Vogelgrippe bei Kühen in den USA - Gefahr für Menschen?

    H5N1 in US-Betrieben entdeckt:Vogelgrippe bei Kühen - Gefahr für Menschen?

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    In den USA wurden erstmals Vogelgrippeviren in Kühen und Milch nachgewiesen. Forscher sehen eine geringe Gefahr für Menschen - noch. Die Entwicklung sei "Neuland".

    USA: Kühe auf einer Rinderfarm in Austin, Texas
    Kühe in den USA haben sich mit Vogelgrippe infiziert. (Symbolbild)
    Quelle: epa

    Nerze, Robben, Füchse, Katzen - das Vogelgrippevirus H5N1 sprang zuletzt immer wieder auf Säugetiere über. Nun gibt es Nachweise des Erregers bei Milchkühen in den USA. Seit Ende März hat das US-Agrarministerium das Virus in mehr als 30 Milchviehbetrieben in rund zehn Bundesstaaten registriert - auch in der Milch selbst.
    Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält die Gefahr für Menschen derzeit noch für gering, mahnt aber alle Staaten zu erhöhter Aufmerksamkeit für mögliche Infektionen bei Tier und Mensch. Angesichts von Ansteckungen bei zahlreichen Vögeln sowie mehr und mehr Säugetieren rund um den Erdball befürchten Forscher, dass sich das hochpathogene Vogelgrippevirus weiter verändert.
    Ob die Milch eine Rolle bei der Übertragung spielte, werde untersucht, teilte die WHO mit. Sie riet, nur pasteurisierte und keine Rohmilch zu konsumieren.
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    Vogelgrippe in den USA: Kühe müssen zum Test

    Das US-Agrarministerium ordnete unter anderem an, dass ab dem heutigen Montag nur noch Milchkühe mit negativem Vogelgrippe-Test von einem US-Staat zum anderen transportiert werden dürfen. "Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte Mike Worobey von der University of Arizona dem Magazin "Science".
    Diese Begrenzung sei vergleichbar mit der des Flugverkehrs zu Zeiten von Covid jeweils "lange, nachdem sich die Viren an einem bestimmten Ort etabliert haben." Es könnte schlicht zu spät sein.
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    "Mich überrascht es sehr, dass Kühe nun infiziert sind", sagt Martin Beer vom bundesweit zuständigen Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald. Aus einem Infektionsversuch von 2006 habe das Institut damals geschlossen, dass Rinder "wohl kaum gefährdet" seien. Derzeit sei das Virus noch "maximal" an Vögel angepasst und habe ein geringes Potenzial Menschen zu infizieren.

    Doch jeder neue Säugetier-Wirt kann das Virus dem Menschen ein Stück näherbringen.

    Martin Beer, Friedrich-Loeffler-Institut

    Biologe warnt vor Entwicklung von Vogelgrippe-Virus

    Bislang wurde in den USA zwar nur ein Fall einer Übertragung von Kühen auf einen Menschen bekannt, der zudem nur eine Bindehautentzündung bekam. Doch Beer verweist auf viele nicht gemeldete Arbeiter in den USA, "vor allem auf Rinderfarmen". Seit 2021 hat die WHO insgesamt 28 Fälle von Vogelgrippe-Infektionen bei Menschen registriert.
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    Der Evolutionsbiologe Worobey sieht dennoch künftige Gefahren. "Wir befinden uns hier auf Neuland, da sich ein an Säugetiere angepasstes H5N1-Virus zum ersten Mal in Landsäugetieren ausbreitet, mit denen Hunderttausende von Menschen jeden Tag in Kontakt kommen", sagt er mit Blick auf die Situation in den USA. Das nächste Pandemievirus werde von einer Situation kommen, die dieser sehr ähnlich sei, vermutet er.

    Virologe: "Sehr schwer, solche Kontaminationen in den Griff zu bekommen"

    Problematisch findet der Virologe Martin Schwemmle vom Universitätsklinikum Freiburg, dass in der Milch der infizierten Kühe sehr hohe Virusmengen nachgewiesen wurden. So könne das Virus mit jedem in die Umwelt gelangten infektiösen Tropfen Milch verbreitet werden - und damit auch über die Arbeitsgeräte bei der Milchproduktion.

    Ich glaube, dass es sehr schwer ist, solche weit verbreiteten Kontaminationen in den Griff zu bekommen.

    Martin Schwemmle, Universitätsklinikum Freiburg

    Toter Vogel am Boden
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    In Europa gibt es laut Schwemmle noch keine Hinweise auf eine Infektion von Milchkühen mit dem Virus. Dies könne sich jedoch jederzeit ändern, wenn es aus den USA komme oder sich in Europa selbst entwickle. In Deutschland ist die Aufmerksamkeit laut FLI-Forscher Beer diesbezüglich sehr hoch.

    Die Behörden wissen, dass bei etwaigen unerklärlichen Krankheitsbildern in Kuhbeständen, die mit Milchrückgang einhergehen, auch an H5N1 gedacht werden muss und unter Umständen entsprechend getestet wird.

    Martin Beer, Friedrich-Loeffler-Institut

    Beer verweist auf ein insgesamt besseres Kontrollsystem. "In Deutschland haben wir eigentlich das gläserne Rind. Jedes Tier ist eindeutig markiert und jede Tierbewegung ist über eine Datenbank nachvollziehbar. Das ist in den USA nicht so."
    Quelle: dpa
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