Heiztechnik: Russwurm und Fratzscher loben Viessmann-Verkauf

    Verkauf von Heiztechnik-Sparte:Industrie-Präsident lobt Viessmann-Deal

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    Der Verkauf der Viessmann-Klimasparte an die USA hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen - darunter auch Kritik. Zwei Vertreter aus der Wirtschaft hingegen loben den Deal.

    Viessmann
    Viessmann verkauft Wärmepumpen-Geschäft an US-Konzern
    Quelle: dpa

    Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, hat den Verkauf der Heiztechnik-Sparte von Viessmann an den US-Konzern Carrier Global gelobt.
    "Dass Amerikaner viele Milliarden Euro in eine innovative mittelständische Firma bei uns investieren, zeigt die Klasse von Technik und Unternehmen in Deutschland", sagte Russwurm der "Wirtschaftswoche".

    Ich finde es positiv, wenn amerikanische Unternehmen hierzulande investieren und deutsche Unternehmen in den USA.

    Siegfried Russwurm, Bundesverbands der Deutschen Industrie

    Auch der Wirtschaftsforscher Marcel Fratzscher sieht den Verkauf der Klimasparte des Heizungsbauers Viessmann positiv. Der Zwölf-Milliarden-Euro-Deal mit dem US-Konkurrenten Carrier Global sei "eine sehr sinnvolle Sache, denn Viessmann ist, ehrlich gesagt, ein exzellentes Unternehmen und hoch innovativ", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Freitag im Deutschlandfunk.
    Das hessische Familienunternehmen sei laut Fratzscher zu klein, um im globalen Wettbewerb gegenüber asiatischen und amerikanischen Unternehmen in diesem Markt dauerhaft bestehen zu können. Dennoch müsse Europa mit Blick auf die Zukunftsmärkte wettbewerbsfähiger werden, so Russwurm.

    Russwurm fordert mehr deutschen Binnenmarkt

    China und Amerika würden laut Russwurm von den großen Kostenvorteilen auf ihren eigenen Binnenmärkten profitieren. "Die Strategie für uns Europäer muss deshalb sein: mehr Binnenmarkt wagen! Statt 80 Millionen Einwohnern 440 Millionen", forderte Russwurm.

    Der Markt muss so groß sein, dass echte Skaleneffekte möglich sind, und aus heimischen Innovationen schneller große Stückzahlen werden.

    Siegfried Russwurm, BDI-Präsident

    Skaleneffekte sind Kostenvorteile durch eine Massenproduktion. Sie bezeichnen Größenvorteile, wodurch die in Unternehmen für ein Produkt anfallenden Kosten mit steigender Produktionsmenge sinken.

    Fratzscher: Deutschland ist eine kleine Volkswirtschaft

    Fratzscher ist über den Aufschrei über den Verkauf verwundert. Man könne es "auch als einen Schutz sehen, dass Viessmann weiter existiert, weiter innovativ sein kann." Das Geld könne man investieren, um weiter innovationsfähig zu bleiben.

    Und wir müssen einfach realisieren, dass viele wichtige Zukunftsmärkte nicht national sind, sondern global sind.

    Marcel Fratzscher, DIW-Präsident

    Deutschland sei ein kleines Land und eine kleine Volkswirtschaft, sagte der DIW-Präsident. Wenn Unternehmen in Deutschland dauerhaft global bestehen wollten, müssten sie häufig Partnerschaften mit anderen Unternehmen eingehen.

    Russwurm sieht erschwerten Wettbewerb

    Russwurm kritisierte, dass Unternehmen beim Wachsen nicht nur auf die 27 Landesgrenzen der EU-Mitgliedstaaten stoßen würden.

    Allein in Deutschland gibt es neben einem Bundesdatenschutzbeauftragten noch 16 Landesdatenschutzbeauftragte, die Regeln mitunter unterschiedlich interpretieren.

    Siegfried Russwurm, BDI-Präsident

    Mit diesen Grenzen werde es bei fortschreitender Digitalisierung im Wettbewerb mit den USA und China tatsächlich schwer.
    Das nordhessische Unternehmen Viessmann hatte angekündigt, seine Klimasparte an den US-Konkurrenten Carrier Global zu verkaufen. Dazu gehören auch die lukrativen Wärmepumpen. Vor allem sie sollen in Deutschland längerfristig Öl- und Gasheizungen ersetzen.
    Quelle: dpa

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