DGB-Chefin Fahimi hat wegen der hohen Energiepreise vor einer existenzbedrohenden Situation für die deutsche Industrie gewarnt. Die Wirtschaft befürchtet eine Deindustrialisierung.
Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, hat wegen der Energiekrise mit hohen Preisen vor dem Abbau zahlreicher Arbeitsplätze in Deutschland gewarnt. Fahimi sagte der dpa in Berlin:
Fahimi kritisierte, dass in Unternehmen nach den beschlossenen Energiepreisbremsen bei Zuwendungen über 50 Millionen Euro keinerlei Boni und Dividenden mehr gezahlt werden dürfen.
Fahimi: Zeit "für effektives Handeln in der Realität"
Unternehmen könnten die staatliche Unterstützung nicht annehmen, wenn sie an Dividendenzusagen gebunden seien oder neues Kapital für Investitionen benötigten. "Das sind die normalen Mechanismen der Marktwirtschaft", sagte Fahimi.
Mit dem Ausschluss von Dividendenzahlungen in der jetzigen Situation nehme man billigend in Kauf, "dass in Deutschland das Risiko der Deindustrialisierung größer wird".
Die Aussichten für 2023 werden von führenden Wirtschaftsverbänden schlechter als vor einem Jahr eingeschätzt. Trotzdem wird mit einer milden Rezession gerechnet.
Wirtschaft befürchtet Deindustrialisierung
Auch die deutsche Wirtschaft befürchtet eine schleichende Deindustrialisierung hierzulande - mit möglichen Folgen für viele Jobs. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte der dpa, der Standort Deutschland habe zahlreiche "Handicaps" und verliere an Wettbewerbsfähigkeit.
Auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Peter Adrian, warnte vor einer zunehmenden Verlagerung von Produktion ins Ausland.
Eine Abwanderung von Industrieproduktion ins Ausland sei ein schleichender Prozess, so Adrian. Deutschland und die EU müssten auch bürokratische Hemmnisse beseitigen und Planungsverfahren beschleunigen.
Die deutschen Unternehmen sind trotz der geopolitischen Lage und der Energiekrise vorsichtig optimistisch. Valerie Haller berichtet von der Börse.
Industriepräsident Russwurm forderte unter anderem eine effizientere Genehmigungspraxis und mehr steuerliche Anreize für Investitionen in Deutschland.
Fahimi fordert wettbewerbsfähige Strompreise
DGB-Chefin Fahimi befürchtet, dass "in den kommenden Monaten viele Betriebe die Produktion drosseln und perspektivisch Arbeitsplätze abbauen könnten". Mit Blick auf die geplante Fortsetzung der konzertierten Aktion von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Gewerkschaften sowie Arbeitgebern sagte Fahimi:
"Je tiefer die Schnitte in die Wertschöpfungskette werden, je mehr Unternehmen der Wertschöpfungskette Deutschland verlassen, desto dramatischer wird der Dominoeffekt sein", sagte Fahimi.
Das müsse allen politisch Verantwortlichen klar sein.
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