Geiger und sein Traum vom Sieg bei der Vierschanzentournee

    Vierschanzentournee:Geiger und der Traum vom Tour-Gesamtsieg

    von Lars Becker
    |

    Lokalmatador Karl Geiger geht als Außenseiter in die 71. Vierschanzentournee. Seinen Lebenstraum vom ersten deutschen Gesamtsieg seit 21 Jahren hat er aber noch nicht aufgegeben.

    Skispringen: Karl Geiger
    Karl Geiger: Kein Favorit - aber vielleicht für eine Überraschung bei der Vierschanzentournee gut?
    Quelle: dpa

    Neulich hat Karl Geiger mal wieder daran gedacht, wie das alles mit ihm und dem Skispringen in Oberstdorf angefangen hat. "Ich bin zweimal sieben Meter gesprungen, da war ich fünf." Inzwischen ist Geiger bald 30 Jahre alt und hat selbst eine Tochter. Die kleine Luisa schaut im Fernsehen zu, wenn ihr berühmter Papa durch die Luft fliegt. Und als er bei der Generalprobe für die Vierschanzentournee in Engelberg stürzte, da meinte sie: "Hoppla, Papa umfallt."

    Geiger: Umfallen, um stärker zurückzukommen

    Umgefallen ist Karl Geiger tatsächlich in seiner Karriere ziemlich oft. Aber genauso oft ist er auch wieder aufgestanden und noch stärker zurückgekommen. Gilt das auch in den kommenden Tagen bei der am Mittwoch mit der Qualifikation auf seiner Heimschanze (16:30 Uhr/live im ZDF) beginnenden 71. Vierschanzentournee?

    Skispringen
    :Was man zur Vierschanzentournee wissen muss

    Die 71. Vierschanzentournee der Skispringer geht vom 28. Dezember 2022 bis 6. Januar 2023 über die Bühne. Hier gibt’s die wichtigsten Informationen von A(lkohol) bis Z(eitplan).
    von Lars Becker
    Die Trophäe für den Gesamtsieger der Vierschanzentournee.
    Im vergangenen Winter war der Oberstdorfer mit dem Gelben Trikot des Gesamtweltcup-Spitzenreiters als Topfavorit angereist. Doch statt den ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg seit dem Triumph von Sven Hannawald vor 20 Jahren zu feiern, landete Geiger am Ende auf einem für ihn enttäuschenden vierten Platz in der Gesamtwertung.

    Dieses Mal nur Außenseiter

    Diesmal reist er als Außenseiter an, nachdem er in den acht Saison-Weltcups bislang nur einmal aufs Podest geflogen und zuletzt zudem gestürzt ist. Doch diese Rolle als Jäger scheint Karl Geiger zu taugen. "Natürlich gibt es Konkurrenten, die zuletzt noch ein Stück besser waren", so Geiger mit einem Augenzwinkern. "Aber ich bin entspannt und will eine wirklich gute Leistung bringen. Damit wir das Stadion ein bisschen anheizen können. Das wird genial."
    Vor Auftakt der Vierschanzentournee
    Trotz des durchwachsenen Saisonstarts gehen die DSV-Adler mit einem guten Gefühl in die Vierschanzentournee. Vor allem bei Karl Geiger geht der Trend nach oben.28.12.2022 | 1:29 min
    Erstmals seit drei Jahren sind wieder Zuschauer bei der Vierschanzentournee zugelassen. 25.000 werden es beim ausverkauften ersten Tourneespringen am Donnerstag (16:30 Uhr/live im ZDF) sein. Und dann wird der Schattenberg in der Heimat von "Karle" zu "Geigerland".

    Elfter Anlauf auf den Tour-Sieg

    Der viermalige Weltmeister, Skiflug-Weltmeister und doppelte Olympiadritte Karl Geiger startet seinen inzwischen elften Anlauf, um endlich die Tournee zu gewinnen.

    Ja, das ist schon ein Lebenstraum, die Tournee zu gewinnen.

    Karl Geiger

    "Aber", schränkt der Springer ein, "inzwischen ist es noch viel mehr ein Teamziel als ein individuelles Ziel von einzelnen Springern geworden. Wir wollen einfach alle, das es einer schafft. Ich zumindest werde den Traum nie aufgeben, so lange ich diesen Sport mache."

    Karriere-Ende noch nicht in Sicht

    Und das wird glücklicherweise noch eine Weile dauern, wie Geiger im Exklusivinterview verrät. "Ich entscheide das eigentlich von Jahr zu Jahr. Ich muss körperlich gesund sein und Spaß daran haben. Momentan macht mir der Sport eine unglaubliche Freude. Er könne sich "sehr gut vorstellen, mindestens noch bis Olympia 2026 weiterzumachen. Dann bin ich 33 und würde immer noch nicht zum Alteisen gehören."

    Favoritencheck für die Tournee
    :Kubacki, Kraft … oder doch ein Deutscher?

    Wer gewinnt die 71. Vierschanzentournee? Ein großer Favorit wird immer wieder genannt. Die deutschen Skispringer starten als Außenseiter.
    von Lars Becker
    Siegerehrung beim Weltcup in Titisee-Neustadt
    Zwar hätten Topathletinnen wie die Biathlon-Stars Magdalena Neuner oder Laura Dahlmeier ihre Karriere sehr früh beendet. "Aber bei mir ist es ja mit 25 erst so richtig losgegangen mit den Erfolgen. Ich fühle mich körperlich und mental in meinen besten Jahren."

    Ohne Spektakel, aber mit Plan

    Mehr Angst hat er als Familienvater nicht: "Ich bin schon immer ein Typ gewesen, der nicht kopflos springt. Ich lege mir immer einen Plan zurecht. Das mag dann zwar in der Luft spektakulär aussehen, aber ich will dabei immer das Gefühl haben, alles kontrollieren zu können", sagt der Oberstdorfer. "Natürlich gibt es beim Skispringen immer ein Risiko, aber du musst mit Entschlossenheit fliegen. Sonst hat man keine Chance auf Siege.“
    Und genau die will Karl Geiger am liebsten bei dieser 71. Vierschanzentournee feiern – auch wenn sieben Meter diesmal nicht zum Sieg reichen werden…

    Olympische Spiele 2018: Silber Team

    Nordische Ski-WM 2019: Gold Team und Mixed-Team, Silber Einzel Großschanze

    Saison 2019/2020: 2. im Gesamtweltcup und 3. der Vierschanzentournee

    Skiflug-WM 2020: Gold Einzel und Silber Team

    Nordische Ski-WM 2021: Gold Team und Mixed-Team, Silber Normalschanze, Bronze Großschanze

    Saison 2020/21: Sieg im Skiflug-Weltcup und 2. bei der Vierschanzentournee

    Olympische Spiele 2022: Bronze Einzel und Team

    Skiflug-WM 2022: Silber im Team

    Saison 2021/22: 2. im Gesamtweltcup und 2. bei der Raw Air Tournee

    13 Weltcup-Siege im Einzel

    Mehr zum Thema