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Sind Insekten das Essen der Zukunft?

Hintergründe zur heute-show vom 03.03.2023

Sind Insekten das Essen der Zukunft?

Essbare Insekten gelten als Zukunfts-Alternative zu Rind, Schwein und Co. Ihr Verkauf als Lebensmittel ist bereits seit mehr als anderthalb Jahren in der EU zulässig. Seit 2021 dürfen bereits der gelbe Mehlwurm und Heuschrecken in der EU verarbeitet werden. Getrocknet als Snack, oder gemahlen als Zutat mit einem Anteil von maximal zehn Prozent in Keksen, Nudeln, Brot, Frühstücksflocken oder anderen proteinhaltigen Produkten. Im Februar 2022 kam die zu Pulver verarbeitete Hausgrille dazu.

Insekten gelten in der Europäischen Union als neuartige Lebensmittel und müssen einen langen Zulassungsprozess durchlaufen. Ende Januar gab es eine neue Genehmigung: Die EU-Kommission ließ die Larven des Getreideschimmelkäfers als Nahrungsmittel zu. Die europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit hat den Verzehr wissenschaftlich untersucht und als gesundheitlich unbedenklich eingestuft.

In ihrer „Farm-to-Fork“-Strategie" („Vom Hof auf den Teller“) bezeichnet die EU-Kommission Insekten als alternative Proteinquelle, die den Übergang zu einer nachhaltigeren Lebensmittelversorgung unterstützen könne. Nach Ansicht der Brüsseler Behörde hat die Insektenzucht zur Nahrungsgewinnung eine Reihe von Vorteilen: weniger Treibhausgase, weniger Wasser- und Flächenverbrauch sowie weniger Lebensmittelabfälle. Auch die UN-Ernährungsorganisation beschreibt Insekten als gesundes Nahrungsmittel – mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, Eiweiß, Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralien. Dem Verbraucherzentrale Bundesverband zufolge ist ihr Proteingehalt ähnlich hoch wie bei Fleisch von Rind, Schwein oder Pute, variiert aber je nach Art des Insekts.

Dass man künftig unabsichtlich zu Mehl, Chips oder Nudeln aus Insekten greift, ist aber nicht zu befürchten. Denn Produkte mit Insekten müssen genau gekennzeichnet sein, die Zutatenliste auf der Packung muss den Namen der Insektenart mit deutscher und lateinischer Bezeichnung aufführen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten selbst entscheiden, ob sie diese Lebensmittel dann kaufen oder nicht, heißt es in Brüssel. Einige Verbraucherschützer fordern trotzdem eine noch klarere Kennzeichnung, etwa „Kekse mit Insekten“ oder „Nudeln mit Insekten“.

Insekten sind sowohl gemahlen als auch als Ganzes erhältlich. Als Mehl dürfen sie in Backwaren wie Brötchen, Brot, Keksen und Pasta verarbeitet werden, in Pulverform dürfen sie Soßen und Suppen beigefügt werden. Auch als Fleisch- und Milchersatz, in Kartoffelerzeugnissen oder Schokolade sind sie erlaubt. Die Produkte dürfen dann nicht als vegan oder vegetarisch gekennzeichnet werden. Auch Hinweise für Allergiker sind wichtig: Wie bei vielen anderen Lebensmitteln könnte auch Insektenpulver in seltenen Fällen Reaktionen auslösen – etwa bei den Menschen, die gegen Krebstiere, Weichtiere und Hausstaubmilben allergisch sind.

In der Regel werben die Hersteller explizit mit dem Insektenanteil auf der Verpackung. Allerdings muss sich erst noch zeigen, ob und wie schnell sich solche Produkte durchsetzen. Bisher sei das Angebot an Lebensmitteln mit Insekten ein „wirklich ein ganz, ganz kleiner Nischenmarkt“, erklärt Lebensmittelchemiker Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Hierzulande sind aktuell nur wenige Produkte mit geringen Mengen an Insekten erhältlich – etwa Riegel oder Nudeln. Dass Insektenpulver in Kekse oder Mehl gemischt werde, liege „wirklich noch in weiter Ferne“, so Valet.

Der Gedanke, Insekten zu essen, ist in Deutschland für viele noch gewöhnungsbedürftig. Dabei stecken Insekten oder ihre Ausscheidungen bereits in vielen Lebensmitteln. „Echtes Karmin“ – dieser natürliche Lebensmittelfarbstoff kann zum Beispiel in Süßigkeiten oder Milchprodukten zum Einsatz kommen. Karmin wird aus Conchenille-Schildläusen gewonnen. Damit der leicht bis leuchtend rote Lebensmittelfarbstoff entsteht, werden die weiblichen Läuse getrocknet und gemahlen. Und auch Süßigkeiten, sowie Tabletten oder Zigaretten kommen mitunter nicht an der Laus vorbei: Schellack ist ein Harz, das Schildlaus-Weibchen absondern, um ihre abgelegten Eier zu schützen. Er lässt Schokoladendragees, Kaugummis oder Tabletten glänzen oder wird bei Zigaretten als Klebstoff verwendet.

Die EU-Zulassung zu Insekten in Lebensmitteln sorgt hierzulande für Verunsicherung. Gerade in den konservativen Lagern von CDU und CSU ist diese Entscheidung ein weiterer Schritt in Richtung „Öko-Diktatur“. Das Ziel der CSU: „Bayern vor der Ampel beschützen“. Auf dem Politischen Aschermittwoch (22. Februar) teilte Ministerpräsident Markus Söder entsprechend aus und appellierte an das Traditionsbewusstsein der Basis: „Wir essen lieber Schweinsbraten als Insekten oder Madenmüsli.“ Auch wenn Hausgrille und Getreideschimmelkäfer mittlerweile als Nahrungsmittel zugelassen seien, könnten die Grünen „das Zeug selber fressen, wir machen das nicht, niemals“, bekräftigte er und witzelte: „Vor drei Jahren hieß es 'Rettet die Bienen' – und jetzt 'Futtert die Käfer'.“

Die EU-Lebensmittelbehörde prüft aktuell acht weitere Anträge für Insekten-Produkte. In der Schweiz sind Mehlwürmer, Grillen und europäische Wanderheuschrecken bereits seit 2017 für den Verzehr freigegeben.

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