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Vorgaben für Audiodeskriptionen

Die neun Landesrundfunkanstalten der ARD, ORF, SRF,  ZDF sowie die Deutsche Hörfilm gGmbH, Hörfilm e.V. und audioskript haben sich auf eine Reihe von Grundsätzen für die Erstellung von Audiodeskriptionen im deutschsprachigen Raum verständigt.

Präambel:

Eine Audiodeskription resultiert aus der Ergänzung der Filmtonspur um eingesprochene Textelemente, die die Bildinhalte des Films wiedergeben bzw. akustisch verfügbar machen. Die Tonspur ist der wertvollste Zugang zum Film für blinde und sehbehinderte Menschen. Sie enthält für Nichtsehende eine Informationsdichte, die für Sehende nicht unmittelbar nachvollziehbar ist. Aus diesem Grunde ist die  Einbindung von qualifizierten blinden und sehbehinderten Autoren in den Erstellungsprozess der Audiodeskription wünschenswert.

Basis für eine gute Audiodeskription ist eine Analyse der inhaltlichen und formalen Aspekte des Films. Aus dieser Analyse des Films (Bild und Ton) leiten sich in den vier Schritten des Arbeitsprozesses die Entscheidungen über die Ergänzung der Tonspur durch Sprache ab. (Anm.: 1. Auswahl der zu beschreibenden Bildelemente; 2. Art und Umfang; 3. Platzierung; 4. Einbindung in die Tonspur)

Ziel der Audiodeskription ist es, den blinden und sehbehinderten Menschen ein barrierefreies Filmerlebnis zu ermöglichen, das dem Erlebnis der Sehenden entspricht. Dabei soll der Film als Gesamtkunstwerk erhalten bleiben.

Eine Audiodeskription sollte immer von entsprechend ausgebildeten Redakteuren abgenommen werden.

Bei der Abnahme ist auf die Einhaltung folgender Mindestanforderungen zu achten:

  • Die Audiodeskription muss Antworten auf die Fragen "Wer, Wo, Was, Wann" in jeder für den Handlungsablauf wichtigen Situation klären.
  • Beschreibungen sollen den Film wenig beeinträchtigen und deshalb in den Dialogpausen, aber dennoch möglichst handlungssynchron erfolgen.
  • In der Audiodeskription müssen Personen möglichst frühzeitig beschrieben werden: Aussehen der Protagonisten, Haar- und Hautfarbe, Alter, Kleidung, Körpersprache, Gesichtsausdrücke (Gestik und Gesichtsausdrücke sollten sorgfältig abgewogen und eher vorsichtig beschrieben werden. Sie können schnell missverstanden werden.)
  • Handlungsrelevante Geräusche sollen nicht übersprochen werden; Filmmusik berücksichtigen, relevante Akzente möglichst freilassen. (Töne und Geräusche können im Einzelfall irritierend und unverständlich sein. In diesem Fall muss die Audiodeskription eingreifen und den irritierenden Ton/das Geräusch identifizieren.)
  • Farben spielen für blinde und sehbehinderte Menschen eine wichtige Rolle. Deshalb sollte man in der Beschreibung auch darauf eingehen.
  • Die Audiodeskription sollte nicht erklären, nicht bewerten und nicht interpretieren.
  • Handlungen nicht zu stark zusammenfassen, sondern dem Genre und der Stimmung des Films anpassen.
  • Auf die allgemeine Formulierung "Wir sehen" wird verzichtet.
  • Beschreibungs-Texte werden im Präsens formuliert; in Ausnahmefällen ist auch Perfekt möglich.
  • Keine verschachtelten Sätze, keine komplizierten Satzkonstruktionen. Bei Satzstellung und Wortwahl Wiederholungen vermeiden, sodass keine Monotonien entstehen.
  • Unbestimmter Artikel beim ersten Erwähnen von Räumen, Gegenständen etc. (Es sei denn, sie sind ganz offensichtlich zuzuordnen. Bsp: seine Wohnung/ sein Bett/seine Zahnbürste.)
  • Bei der Beschreibung sollen nur bekannte Fachbegriffe verwendet werden. Falls unbekannte Fachbegriffe notwendig sind, müssen die kurz erläutert werden.
  • In Audiodeskriptionen sollten keine filmtechnischen Begriffe verwendet werden. Vielmehr sollte deren Wirkungsweise sprachlich transportiert werden.
  • Regional bekannte Ortsnamen nur dann verwenden, wenn sie inhaltlich relevant sind. In dem Fall sollten sie beschrieben und eingeführt werden. Bekannte Orte, Plätze usw. können benannt werden.
  • Rechts-Links-Frage: Bei Richtungsangaben hat die Perspektive des Betrachters Vorrang. Außer es geht um die Person, um "seinen" linken Fuß/Arm etc. Dann gilt das Körperprinzip.
  • Markennamen können genannt werden, wenn sie handlungsrelevant und oder wichtig für die Charakterisierung einer Figur sind.
  • Texteinblendungen (z.B. Bauchbinden) und Untertitel werden vorgelesen.
  • Die Film-Beschreibung muss in jedem Fall vor dem Beginn des Abspanns beendet sein.
  • AD-Sprecherin oder –Sprecher, Stimmlage, Sprechtempo  usw. sollten immer auf das Original abgestimmt ausgewählt werden.
  • Bei der Tonmischung müssen die technischen Normen (z.B. Tonaussteuerung nach EBU R 128 - Lautheit) eingehalten werden.
  • Die Tonmischung soll den Charakter und die Atmosphäre der Originalversion unterstützen. Die Beschreibung sollte an allen Stellen des Films gut verständlich sein. Originalfilmton und Beschreiber-Text stehen dabei in einem gleichrangigen akustischen Verhältnis zueinander.

