Weniger Geld trotz steigenden Gehalts: Laut Ifo-Institut hat die kalte Progression letztes Jahr jeden Privathaushalt im Schnitt 325 Euro gekostet - insgesamt 10,9 Milliarden.
Mit der schleichenden Steuererhöhung durch kalte Progression hat der Staat die Privathaushalte im vergangenen Jahr laut Ifo-Institut um durchschnittlich 325 Euro mehr belastet. "Das entspricht 0,7 Prozent ihres verfügbaren Jahreseinkommens", teilten die Wirtschaftsforscher am Freitag in München mit.
Insgesamt belief sich im vergangenen Jahr - laut Ifo-Institut - die Belastung der Steuerzahler durch die inflationsgetriebene kalte Progression auf insgesamt 10,9 Milliarden Euro.
Belastung in Höhe von 10,9 Milliarden Euro
Bei der kalten Progression rutschen die Steuerzahler bei Gehaltserhöhungen in einen höheren Steuertarif, selbst wenn die Gehaltserhöhung durch die Inflation komplett aufgefressen wird. Der Staat kassiert also mehr Einkommenssteuern, obwohl die Bürger real weniger Geld zur Verfügung haben.
Laut Statistischem Bundesamt sind durch die hohe Inflation die Reallöhne im letzten Jahr deutlich gesunken. Viele Gewerkschaften versuchen in den Tarifverhandlungen dem entgegenzuwirken.
Im laufenden Jahr gleiche das neue Inflationsausgleichsgesetz die Steuerbelastung der Haushalte durch die kalte Progression zwar fast aus, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Es "kompensiert aber nicht die verbleibende Steuerbelastung durch die Inflation des Vorjahres 2022".
Zusätzliche Steuerlast betrifft vor allem Mittelschicht
Ifo-Steuerexperte Florian Dorn sagte: "Der Ausgleich der kalten Progression sollte automatisch über einen Tarif auf Rädern erfolgen, bei dem sich die Eckwerte der Tarifzonen jährlich in Höhe des Wachstums der nominalen Einkommen anpassen."
Die zusätzliche Steuerlast belastet vor allem die Mittelschicht und höhere Einkommen. Die obersten zehn Prozent der Einkommen zahlten im Durchschnitt fast 1.000 Euro mehr Einkommenssteuer oder 0,9 Prozent ihres Jahreseinkommens.
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