Vonovia legt Bau von 60.000 Wohnungen auf Eis

    Wohnungskonzern:Vonovia legt Bau von 60.000 Wohnungen auf Eis

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    Deutschlands größter Immobilienkonzern verzichtet laut eigenen Angaben derzeit auf den Bau von 60.000 Wohnungen. "Eine Verschärfung der Bau-Krise", urteilt die Gewerkschaft IG BAU.

    Vonovia Firmenzentrale. Blau-weißes Logo
    Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia stoppt den geplanten Bau von 60.000 Wohnungen. Zu hoch seien die Baukosten und Zinsen geworden, so das Unternehmen.20.09.2023 | 0:15 min
    Der Wohnkonzern Vonovia verzichtet wegen hoher Zinsen und Kosten derzeit auf den Bau Zehntausender neuer Wohnungen. Der Chef des größten privaten Wohnungsbauunternehmens Europas, Rolf Buch, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe:

    Bei uns liegen Planungen für insgesamt 60.000 Wohnungen in der Schublade.

    Rolf Buch, Vonovia-Chef

    Man würde "alles fertig bis zum Baurecht" machen, sagte Buch weiter - und "hoffen, dass sich Bauen bald wieder lohnt und rechnet". Dann würde Vonovia "sofort wieder bauen".
    ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller, zugeschaltet von der Börse Frankfurt, im Gespräch mit Moderatorin Gundula Gause im Studio.
    "Bedarf an Wohnimmobilien gewaltig": ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller ordnet ein, was der Vonovia-Beschluss für den Wohnungsmarkt bedeutet.20.09.2023 | 0:56 min

    Vonovia macht gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten verantwortlich

    Grund der gestoppten Baupläne sind laut Vonovia die gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten. Zielmarke bei Vonovia seien zehn bis zwölf Euro Quadratmetermiete. Die Mieten für neue Wohnungen müssten nach Worten einer Sprecherin aber wegen der hohen Kosten bei 20 Euro pro Quadratmeter liegen.

    Das können sich aber viele Menschen nicht mehr leisten.

    Vonovia-Sprecherin

    Die Zahlen des Bochumer Dax-Konzerns decken sich mit Angaben anderer Wohnungsgesellschaften, denen zufolge der Wohnungsbau so teuer geworden ist, dass die Unternehmen mit neuen Projekten rote Zahlen schreiben würden.

    Eigenheim-Bau rückläufig - hohe Zinsen verantwortlich

    Ganz ähnlich ist die Lage potenzieller Häuslebauer - mit dem Unterschied, dass es bei Eigenheimkäufern in aller Regel nicht um die Rentabilität geht, sondern um die schlichte Frage der Bezahlbarkeit. Das geht aus einer Analyse des Finanzierungsvermittlers Interhyp hervor.
    Laut Interhyp haben viele Immobilieninteressenten den Wunsch nach dem eigenen Heim vorerst begraben. "Es gibt eine riesige Verunsicherung", sagte Vorständin Mirjam Mohr. Bei der Vorstellung der alljährlichen "Wohntraumstudie" erklärt die Managerin:

    Wir hören ganz oft: 'Die Bauzinsen haben sich vervierfacht (...) ich glaube, der Traum vom Eigenheim ist für mich total vorbei.'

    Mirjam Mohr, Interhyp

    Zwei alte Gebäudefassaden. Eine ist frisch renoviert. Eine sieht heruntergekommen aus.
    Umbau statt Neubau: Wie Wohnraum bezahlbar werden kann, zeigt plan b.28.09.2023 | 29:55 min

    IG BAU kritisiert Vonovia-Entscheidung

    Der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Robert Feiger, übt Kritik an der Vonovia-Ankündigung. "60.000 Wohnungen: Das entspricht immerhin dem kompletten Wohnungsbestand von Bottrop oder Remscheid - und einem Fünftel der bundesweiten Neubauleistung des vergangenen Jahres", heißt es in einer Pressemitteilung.
    Der Verzicht aufs Bauen sei "ein Paukenschlag für Deutschland - und eine Verschärfung der Bau-Krise", so Feiger. Vonovia mache "der Nation gerade deutlich, welchen Einfluss der Konzern auf dem Wohnungsmarkt hat".

    Wohnungsbaugipfel steht vor der Tür

    Ende September ist ein Wohnungsbaugipfel im Berliner Kanzleramt geplant. Die Bauindustrie fordert ein großes Baupaket, das die drohende jahrelange Dauerkrise abwenden soll - und voraussichtlich finanziell alles in den Schatten stellen würde, was die Bundesregierungen der vergangenen Jahrzehnte für den Wohnungsbau ausgegeben haben.
    Dazu zählen unter anderem eine massive Ausweitung von Zinsverbilligungen, die Entschlackung der Baustandards, ein "Sondervermögen" für öffentliche Wohnungsunternehmen sowie die zeitweise Aussetzung der Grunderwerbssteuer.

    Wohnungsbau-Expertin
    :Warum 2023 ein Neubau-Einbruch erwartet wird

    Steigende Baupreise und höhere Zinsen - die Baubranche hat viele Probleme. Was das für den Wohnungsbau bedeutet, erklärt Expertin Ingeborg Esser.
    Wohnungsbau
    Interview
    Quelle: Reuters, dpa, ZDF

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