Gesichter der Ski-WM: Shiffrin, Odermatt oder doch Dürr?

    Alpine Ski-WM:Gold-Jagd: Shiffrin, Odermatt oder doch Dürr?

    von Elisabeth Schlammerl
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    Die Favoritenrollen bei der am Montag beginnenden WM in Frankreich sind klar verteilt. Aber nicht immer gewinnen diejenigen, die zuvor im Weltcup dominiert haben.

    Mikaela Shiffrin beim Slalom-Weltcup in Spindleruv am 29.01.2023.
    Zählt auch bei der Ski-WM in Frankreich zu den schillernsten Figuren: Mikaela Shiffrin
    Quelle: imago

    Wenn alles normal läuft, werden Mikaela Shiffrin und Marco Odermatt die Medaillen-Hamsterer bei der Alpinen Ski-WM in Frankreich sein. Oder stehlen die Draufgänger Sofia Goggia und Aleksander Aamodt Kilde den beiden Überfliegern die Show? Lena Dürr und Henrik Kristoffersen könnten die lachenden Dritten sein.

    Der Alleskönner

    Der Trend ging in den vergangenen Jahren weg vom Allrounder hin zum Spezialisten. Skirennläufer, die in mehr als zwei Disziplinen regelmäßig aufs Siegerpodest fuhren, gab es kaum mehr - und dann tauchte Marco Odermatt auf. Der Schweizer ist im Moment sowohl im Super-G als auch im Riesenslalom kaum zu schlagen und gehört in der Abfahrt zu den zuverlässigen Podestfahrern.
    Der Gesamtweltcupsieger, der "Leichtigkeit und Coolness" als seine Stärken bezeichnet, war auch durch eine Verletzung kaum zu bremsen. Er ließ ein paar Rennen aus und gewann bei seinem Comeback gleich wieder.

    Das Kraftpaket

    Aleksander Aamodt Kilde ist der König der Abfahrt – und so etwas wie ein Gegenentwurf zum smarten Odermatt. Der Norweger sucht mit brachialer Kraft die schnellste Linie – und ist damit fast ebenso erfolgreich wie sein Konkurrent.
    Der Lebensgefährte von Mikaela Shiffrin ist in Courchevel nicht nur auf der Jagd nach dem Titel in der schnellsten Disziplin, sondern nach seiner ersten WM-Medaille überhaupt.

    Der Herausforderer

    Erst war es Marcel Hirscher, jetzt ist es Marco Odermatt. Henrik Kristoffersen hat das Pech, sich oft mit einem Athleten messen zu müssen, der noch ein bisschen besser ist.
    Der Norweger griff deshalb zu einem ganz besonderen Kniff, lässt jetzt den früheren Konkurrenten Hirscher nicht nur die Skier konzipieren, sondern auch das Material testen. Zwei Slaloms gewann er in diesem Winter, im Riesenslalom ist er ewiger Zweiter und noch auf der Jagd nach dem ersten Sieg. Er hätte nichts dagegen, wenn der bei der WM gelingen würde.

    Die Rekord-Frau

    23 Rennen hat Mikaela Shiffrin in dieser Saison bestritten, elf davon gewonnen und damit ihre Gesamtbilanz auf 85 Weltcup-Siege geschraubt.
    Je fünfmal stand die 27-Jährige aus den USA im Slalom und Riesenslalom ganz oben, einmal im Super-G und nur einmal verpasste sie in allen vier Disziplinen die besten Zehn.
    Mikaela Shiffrin | Skirennfahrerin
    Mikaela Shiffrin hat Ski-Geschichte geschrieben. Die 27-jährige US-Amerikanerin fuhr beim Riesenslalom am Kronplatz zu ihrem 83. Weltcup-Sieg und ist damit alleinige Rekordhalterin.25.01.2023 | 1:17 min
    Sie hat ihre Bestform vom Start in Sölden bis zur WM-Generalprobe in Spindlermühle bewahrt. Shiffrin ist damit in den technischen Disziplinen und der Kombination Top-Favoritin. Aber auch bei allen anderen Starts ist mit ihr zu rechnen. 

    Die Bruchpilotin

    Wenn Sofia Goggia in der Abfahrt unfallfrei ins Ziel kommt, gewinnt sie. Keine Skirennläuferin riskiert so viel in den beiden schnellen Disziplinen, keine ist so mutig wie die Italienerin.
    Allerdings geht das nicht immer gut. Die WM 2021 verpasste die extravagante 30-Jährige aus Bergamo wegen einer Verletzung, bei den Olympischen Spielen startete sie mit einem lädierten Knie und holte noch Silber. Und auch vor diesen Titelkämpfen strauchelte sie am letzten Abfahrtswochenende.
    Anschließend gab sie Entwarnung, verzichtete auf die beiden weiteren Rennen in Cortina d’Ampezzo und flog stattdessen für ein paar Tage nach Dubai, um sich zu erholen. Ihr großes Ziel, ließ sie wissen, in dieser Saison sei die WM.

    Die Spätstarterin

    Das mit dem Risiko musste Lena Dürr erst lernen. Früher hatte sie regelmäßig zurückgezogen, wenn es darauf ankam, gezaudert statt angegriffen. Erst mit 30 Jahren und nach mehr als zehn Weltcup-Wintern fand die Deutsche den richtigen Dreh zwischen den Slalom-Stangen, der sie auf das Siegerpodest führte.  
    Skitechnisch, sagt ihr Trainer Andreas Puelacher, sei Dürr ohnehin "eine der wenigen, die mit Mikaela Shiffrin mithalten kann". Nur baue sie oft kleine Fehler ein.
    In Spindlermühle fuhr Dürr nicht nur fehlerfrei, sondern auch schneller als die Amerikanerin. Der erste Slalom-Weltcup-Sieg war auch eine Kampfansage für die WM.

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