DGB-Chefin: Energiekrise existenzbedrohend für die Industrie

    Hohe Energiepreise:DGB: Lage in Industrie "existenzbedrohend"

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    DGB-Chefin Fahimi hat wegen der hohen Energiepreise vor einer existenzbedrohenden Situation für die deutsche Industrie gewarnt. Die Wirtschaft befürchtet eine Deindustrialisierung.

    Yasmin Fahimi
    DGB-Chefin Yasmin Fahimi warnt wegen der Energiekrise vor einem Stellenabbau in der Industrie.
    Quelle: dpa

    Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, hat wegen der Energiekrise mit hohen Preisen vor dem Abbau zahlreicher Arbeitsplätze in Deutschland gewarnt. Fahimi sagte der dpa in Berlin:

    Es ist wirklich nach wie vor existenzbedrohend, was sich derzeit in der Industrie abspielt.

    DGB-Chefin Yasmin Fahimi

    Fahimi kritisierte, dass in Unternehmen nach den beschlossenen Energiepreisbremsen bei Zuwendungen über 50 Millionen Euro keinerlei Boni und Dividenden mehr gezahlt werden dürfen.

    Fahimi: Zeit "für effektives Handeln in der Realität"

    Unternehmen könnten die staatliche Unterstützung nicht annehmen, wenn sie an Dividendenzusagen gebunden seien oder neues Kapital für Investitionen benötigten. "Das sind die normalen Mechanismen der Marktwirtschaft", sagte Fahimi.

    Es mag ja sein, dass die einem nicht gefallen. Aber jetzt ist nicht die Zeit für kapitalismuskritische Grundsatzdebatten, sondern für effektives Handeln in der Realität.

    Yasmin Fahimi, DGB-Vorsitzende

    Mit dem Ausschluss von Dividendenzahlungen in der jetzigen Situation nehme man billigend in Kauf, "dass in Deutschland das Risiko der Deindustrialisierung größer wird".

    Wirtschaft befürchtet Deindustrialisierung

    Auch die deutsche Wirtschaft befürchtet eine schleichende Deindustrialisierung hierzulande - mit möglichen Folgen für viele Jobs. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte der dpa, der Standort Deutschland habe zahlreiche "Handicaps" und verliere an Wettbewerbsfähigkeit.
    Auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Peter Adrian, warnte vor einer zunehmenden Verlagerung von Produktion ins Ausland.

    In Amerika betragen die Strompreise ein Fünftel dessen, was wir jetzt hier in Deutschland aufbringen. Beim Gas ist es derzeit ein Siebtel.

    Peter Adrian, DIHK-Präsident

    Eine Abwanderung von Industrieproduktion ins Ausland sei ein schleichender Prozess, so Adrian. Deutschland und die EU müssten auch bürokratische Hemmnisse beseitigen und Planungsverfahren beschleunigen.
    Industriepräsident Russwurm forderte unter anderem eine effizientere Genehmigungspraxis und mehr steuerliche Anreize für Investitionen in Deutschland.

    Die Energiepreise sind überfrachtet mit Steuern und Abgaben. Das können wir uns nicht mehr leisten im globalen Wettbewerb.

    Siegfried Russwurm, BDI-Präsident

    Fahimi fordert wettbewerbsfähige Strompreise

    DGB-Chefin Fahimi befürchtet, dass "in den kommenden Monaten viele Betriebe die Produktion drosseln und perspektivisch Arbeitsplätze abbauen könnten". Mit Blick auf die geplante Fortsetzung der konzertierten Aktion von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Gewerkschaften sowie Arbeitgebern sagte Fahimi:

    Deswegen werden wir die Fragen, wie wir wettbewerbsfähige Industrie-Strompreise sicherstellen können, im nächsten Jahr ganz vorne auf die Tagesordnung in den Gesprächen mit der Bundesregierung setzen.

    Yasmin Fahimi, Vorsitzende Deutscher Gewerkschaftsbund

    "Je tiefer die Schnitte in die Wertschöpfungskette werden, je mehr Unternehmen der Wertschöpfungskette Deutschland verlassen, desto dramatischer wird der Dominoeffekt sein", sagte Fahimi.

    Und das ist keine Frage von zwei, drei Jahren. Das ist eine Frage von ein bis drei Quartalen in 2023.

    Yasmin Fahimi, Vorsitzende Deutscher Gewerkschaftsbund

    Das müsse allen politisch Verantwortlichen klar sein.

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    Quelle: dpa

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