Credit Suisse: Steinbrück warnt vor Überdramatisierung

    Interview

    Credit-Suisse-Pleite:Wiederholt sich 2008, Herr Steinbrück?

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    Als vor 15 Jahren die Banken crashten, war Peer Steinbrück Finanzminister. Seit der Credit-Suisse-Pleite sind Sorgen vor einer Finanzkrise wieder realer. Gerechtfertigt oder nicht?

    Während der letzten Finanzkrise war Peer Steinbrück (SPD) Bundesfinanzminister. Sein Auftritt mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel gilt heute als historisch. Nachdem die ersten Banken ins Straucheln gerieten, traten beide vor die Kamera, um Schlimmeres zu verhindern. Die gemeinsame Message: Die Einlagen der Sparer, ja jeder Euro, sind sicher.
    Nun bahnt sich am Bankenhimmel etwas an, was bereits Erste aufschrecken lässt: Die Schweizer Traditionsbank Credit Suisse ist bankrott und wird von Rivale UBS aufgekauft – mit der Hilfe von Milliarden Schweizer Steuergeldern. Und auch, wenn die Auswirkungen auf den Finanzmarkt zunächst noch verhalten sind, werden Ängste geschürt, dass sich Geschichte wiederholt.
    Sind diese Sorgen gerechtfertigt? Im ZDF heute journal erklärt Steinbrück …

    ... welche Parallelen er zur Finanzkrise vor 15 Jahren sieht

    Die Nervosität, die Unsicherheiten, das Innehalten von vielen Anlegern – das erinnert Steinbrück an die Situation damals, als die ersten amerikanischen Banken in Schieflage gerieten.
    Aber, betont der SPD-Politiker, sei "die konkrete Lage keineswegs so dramatisch wie 2008/2009." Er warnt deswegen angesichts der Reaktionen vor Überdramatisierung und einer weiteren Verunsicherung von Kunden, Anlegern und Investoren.

    ... was die Situation heute von damals unterscheidet

    Zwar gäbe es immer noch Gier und amoralische Strukturen im Bankgeschäft, dennoch hätte sich das Bankensystem weiterentwickelt und gewandelt: "Es ist ja nicht so, dass nichts passiert ist." Vieles sei in Gang gekommen. So seien etwa verschiedene Regularien eingezogen worden, wie bessere Liquiditätspuffer und die europäische Bankenaufsicht.

    Die Europäischen Banken [und] die deutschen Banken sind sehr viel widerständiger, sind robuster aufgestellt als vor 15 Jahren.

    Peer Steinbrück, SPD-Politiker

    ... ob wir nun einen Auftritt von Scholz und Lindner brauchen

    Eine Lehre aus der Vergangenheit sei auch, dass die Politik nichts verharmlosen und nichts kleinreden solle. Ob auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesfinanzminister Christian Lindner so deutlich eine Garantie aussprechen werden wie Merkel und Steinbrück?
    Bisher habe er seinen Parteikollegen Scholz so verstanden, dass er eine solche Garantie mindestens "in einer gewissen Vergleichbarkeit gegenüber 2008 auch angedeutet hat".
    Da stecke "natürlich viel Psychologie dahinter, die ich für richtig erachte, damit Anleger oder Investoren nicht weiterhin nervös werden ", so Steinbrück. Denn: Generell seien die Nervositäten in Anbetracht der Erfahrungen der vergangenen Jahre - Corona-Pandemie, Inflation und Ukraine-Krieg - deutlich gewachsen.

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