Börse 2023: Optimistisch zwischen Rezession und Inflation

    Börse im Jahr 2023:Optimistisch zwischen Rezession und Inflation

    von Jan-Ole Kraksdorf
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    Selten waren Experten so optimistisch wie für das Börsenjahr 2022. Und selten haben sie so grandios daneben gelegen. Trotzdem überwiegt für 2023 erneut die Zuversicht.

    Die deutsche Wirtschaft sieht schwarz. 30 von knapp 50 Wirtschaftsverbänden rechnen für das Jahr 2023 mit schlechteren Geschäften als 2022. Das hat eine Umfrage des Forschungsinstituts IW in Köln ergeben. Vor allem die stark gestiegenen Energiepreise lassen am Erfolg zweifeln.
    An den Finanzmärkten herrscht ein völlig anderes Bild vor. Es wird fast durchgehend mit deutlich steigenden Aktienmärkten gerechnet. Ein Grund:

    Eine moderate Rezession ist in vielen Aktien bereits weitgehend eingepreist.

    Karen Ward, Anlagestrategin bei JP Morgan

    Moderat soll die Rezession also ausfallen. Dabei hatte vor fast einem Jahr der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine Wirtschaft und Börsen auf dem völlig falschen Fuß erwischt, wähnte man sich doch mitten in einer starken Erholung von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Inzwischen hat sich die lange grassierende Panik gelegt. Die Gasspeicher sind gut gefüllt; es drohen keine Engpässe. Parallelen zu anderen Finanzkrisen, wie 2008, sieht man bei JP Morgan jedenfalls nicht.

    Inflation bleibt ein Problem

    Staatliche Maßnahmen, wie Gas- und Strompreisdeckel dürften zwar nach allgemeiner Einschätzung den allgemeinen Preisdruck etwas abmildern, doch generell dürften die hohen Preise Wirtschaft und privaten Haushalten weiter zu schaffen machen. Die Bundesbank prognostiziert einen Rückgang der Inflationsrate von 8,6 Prozent in diesem Jahr auf immerhin noch 7,2 Prozent 2023. "Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben", fasst Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, zusammen.
    Für Aktien muss das gar nicht mal schlecht sein. Viele Werte haben im Jahr 2022 Federn lassen müssen, doch für die Unternehmen haben sich die Rahmenbedingungen verbessert. China lockert seine Null-Covid-Strategie, Lieferketten entspannen sich. "Für das Jahr 2023 rechne ich mit realen Unternehmensgewinnen auf dem Niveau vom Vorjahr", sagt Stephan. Da viele Unternehmen ihre Prognosen drastisch zurückgefahren haben, scheint das als Überraschungspotential auszureichen.

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    Trader an der New Yorker Börse

    Zinspapiere mit Möglichkeiten

    Vieles wird davon abhängen, welchen Kurs die Notenbanken einschlagen werden. Nach den heftigen Zinserhöhungen der vergangenen Monate zeigte man sich an den Aktienmärkten beeindruckt. Steigende Zinsen gelten als Gift für Aktien, doch angesichts der Inflation eben auch als probates Mittel, die Teuerung in den Griff zu bekommen.

    Es ist zu erwarten, dass die EZB noch das eine oder andere Mal an der Zinsschraube drehen dürfte.

    Max Herbst, FMH Finanzberatung

    Die direkte Folge sei, dass auch die Tagesgeld- und Festgeldzinsen steigen.
    So werden auch vorsichtige Sparerinnen und Sparer wieder Zinsen erhalten. Das ist ungewöhnlich, wenn die beiden konkurrierenden Anlageklassen Aktien und Anleihen gleichermaßen Aufmerksamkeit erfahren. Hinzu kommen die großen Unbekannten und dabei vor allem der Krieg und die Sorgen um eine Rezession. Ulrich Stephan prognostiziert Gewinne an den Börsen, ist aber auch sicher: "Das sind keine Voraussetzungen für ein 'großes' Aktienjahr 2023."

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