Audiodeskription im Kinderfilm

Bei den Anforderungen an eine Hörfilmbeschreibung für blinde und sehbehinderte Kinder gibt es wichtige Unterschiede im Vergleich zu einer Audiodeskription für Erwachsene. ARD, ORF, SRF, ZDF sowie der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband haben sich auf Vorgaben für kindgerechte Audiodeskriptionen verständigt. Diese Grundsätze ergänzen die Richtlinien von ARD, ORF, SRF, ZDF, Deutsche Hörfilm gGmbH, Hörfilm e.V. und audioskript für die Erstellung von Audiodeskriptionen.

  • Audiodeskription für Kinder darf orientieren und Hilfestellung beim Verständnis der Handlung geben, aber möglichst ohne zu bewerten und zu interpretieren.
  • Szenen werden "luftiger" beschrieben: Es gibt weniger Text in den Lücken und es wird langsamer gesprochen. So haben Kinder mehr Zeit zur Verarbeitung der Informationen. Die Sprechweise darf für Kinder emotionaler sein als für Erwachsene.
  • Die Namen der handelnden Figuren und deren Beziehung zueinander werden schnell eingeführt, um Orientierung zu geben. Dafür kann eventuell schon der Vorspann genutzt werden. Wichtig ist ein eindeutiger Bezug zur Tonspur (zum Beispiel Stimme der Figur).
  • Im Vorspann kann es auch eine Filmeinführung mit Hinweisen auf Produktionsweise (Zeichentrick, Puppentrick), Genre (Abenteuer- oder Liebesfilm) und Filmspielzeit (Vergangenheit oder Zukunft) geben. Es sollte aber nicht zu viel Handlung verraten werden.
  • Wichtig bei den Figuren: Sind sie "echte" Menschen oder zum Beispiel animierte/gezeichnete Figuren oder aus Knete? Auch auf Tiere oder Gegenstände, die wie Menschen sprechen und handeln, muss regelmäßig hingewiesen werden.
  • Beim Aussehen der Figuren auf Haar- und Hautfarbe (Fell, Federn etc.), Frisur, Alter, Körperstatur, Gesichtsform, Augenfarbe, Nasenform, Lippen, Kleidung, Körpersprache sowie besonders auffällige Merkmale eingehen.
  • Die Beschreibung bewegt sich vom Großen ins Kleine ("Ein Kleid mit roten Tupfen" statt "Ein rot getupftes Kleid"). Größenangaben erfolgen durch tastbare und lebenspraktische Vergleiche ("Der Elefant ist so groß wie ein Baum").
  • Pronomen werden nur sparsam eingesetzt oder vermieden, wenn sie missverständlich sein können.
  • Die Sprache der Audiodeskription orientiert sich an der Filmsprache (Jugendsprache, Kindersprache), es werden altersgerechte Worte verwendet.
  • Es gibt einen einfachen und kurzen Satzbau (Subjekt, Prädikat, Objekt). Mehrere Informationen werden auf mehrere Sätze verteilt. Es wird verständlich und anschaulich ("großes schwarzes Auto" statt "Limousine") und lebendig formuliert (zum Beispiel "flitzen", "sausen", "düsen").
  • Wörter und Begriffe werden, wenn möglich, aus der Tonspur übernommen und einmal eingeführte Begriffe zu Räumen, Objekten, Figuren durchweg beibehalten. Doppeldeutige Wörter und Fremdwörter werden vermieden.
  • Wort-Neuschöpfungen können besonders betont oder langsamer ausgesprochen werden.
  • Kinder haben ein kleineres Farbverständnis. Deshalb reicht es zumeist, die Grundfarben zu verwenden.
  • Es ist wichtig, Mimik zu beschreiben und Gefühle einzuordnen (zum Beispiel "Anna schaut traurig nach unten"). Für Stimmungen sollten lautmalerische Wörter benutzt werden ("warmes gelbes Licht", "grauer trüber Himmel").
  • Bei Filmgestaltungsmitteln ist es sinnvoller, deren Wirkungsweise altersgerecht zu beschreiben (zum Beispiel Zeitlupe: "Alles bewegt sich sehr langsam", Zeitraffer:  "Alles bewegt sich sehr schnell"). Zeitsprünge und Rückblenden sollten für jüngere Kinder erklärt werden ("Sie träumt", "früher", "Er erinnert sich", "in der Vergangenheit").
  • Die Einbindung von Kindern bei der Texterstellung, bei der Abnahme oder auch der Einsatz von Kinderstimmen bei der Aufnahme sollten geprüft werden.
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