Die Kulturen der Welt auf „völlig neuartige Weise“ ausstellen: Das ist das hochgesteckte Ziel des Berliner Humboldtforums, Deutschlands größtem Kulturprojekt. Doch wie kann das gelingen? Dürfen indigene Völker, die dort ab 2019 präsentiert werden sollen, eigene Vorstellungen einbringen? Eine filmische Reise von Berlin bis zu den Kogi-Indianern in Kolumbien. Dort leben sie in einem für Fremde eigentlich nicht zugänglichen Gebiet noch wie vor 400 Jahren.
Die Begegnung mit der Welt der Indigenen ist eine große Herausforderung für die Ausstellungsmacher im neuen Berliner Stadtschloss. Wie kann man ihre Vorstellungswelten vermitteln, die den unseren so ganz fremd sind? Wie geht man mit Ritualobjekten um, die nicht für fremde Blicke bestimmt sind? Wie reagiert man auf Rückgabeforderungen?
Identitäten wiederherstellen
Die Ethnologen und Museumsleute in Berlin suchen nach neuen Wegen der Präsentation, wollen Indigenen mehr Raum und Gehör verschaffen. Damit gehen sie weiter als viele Staaten in Südamerika, die den Indianern immer noch ihre Rechte auf Autonomie, Sprache und Land verweigern. Zahlreiche indigene Völker besinnen sich jedoch mehr und mehr auf ihre Wurzeln, beschäftigen sich mit ihrer oft schon fast verloren gegangenen Kultur, wollen ihre Identität als Indigene wieder herstellen. Mehr und mehr bringen sie ihre Bedürfnisse ins Spiel, gewinnen Kraft und Authentizität zurück.
Im Rahmen der Planungen für das Humboldtforum wurden indigene Gruppen aus Venezuela und Kolumbien nach Berlin eingeladen und begegneten im Ethnologischen Museum in tief bewegenden Momenten erstmals den Objekten ihrer Vorfahren. Deutsche Sammler hatten sie vor über hundert Jahren mitgebracht. Die Indigenen haben sie untersucht und Ideen entwickelt, wie über sie ihre Geschichte und Kultur vermittelt werden kann. Ein erster Schritt, um ihre Weltvorstellung für uns, die wir vom Denken der Aufklärung und den Naturwissenschaften geprägt sind, verständlich und nachvollziehbarer zu machen.
Überlebt - allen Unbillen zum Totz
Die Dokumentation „Die Indianer kommen“ zeigt diesen herausfordernden Annäherungsprozess, begleitet die Besucher aus Südamerika in Berlin und besucht den einzigen noch existierenden Indianerstamm im Hochland der Sierra Nevada de Santa Marta, der es geschafft hat, seine hochgeistige Kultur und Lebensweise vollständig zu erhalten: die Kogi. Trotz der fast völligen Ausrottung durch die spanische Eroberung und Bedrohungen durch Guerilla, Drogenkartelle und Paramilitärs gibt es sie bis heute.
ZDF-Autorin Carola Wedel hatte mit ihrem Team die äußerst seltene Gelegenheit, beim Stamm der Kogi in Kolumbien drehen zu dürfen: heilige Rituale, besondere Orte, Alltagsleben. Außergewöhnliche Einblicke in das, was das Leben eines indigenen Volkes ausmacht. Ein großer Vertrauensbeweis und der Beginn eines Dialoges. Bei dem Besuch des Fernsehteams ging es auch um zwei Masken, die sich in Berlin im Depot des Ethnologischen Museums befinden und die die Kogi gerne zurück hätten. Der Versuch einer Annäherung - mit allen Schwierigkeiten, die diese so andere Welt für uns und das Berliner Schloss Humboldtforum bedeuten.
-
-
-
-
-
-
In der Langzeitdokumentation „Jahrhundertprojekt Museumsinsel“ berichtet Carola Wedel seit 2001 jährlich über die Veränderungen und Herausforderungen in Berlins historischer Stadtmitte, wo sich Museumsinsel und das benachbarte Humboldtforum zu einer in Europa einzigartigen Museumslandschaft entwickeln. ZDF und 3sat betreiben seit 14 Jahren eine erfolgreiche Medienpartnerschaft mit dem UNESCO Weltkulturerbe “Museumsinsel”.