel investiert.

    Walid Regragui, Trainer Marokkos

    Marokkos König macht Fußball zur Chefsache

    Seit einem Jahrzehnt investiert das nordafrikanische Land massiv in seine Fußball-Infrastruktur. Stadien wurden aufwendig renoviert, die Talentsichtung ausgeweitet. In Marokko hat der König die Förderung des Fußballs zur Chefsache gemacht. 2019 hat König Mohammed VI. einen hochmodernen Sportkomplex höchstpersönlich eingeweiht.
    Geschätzte Kosten der nach ihm benannten Multifunktionsanlage: 60 Millionen US-Dollar. Auf 30 Hektar werden die Stars von morgen herantrainiert. "Die 15- und 16-jährigen Nachwuchstalente leben hier im Internat. Es gibt Fitnessräume, die Spieler werden regelmäßig medizinisch gecheckt", sagt Hassan Kharbouch, Direktor des Komplexes bei der Eröffnung.

    Marokkaner spielen in Europas Profiligen

    Für die zukünftigen Nationalhelden nimmt Marokko also Geld in die Hand. In Katar tragen die langjährigen Investitionen erste Früchte. Die Runde der letzten Acht bei einer Weltmeisterschaft ist eine Premiere. Das fußballbegeisterte Land hatte immer gute Kicker, die jetzige Generation aber sticht hervor.
    Hakimi, Mazraoui, Ziyech - allesamt klangvolle Namen im internationalen Fußball, auch schon vor der Weltmeisterschaft. Marokkos Topstars spielen bei Spitzenklubs in europäischen Ligen. Auch Torhüter Bono verdient in Spanien sein Geld. Er steht bei Sevilla unter Vertrag. Mit seinen gehaltenen Elfmetern hat sich der 31-Jährige bei seinen Landsleuten selbst ein Denkmal gesetzt.
    Als 21-jähriges Talent hatte Bono einst den Schritt von Casablanca nach Madrid gewagt. Viele marokkanische Fußballer träumen davon, in diesem Alter den nächsten Karriereschritt zu gehen. Sportlichen Glanz versprühen auch die Topvereine in der Heimat. Wydad Casablanca hat gerade erst die afrikanische Champions League gewonnen. Das große Geld winkt aber nur bei einem Wechsel in die europäischen Profiligen.

    Traum von der WM im eigenen Land

    Andernorts fehlen in Marokko Investitionen. Die Infrastruktur abseits der großen Städte ist teils sehr marode. Unter König Mohammed VI., seit 1999 auf dem Thron, hat sich das durchschnittliche Einkommen in den vergangenen Jahren laut Weltbank kaum noch erhöht.
    Und Amnesty International wirft den marokkanischen Behörden vor, Kritiker im Land systematisch auszuspähen. Der Fußball, so scheint es, kann gesellschaftliche Probleme ausblenden. Marokko träumt von der großen Fußballbühne im eigenen Land.
    Fünfmal ist das Land mit einer Bewerbung als WM-Gastgeber gescheitert, zuletzt mit der für 2026. Eine erneute Bewerbung ist in Planung:

    Auf Anweisung seiner Majestät König Mohammed VI. werden wir uns für die Weltmeisterschaft 2030 bewerben.

    Verbandspräsident

    In der Gegenwart träumt ein ganzes Land vom nächsten Sieg bei der WM in Katar. In der Nacht des bisher größten Triumphs machte auch der König eine Ausnahme und mischte sich unters Volk: Geschützt von Bodyguards bahnte er sich im Auto sitzend und mit Flagge schwenkend einen Weg durch die jubelnde Menge. Auf Social Media gingen die Aufnahmen schnell viral. Bilder, die dem König gefallen dürften.

    Elfmeter-Drama im Achtelfinale
    :Marokko wirft Spanien aus der WM

    Spanien hat das Achtelfinale gegen Marokko sensationell mit 0:3 nach Elfmeterschießen verloren. Die Verlängerung endete torlos. Zum Held des Spiels avancierte Marokkos Torwart.
    06.12.2022, ar-Rayyan, Katar: Marokkanische Spieler jubeln nach dem Sieg gegen Spanien

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