Newsletter ZDF-Fernsehrat:Fernsehrat über digitale Zukunft des ZDF
Die digitale Transformation hat den Schwerpunkt der jüngsten Sitzung des ZDF-Fernsehrats gebildet – Der Rückblick auf die Sitzung des ZDF-Fernsehrats vom 18. Juli 2025.
Archivfoto: Sitzung des ZDF-Fernsehrats.
Quelle: ZDF/Torsten SilzBuschow in den Verwaltungsrat gewählt
Neues Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat ist Christopher Buschow, Professor für digitalen Journalismus an der Hamburg Media School. Der Fernsehrat, der insgesamt acht der zwölf Verwaltungsräte bestimmt, wählte den ausgewiesenen Experten für Medienökonomie im Digitalen als Nachfolger von Leonhard Dobusch, der nach seiner Berufung in den Stiftungsrat des ORF aus dem ZDF-Gremium ausgeschieden war.
In seiner Vorstellung betonte Buschow die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für den Zusammenhalt der Gesellschaft in Zeiten des digitalen Medienkonsums mit seinen besorgniserregenden Tendenzen. Das ZDF benötige eine gute digitale Infrastruktur, gerade in Zeiten, in denen viel über digitale Autonomie und Souveränität in Europa gesprochen werde.
Potenzialanalyse zum "Digital Public Value des ZDF"
Der Verwaltungsrat hatte eine Potenzialanalyse zu "Perspektiven für Digitalen Public Value im ZDF" beauftragt, um Wege aufzuzeigen, wie sich in einer komplexen digitalen Gesellschaft gemeinwohlorientierte digitale Räume herstellen lassen.
Die Verwaltungsratsvorsitzende Malu Dreyer fasste die wissenschaftlichen Ergebnisse in einem Redebeitrag zusammen. Dabei erklärte sie, wie sich das ZDF in den letzten Jahren sehr konsequent für die digitale Transformation aufgestellt habe. Als Beispiel nannte sie etwa Investitionen in die digitale Infrastruktur, die Neuaufstellung der Organisation bis hin zur Geschäftsleitung und die vielen Prototypen, die im Rahmen des Projektes "Public Spaces Incubator" mit internationalen Partnern entwickelt worden sind.
Mit Blick auf die Gegenwart konstatierte sie, dass kommerzielle Plattformen den Markt auf wichtigen Feldern dominieren – mit tendenziöser Verbreitung von Inhalten. Auch das Gutachten bemängele, bei der Bereitstellung der digitalen Infrastruktur fehle derzeit ein funktionierender Markt.
Dein ZDF:ZDFspaces
Als schlüssige Konsequenz solle das ZDF als "Ermöglicher bei der digitalen Infrastruktur" aktiv werden. Das Gutachten empfiehlt daher, einen digitalen Raum für freie und unabhängige Meinungsäußerung für Nutzer zu schaffen – einen Digital Open Public Space (DOPS). Diesen gemeinwohlorientierten digitalen Raum könne das ZDF laut Dreyer nicht allein schaffen – sondern nur in Zusammenarbeit mit anderen öffentlich-rechtlichen und auch privaten Partnern. Es gehe nicht um die Schaffung einer eigenen Plattform, sondern um ein Netzwerk mit Regeln und Partnern.
Ressourcen als Herausforderung
Nach einer ausführlichen Präsentation durch Prof. Dr. Frank Lobigs, einem der Autoren des Gutachtens, folgte eine Aussprache. Intendant Norbert Himmler sah das Gutachten als Bestätigung des Weges des ZDF, betonte aber auch die Herausforderungen durch den Wandel im Selbstverständnis, "Ermöglicher zu sein für Vernetzung", den er begrüße, der aber auch Ressourcen erfordere.
