Mehrere Grundversorger senken Strom- und Gaspreise

    Energiekrise vorbei?:Sinkende Strom- und Gaspreise: Was das heißt

    Julia Klaus
    von Julia Klaus
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    Strom und Gas könnten für viele Verbraucher günstiger werden. Dutzende Anbieter senken von Mai bis Juli die Tarife. Doch das Preisniveau bleibt hoch.

    Die hohen Energiepreise als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine waren monatelang Thema. Jetzt entspannt sich die Lage etwas.
    Derzeit sinken die Energiepreise für Strom und Gas. Jedoch liegen viele Tarife noch über der Energiepreisbremse, weshalb sich für die meisten Verbraucher erstmal nichts ändern wird.22.05.2023 | 1:57 min
    Für inflationsgeplagte Verbraucher ist es eine erfreuliche Nachricht: Mehrere Grundversorger von Gas und Strom wollen die Preise senken. Das berichtet das Vergleichsportal Verivox.
    • 91 Strom- und 80 Gasfirmen wollen ihre Tarife im Mai, Juni und Juli senken
    • Strom werde dann im Schnitt um 14 Prozent, Gas um 23 Prozent günstiger
    Doch es bleibt ein großes "Aber" - denn das Preisniveau bleibt laut Verivox hoch. Noch immer liegen 80 Prozent aller Strom- und fast 90 Prozent aller Gastarife in der Grundversorgung demnach über den Preisbremsen. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" über die Zahlen berichtet.

    Grundversorger ist der Energieversorger, der in einem Netzgebiet die meisten Haushalte mit Strom und/oder Gas beliefert. In Deutschland gibt es etwa 700 Gas-Grundversorger und rund 800 Strom-Grundversorger. Alle Kundinnen und Kunden haben Anspruch auf die Grundversorgung.

    Was sind Energiepreisbremsen?

    Aufgrund der Energiekrise hatte die Bundesregierung Preisbremsen eingeführt - sie gelten seit März und auch rückwirkend für Januar und Februar. Für Strom liegt der Preisdeckel bei 40 Cent pro Kilowattstunde, für Gas bei zwölf Cent pro Kilowattstunde. Müssen Kundinnen und Kunden höhere Preise bezahlen, übernimmt der Staat die Differenz und zahlt sie direkt an die Firmen. Die Preisbremsen sind also eine Subvention für Energieunternehmen.
    Die Preisbremsen verbieten nicht, dass Firmen ihre Preise erhöhen. Doch müssen solche Erhöhungen gerechtfertigt sein, heißt es im Gesetz. Der Grund dafür kann sein: Firmen kaufen die Energie oft weit im Voraus ein. Haben sie einen - aus heutiger Sicht - hohen Einkaufspreis gezahlt, müssen sie die Preise teilweise lange an Kunden weitergeben.
    Damit Energieanbieter die Preise nicht künstlich hochhalten, um vom Staat Subventionen zu kassieren, schaut das Bundeskartellamt derzeit besonders genau hin. Vergangene Woche hatte deren Präsident Andreas Mundt über mehrere Fälle möglichen Missbrauchs berichtet:

    Die ersten eingeleiteten Prüfverfahren betreffen eine zweistellige Zahl von Gasversorgern, die möglicherweise überhöhte Erstattungsanträge nach den Preisbremse-Gesetzen gestellt haben.

    Andreas Mundt, Bundeskartellamt

    Auch in den Bereichen Fernwärme und Strom stünden bald weitere Verfahren an, so Mundt.  
    Ein Strommast steht hinter einem Wohnhaus.
    Übergewinne der Stromerzeuger abschöpfen, um Verbraucher zu entlasten, so das Versprechen im vergangenen Jahr. Bis heute müssen Endkunden extrem gestiegene Energiekosten schultern - bald nicht mehr?11.04.2023 | 9:07 min

    Überregionale Billiganbieter: Lohnt sich der Wechsel?

    Zwar bieten überregionale Versorger oft Preise an, die deutlich unter den Preisbremsen liegen, so Verivox. Ihr Experte Thorsten Storck sagte der "Süddeutschen Zeitung", "durch einen Wechsel aus der Grundversorgung kann ein Haushalt daher im Schnitt über 500 Euro bei Strom und über 600 Euro bei Gas einsparen". Verivox verdient Geld damit, wenn Kunden über ihr Vermittlungsangebot wechseln.
    Verbraucherschützer warnen indes davor, nur auf die günstigsten Anbieter zu schauen. Gerade mit sogenannten Energiediscountern habe es während der Energiekrise immer wieder Probleme gegeben, sagte Hans Weinreuter, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, der Zeitung.
    Im unsicheren Marktumfeld der Energiekrise war ein Wechsel auch mitunter gar nicht möglich gewesen - denn einige Versorger hatten keine Neukunden mehr angenommen. In anderen Fällen mussten Neukunden viel mehr Geld für Strom und Gas zahlen als Bestandskunden. Das sei aber unzulässig, hatte der Vorsitzende der Monopolkommission, Jürgen Kühling, gegenüber ZDF Frontal gesagt.
    Fazit: Derzeit stehen die Zeichen also eher auf Entspannung am Strom- und Gasmarkt. Doch das Preisniveau bleibt hoch.
    Lohnt sich der Anbieter-Wechsel? Welche Möglichkeiten gibt es und was ist zu beachten? Mehr dazu im Video:
    Service: Strom- und Gasanbieter wechseln
    08.02.2023 | 2:30 min
    Quelle: Mit Material von dpa, AFP

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