Airbus auf Wachstumskurs

    Konzern auf Wachstumskurs :"Airbus gerade das, was Boeing gerne wäre"

    von Gregor Lischka
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    Airbus, der weltweit größte Flugzeugbauer, ist auf Wachstumskurs. Die Konkurrenz schwächelt. Was bedeutet das für die Branche und das Ziel der Klimaneutralität?

    Drei Airbus-Chefs präsentieren die Jahreszahlen. Hinter ihnen ist auf einem Bild ein großes Flugzeug zu sehen.
    Airbus-Vorstandshef Guillaume Faury (l.) präsentiert zusammen mit Julie Kitcher (Nachhaltigkeit) und Thomas Toepfer (Finanzen) die Bilanz für 2023.
    Quelle: dpa/Fred Scheiber

    Das vergangene Jahr hatte eigentlich nicht gut für Airbus begonnen. Der weltweit größte Flugzeugbauer, der seine beiden Hauptproduktions-Standorte in Toulouse und Hamburg hat, plagte sich mit Lieferketten- und Zuliefererproblemen herum und hinkte dem Ziel von 720 auszuliefernden Flugzeugen lange hinterher.
    Heute teilte das Unternehmen mit, dass es seine Auslieferungsziele im Jahr 2023 sogar übertroffen hat. Insgesamt 735 Verkehrsflugzeuge lieferte das Unternehmen an seine Kunden aus. Der Jahresgewinn wuchs auf fast sechs Milliarden Euro an.

    Airbus setzt sich von Boeing weiter ab

    Damit setzt sich der europäische Flugzeugbauer Airbus weiter vom Erzrivalen Boeing aus den USA ab. Über Jahrzehnte prägte ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Airbus und Boeing den Markt für Passagierflugzeuge.
    Eine Lufthansa-Maschine des Typs Airbus A380 beim im Anflug auf den Flughafen Leipzig/Halle.
    Spätestens seit der Corona-Krise ließen viele Airlines den Airbus A380 wegen zu wenig Buchungen am Boden. Nun erleben die Jumbos aber ein Comeback, auch bei der Lufthansa. 01.06.2023 | 1:38 min
    In letzter Zeit gewinnt Airbus aber mehr und mehr die Lufthoheit, bilanziert Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt, der selbst über Jahre hinweg im Unternehmen Boeing beschäftigt war:

    Airbus ist gerade das, was Boeing gerne wäre.

    Heinrich Großbongardt, Luftfahrtexperte

    Boeing hat Probleme mit der Qualität

    Zwar würden beide Flugzeughersteller aktuell von großen Auftragseingängen profitieren, allerdings könne Boeing die Produktion aufgrund der anhaltenden Qualitätsprobleme nicht hochfahren.
    Der Hintergrund: In den Jahren 2018 und 2019 stürzten zwei Boeing-Flugzeuge des Typs 737 Max ab - auch in den letzten Wochen sorgten abbrechende Flugzeugteile, lockere Schrauben sowie falsche Bohrlöcher an 737-Flugzeugen für Aufsehen. Fatal für Boeing ist dabei, dass die 737-Familie in Konkurrenz zur A320-Familie bei Airbus steht und von enormer wirtschaftlicher Bedeutung ist: "Diese Flugzeugtypen sind für Boeing und Airbus das Brot-und-Butter-Geschäft", erklärt Heinrich Großbongardt.
    Eine Boeing 737 MAX 9 auf dem Rollfeld in Portland, Oregon
    Nach der Notlandung einer Boeing 737 Max 9 wurden alle Maschinen dieses Typs erstmal stillgelegt. Laut der US-Luftfahrbehörde dürfen sie aber bald wieder fliegen.25.01.2024 | 0:25 min
    Welche wirtschaftliche Bedeutung diesen Mittelstreckenjets zukommt, zeigen auch die aktuellen Zahlen von Airbus. Etwa zwei Drittel aller ausgelieferten Flugzeuge stammen aus der A320-Familie. Und während Airbus relativ geräuschlos an einem Nachfolge-Modell für den so wichtigen A320 arbeitet, erleidet Boeing schwere Imageverluste.

    • Airbus will 2024 rund 800 Maschinen ausliefern - etwa 65 mehr als im Vorjahr.
    • Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn soll auf 6,5 bis 7 Milliarden Euro zulegen.
    • 2023 erzielte Airbus einen bereinigten operativen Gewinn von 5,8 Milliarden Euro - vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
    • Der Überschuss ging wegen hoher Sonderbelastungen in der Rüstungs- und Raumfahrtsparte um elf Prozent auf 3,8 Milliarden Euro zurück.
    • Airbus will deutlich mehr Geld an die Aktionäre ausschütten: Neben einer stabilen Regeldividende von 1,80 Euro soll es eine Sonderdividende von 1 Euro je Anteilsschein geben. Quelle: dpa

    Nachhaltigkeitsziele bleiben in weiter Ferne

    Bei allen Erfolgsaussichten für das Unternehmen Airbus: Auch die Luftfahrtbranche hat sich dazu verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu sein. Wenn mehr moderne Flugzeuge ausgeliefert werden, wird dies gerne auch als Erfolgsnachricht für das Klima verkauft. Schließlich bringt jede neue Flugzeuggeneration laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) alle 15 Jahre Effizienzsteigerungen von 15 Prozent mit sich. Das Problem: Im gleichen Zeitraum wächst das Luftverkehrsaufkommen statistisch gesehen um 100 Prozent - der Effizienzgewinn verpufft.

    Die Luftfahrt klimaneutral zu machen, ist eine monumentale Herausforderung, die man mit der Mondlandung vergleichen kann.

    Björn Nagel, Zentrum für Luft- und Raumfahrt

    Heißt: Technisch gesehen hält Björn Nagel klimaneutrales Fliegen bis 2050 für möglich - es bedürfe aber auch eines enormen politischen Willens, um dieses Ziel zu erreichen. Dafür werden wohl unter anderem synthetische Kraftstoffe, sogenannte Safe Aviation Fuels, benötigt. Im Herbst hatte sich Airbus daher auch mit dem US-Start-up DG Fuels zusammengeschlossen, um Flugzeugkerosin aus Ökostrom und Holzresten zu produzieren.
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    Weltweit wird an umweltfreundlichen Flugzeugen getüftelt. In 15 Jahren will Airbus CO2-neutral mit Wasserstoff fliegen. Doch wie realistisch ist der Traum vom sauberen Fliegen?15.12.2020 | 28:50 min

    Airbus will Produktion weiter steigern

    Airbus setzt sich weiter hohe Ziele: 800 Verkehrsflugzeuge sollen in 2024 ausgeliefert werden. Der Gewinn soll dann sogar zwischen 6.5 und 7 Milliarden Euro betragen. Die Auftragslage ist gut: Rund 2.000 Flugzeug-Bestellungen gingen zuletzt bei Airbus ein.
    Auch der zuletzt kriselnde Militär- und Raumfahrtzweig von Airbus, Airbus Defence and Space, verzeichnete deutlich gestiegene Auftragseingänge. Das laufende Jahr hat gut für Airbus begonnen.

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