Im Zusammenhang mit dem Konzept der Gegenöffentlichkeit zu den kommerziellen internationalen Plattformanbietern betonte Cornelia Tausch als Vorsitzende des Ausschusses für Finanzen, Innovation und Digitalisierung die Bedeutung der ZDF-eigenen Plattform. Petra Wassmann forderte eine verständlichere Sprache bei der Aufbereitung des Gutachtens und verdeutlichte, wie wichtig es sei, ein Augenmerk auf eine größere Verständlichkeit in der Kommunikation zum Thema zu legen. In einer kurzen Reaktion verwies Cornelia Tausch darauf, dass die Potenzialanalyse als wissenschaftliches Gutachten angefordert worden war und daher für eine spezielle Zielgruppe – etwa für Politiker, Wissenschaftler und andere Experten – verfasst worden sei.
Rainer Robra, der als Mitglied im Programmbeirat von ARTE Deutschland an den Beratungen des Fernsehrates teilnahm, nannte als Mitglied der Rundfunkkommission der Länder die Bereitstellung der Ressourcen als Herausforderung für die Politik. Die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrates schloss die Aussprache mit der Prognose, dass dieses Thema das Gremium auch in Zukunft noch tiefgreifend beschäftigen werde.
Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit durch neuen Rundfunkreformstaatsvertrag
In Vorbereitung auf den voraussichtlich zum 1. Dezember 2025 in Kraft tretenden Rundfunkreformstaatsvertrag hatte der Fernsehrat im weiteren Sitzungsverlauf über Anpassungen in der ZDF-Satzung beraten. Gerda Hasselfeldt sagte dazu: "Wir müssen uns vorbereiten auf die Situation, dass er am 1. Dezember in Kraft tritt". Ziel sei es, sich heute darüber zu verständigen, wie man als Gremium mit einem guten Zeitplan damit umgehe, und welche Auswirkungen der neue Staatsvertrag auf die Strukturen des ZDF und seine Organe habe. Der Fernsehrat verständigte sich darauf, im September die Diskussion über die Satzungsänderungen weiterzuführen und in der Dezembersitzung weitere Beschlüsse abzustimmen.
Mit Blick auf die vorherigen Diskussionen um Netzwerke und Plattformen diskutierte der Fernsehrat auch über die Automatisierung und Personalisierung des Streaming-Portals, welches weiter durchgehend ein "Herzensthema" des Ausschusses für Finanzen, Innovation und Digitalisierung bleibe. Es wurde hervorgehoben, wie gelungen und transparent die Seite algorithmen.zdf.de umgesetzt wurde. Hier werde klar und verständlich erläutert, wie das Empfehlungssystem wirklich funktioniert (vergleiche hierzu die Interviews aus dem aktuellen Newsletter).
19 Programmbeschwerden
Als wichtiges Qualitätsmerkmal der Arbeit des Fernsehrates gilt die detaillierte Befassung mit Programmbeschwerden. Für die aktuelle Fernsehratssitzung standen 19 Programmbeschwerden zur Beratung und Beschlussfassung an. Gerda Hasselfeldt dankte den Mitgliedern der Programmausschüsse, die sich intensiv zu den eingegangenen Beschwerden beraten hatten. Hier werde besonders deutlich, wie umfangreich die Arbeit bereits in den Ausschüssen und im Vorfeld des Fernsehrates sei. Bei einer Beschwerde hatte der Intendant dem berechtigten Anliegen des Beschwerdeführers bereits wirksam abgeholfen, sodass der Beschwerdegrund entfallen war; 18 Programmbeschwerden wurden, teilweise mit Hinweisen an das Haus, als unbegründet zurückgewiesen. Am Ende der Beratung darüber hob Intendant Himmler die gemeinsame "Qualitätsarbeit" durch das Instrument Programmbeschwerde hervor. Man solle ihm ein anderes Medium zeigen, welches "so qualitätsvoll und präzise" überwacht werde und diese Qualitätsdebatte führe. Er versicherte, dass er alle Anmerkungen, die der Fernsehrat dem Haus zu den Programmbeschwerden mitgebe, an die einzelnen Redaktionen weiterleite und bespreche.
Weitere Tagesordnungspunkte waren der Strategieprozess "Ein ZDF für alle", Stand und Entwicklung der Telemedienangebote von ZDF, 3sat und phoenix sowie die Europaberichterstattung in den ZDF-Angeboten.
Im Newsletter zur Sitzung
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