Biathlon: Norwegen schein übermächtig vor WM

    Startschuss zur Biathlon-WM:(Fast) alle DSV-Athleten auf der Jagd

    von Andreas Morbach
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    Mit der Mixed-Staffel beginnt am Mittwoch die Biathlon-WM. Der DSV bläst angesichts der norwegischen Übermacht ins Jagdhorn. Nur eine Deutsche ist in Oberhof eher die Gejagte.

    Norweger Johannes Thignes Boe beim Weltcup des Biathlon, 10km der Männer.
    Alle jagen Johannes Thignes Bö. Der Norweger war der Konkurrenz in dieser Saison meist überlegen.
    Quelle: Imago

    In der Skijägerei waren die Norweger in diesem Winter fast immer schneller unterwegs als alle anderen. Und auch beim Saisonhöhepunkt in Oberhof meldeten sich die Skandinavier wieder als Erste zu Wort.

    Norweger Bö eine Klasse für sich

    Bereits am vergangenen Freitag gab ihr Verband per Pressemitteilung bekannt, wer fünf Tage später beim WM-Auftakt in der Mixed-Staffel das erste Gold für Norwegen einsammeln soll. Und wenig überraschend tauchte in dem Quartett auch der Name Johannes Thingnes Bö auf. Der 29-jährige Superstar der Branche war der Konkurrenz in dieser Saison meist derart haushoch überlegen, dass es selbst den Franzosen Quentin Fillon Maillet - im Vorjahr noch stolzer Gewinner des Gesamtweltcups - einschüchterte.

    Er macht mir ein bisschen Angst.

    Quentin Fillon Maillet über Bö

    Benedikt Doll und Roman Rees in Lauerstellung

    Zwölf Monate nach seinem Doppel-Olympiasieg in Peking reiste Fillon Maillet als Vierter der Gesamtwertung nach Oberhof. Neben Bö stehen mit Sturla Holm Lägreid und Vetle Sjastad Christiansen noch zwei weitere Norweger vor ihm. Relativ weit vorne im Klassement mischen auch Benedikt Doll und Roman Rees mit: Die beiden Schwarzwälder rangieren aktuell unter den Top Ten. So können sich die WM-Gastgeber trotz der norwegischen Übermacht im Männerbereich ein vernehmbares Pfeifen im Thüringer Walde erlauben.
    Schließlich schaffte es neben Doll und Rees mit David Zobel noch ein dritter DSV-Skijäger in diesem Winter in einem Einzelrennen bereits auf das Podest. "Das ist ordentlich", findet Bundestrainer Mark Kirchner und legt prinzipiell fest:

    Wir wollen aus der Jägerposition kommen und um die Medaillen mitkämpfen.

    Bundestrainer Mark Kirchner

    Herrmann-Wick: Statt Jägerin eher Gejagte

    Als einzige im zwölfköpfigen WM-Kader des DSV eher zu den Gejagten als zu den Jägerinnen zählt Denise Herrmann-Wick. Anders als ihre männlichen Teamkollegen stand die frühere Langläuferin in dieser Saison im Weltcup auch schon zwei Mal ganz oben auf dem Siegertreppchen.
    Deutsche Biathletin Denise Herrmann-Wick in Aktion beim Anschießen.
    Denise Herrmann-Wick hat in dieser Saison schon zwei Einzelrennen gewonnen und zählt bei der Biathlon-WM in Oberhof zu den Favoritinnen.
    Quelle: picture alliance/ dpa

    Zuletzt gelang das der 34-Jährigen Ende Januar in Antholz in der Verfolgung. Und mit Blick auf die gelungene WM-Generalprobe nimmt sich Herrmann-Wick selbst etwas den Druck von den Schultern, indem sie sagt: "Ich versuche, es nicht ergebnisorientiert zu sehen." Sollten ihre Rennen am Grenzadler die besten in der ganzen Saison werden, dann wäre das Ziel erreicht, betont die Einzel-Olympiasiegerin von Peking.
    19 Jahre nach der bislang einzigen Biathlon-WM in Oberhof verkneift sich die DSV-Führung jedoch eine klare Medaillenvorgabe.

    Hoffnung auf einen Biathlon-Boom

    Neben Herrmann-Wick und dem Daumendrücken für eine positive Überraschung bei den Männern spekuliert Felix Bitterling dabei vor allem in den Staffeln auf Edelmetall. Zudem erhofft sich der neue DSV-Sportdirektor nach den schwierigen Corona-Jahren durch die WM in Oberhof "einen kleinen neuen Biathlon-Boom" im Land. "Dass es dafür den einen oder anderen deutschen Erfolg braucht, ist klar", kommentiert er die eigenen Wünsche. Und die erste Chance auf einen Motivationsschub bietet der gemischte Vierer am Mittwoch.

    Spannung bei den Frauen-Rennen

    Eines scheint vor dem ersten Startschuss am Rennsteig jedenfalls klar: Bei den Frauen - mit den Top-Favoritinnen Julia Simon (Frankreich), Elvira Öberg (Schweden), Röiseland und Lisa Vittozzi ais Italien - dürften die Medaillenzeremonien deutlich abwechslungsreicher ausfallen als bei den Männern.

    Auf Seiten der deutschen Gastgeber tritt Sverre Olsbu Röiseland - seit neun Monaten der neue Co-Trainer der deutschen Frauen - während der eineinhalb WM-Wochen zum ersten Mal indirekt gegen die eigene Gemahlin an: die norwegische Dreifach-Olympiasiegerin Marte Olsbu Röiseland.

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