Wirtschaftsweise warnt vor härteren Zeiten in Deutschland

    "Reinen Wein" einschenken:Wirtschaftsweise warnt vor härteren Zeiten

    |

    Die Ökonomin Veronika Grimm warnt vor wirtschaftlich härteren Zeiten. Die Politik müsse den Menschen "reinen Wein" einschenken. Zum Beispiel in Sachen Klimaneutralität.

    Die Menschen in Deutschland müssen sich nach Ansicht der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm auf harte Zeiten einstellen.
    In der gegenwärtigen Stagnationsphase der deutschen Wirtschaft komme es weniger darauf an, "ob wir knapp über oder unter der Nulllinie liegen", sagte die Ökonomin, die dem Sachverständigenrat der Bundesregierung angehört, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

    Fakt ist: In einer Phase mit sehr geringem oder sogar negativem Wachstum müssen sich die Menschen auf Härten einstellen. Es kommt zu realen Einbußen.

    Veronika Grimm, Wirtschaftsweise

    Das sei eine große Herausforderung in einer Transformationsphase, vor allen Dingen politisch. "Wichtig ist mir, dass die Politik den Leuten reinen Wein einschenkt und deutlich macht: Der Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität kostet etwas - auch den einzelnen Bürger", sagte Grimm.
    Fabrikarbeiter bei der Autoproduktion
    Die Zahlen in der deutschen Wirtschaft stehen schlecht. In der Politik wird das Thema nun stark diskutiert - mit unterschiedlichen Plänen der Parteien. 08.08.2023 | 1:43 min
    Handlungsbedarf in der deutschen Wirtschaft:

    Gas: Deutsche sollen im Winter wieder sparen

    Im Bezug auf die Gasversorgung ermahnt Grimm die Bürger, im kommenden Winter wieder sparsam zu heizen.

    Bei der Gasversorgung kann es durchaus wieder eng werden - trotz der Flüssiggasterminals, die wir gebaut haben.

    Veronika Grimm, Wirtschaftsweise

    "Es gibt ja noch Länder in Europa, die russisches Gas beziehen, und wenn die Versorgung eingestellt würde, müssen wir zu Hilfe eilen. Was für den letzten Winter galt, gilt für diesen Winter auch",sagte das Mitglied im Sachverständigenrat Wirtschaft.

    Wirtschaftsweise: Renteneintritt schrittweise erhöhen

    In der Debatte über die Zukunft der Rente spricht sich die Wirtschaftsweise dafür aus, das Renteneintrittsalter bei steigender Lebenserwartung automatisch anzuheben. "Man sollte die Regelaltersgrenze für den Renteneintritt an die Lebenserwartung koppeln", sagte sie.

    Die Formel in Zukunft könnte sein: Nimmt die Lebenserwartung um ein Jahr zu, so würden zwei Drittel des zusätzlichen Jahres der Erwerbsarbeit zugeschlagen und ein Drittel dem Ruhestand.

    Veronika Grimm, Wirtschaftsweise

    Ist der Renteneintritt mit 63-Jahren noch haltbar?

    Grimm: "Trend zur Frühverrentung" stoppen

    Ausnahmen müsste es bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen geben, so Grimm. Die Expertin forderte mit Blick auf den Fachkräftemangel zudem, der "Trend zur Frühverrentung" dürfe sich nicht fortsetzen.

    Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen länger arbeiten wollen und auch können, dass also das tatsächliche Rentenalter steigt.

    Veronika Grimm, Wirtschaftsweise

    Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze ohne Rentenabschläge schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. Für jene, die 1964 aufwärts geboren wurden, gilt die Regelaltersgrenze von 67 Jahren. Eine weitere Anhebung hat die Ampel-Koalition bisher ausgeschlossen.
    "Derzeit geschlossen"-Schild am Bürgerbüro
    Der Personalmangel in Kitas, Schulen und weiteren öffentlichen Einrichtungen ist dramatisch. Sollte die Politik nicht gegensteuern, droht ein Personalkollaps.09.08.2023 | 1:01 min
    Auch im öffentlichen Dienst fehlen Fachkräfte:

    Scholz will Renteneintrittsalter nicht erhöhen

    "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir es jetzt nicht mehr nötig haben, das Renteneintrittsalter immer weiter anzuheben", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz bei einem Bürgerdialog in Erfurt.
    "Wer jetzt mit 17 die Schule verlässt, hat fünf Jahrzehnte Arbeit vor sich. Ich finde, das ist genug." Wenn jemand länger arbeiten wolle, solle er das tun können - "aber nicht, weil er muss, sondern weil er oder sie kann".
    Quelle: Reuters, dpa, AFP

    Zur Lage der deutschen Wirtschaft