Biathlon-Weltcup in Pokljuka: Herrmann-Wick mit neuen Zielen

    Biathlon-Weltcup in Pokljuka:Herrmann-Wicks Suche nach Perfektion

    von Andreas Morbach
    |

    Weltmeisterin und Olympiasiegerin ist Denise Herrmann-Wick schon. Auf der Schlussgeraden ihrer Karriere setzt sich die Wahl-Ruhpoldingerin deshalb nun andere, ganz spezielle Ziele.

    Denise Herrmann-Wick, aufgenommen am 08.12.2022 in Hochfilzen(Österreich)
    Denise Herrmann-Wick hat in ihrer Biathlon-Karriere schon viel erreicht(Archivfoto).
    Quelle: dpa

    Ihr Sport-Equipment ein- und wieder auszupacken - in dieser Disziplin ist Denise Herrmann-Wick unter Deutschlands Biathletinnen besonders geübt. Vom letzten Dezember-Weltcup in den französischen Alpen etwa reiste sie zum Training direkt weiter nach Davos, nahm nach Weihnachten an der Skijäger-Show auf Schalke teil - und jettete dann spontan weiter nach Antholz.

    Immer auf Achse: Denise Herrmann-Wick

    Von den Einheiten im Südtiroler Schnee ist die 34-Jährige inzwischen übergesiedelt in den Nordwesten Sloweniens. Auf der Hochebene Pokljuka setzt die internationale Biathlon-Elite ab heute - zunächst mit dem Sprint der Frauen (live im ZDF ab 14:05 Uhr) - ihre Saison fort. In einem Ambiente, in dem Herrmann-Wick im Januar 2020 einen Meilenstein in ihrer Karriere setzte.
    Der Abschied der gebürtigen Sächsin vom Langlauf lag da noch keine vier Jahre zurück. Und dennoch gelang ihr damals im herausfordernden Einzel über 15 Kilometer erstmals, bei einem Wettkampf mit vier Schießen alle 20 Patronen ins Schwarze zu setzen.

    Öberg auf dem olympischen Thron abgelöst

    Mit ihrer Mutter hatte sie zuvor noch darüber philosophiert, ob ihr das überhaupt jemals gelingen würde. "Das war ganz verrückt", kommentierte die einstige Spezialistin, als sie den Biathlon-Klassiker mit einer Minute Vorsprung vor Olympiasiegerin Hanna Öberg gewonnen hatte. Und mit einigem Abstand urteilte sie im Gespräch mit ZDFheute:

    Das war für mich schon das perfekte Rennen.

    Denise Herrmann-Wick, Biathletin

    Vor elf Monaten löste Herrmann-Wick die Schwedin Öberg, die bei den Rennen auf der Pokljuka wegen einer Erkältung fehlt, dann auch als olympische Goldmedaillengewinnerin im Einzel ab. Bei den Peking-Spielen verfehlte die Vorzeige-Biathletin des DSV dabei zwar eine Scheibe, war am Ende aber trotzdem die Schnellste - und wusste: "Höher als über Olympiasieg wird es nicht gehen."

    Heim-WM in Oberhof großes Saisonziel

    Auch der Titel Weltmeisterin, bereits 2019 in der Verfolgung erworben, fällt für sie als weiteres Karriereziel aus. Die Option, auf dem sportlichen Zenit aufzuhören, kam jedoch ebenfalls nicht in Frage, "jetzt, wo Biathlon gerade richtig geil ist", erinnert sich Herrmann-Wick an ihre post-olympischen Gedanken. Aktuell liegt sie auf Rang vier im Gesamtweltcup und ist Führende in der Sprintwertung.
    Klar ist: Die Heim-WM in Oberhof - wo nach ihrer Vorstellung "die Hütte brennen" soll und "wir auch als Team über uns hinauswachsen wollen" - ist das große Ziel für diesen Winter. Ebenso klar ist, dass die Inhaberin von sechs WM-Medaillen bei Olympia 2026 nicht mehr dabei sein wird. Doch dazwischen gibt es noch einigen Spielraum.

    Klarer Plan für die nächsten Jahre

    Herrmann-Wick spricht von "gewissen Highlights, die in den nächsten Jahren noch anstehen". Und die Frau, die im September geheiratet hat und mit ihrem Mann, dem früheren Skilangläufer Thomas Wick, in Ruhpolding gerade ein Haus baut, erklärt:

    Da hab' ich für mich schon einen Plan, wie das ablaufen sollte.

    Denise Herrmann-Wick, Biathletin

    Der Wille, in ihrem Beruf als Skijägerin noch ein paar Dinge zu verbessern, dem Ende der Fahnenstange, was ihre körperlichen Möglichkeiten angehe, noch ein bisschen näher zu kommen, sei nach wie vor vorhanden, betont Herrmann-Wick. Und die Älteste unter Deutschlands Top-Biathletinnen verrät noch einige Details zur ihrer persönlichen Motivation.

    Ziele haben sich geändert

    Ergebnisse und Medaillen sind für die Hochdekorierte dabei nicht mehr der Hauptantrieb. Sondern: die schnellste Laufzeit im gesamten Feld hinzulegen. Oder: alle Scheiben abzuräumen und zwar mit der schnellsten Schießzeit. Das seien die Traumziele, für die sie arbeite, so Herrmann-Wick. Oder anders ausgedrückt: "das Streben nach Perfektion."

    Mehr zum Biathlon