Auch das ZDF erinnert in diesen Wochen an den 17. Juni 1953, den Volksaufstand in der DDR vor 70 Jahren.
Die dreiteilige Dokureihe "Ein Tag in der DDR" wird zum Jahrestag in die Mediathek gestellt, noch vor dem Sendestart. Die Filme knüpfen insofern an das Erinnerungsdatum an, weil sie verdeutlichen, wie sich in den 1980er-Jahren zeigte, dass das SED-Regime die Gründe des Aufstandes von 1953 nie selbstkritisch aufgearbeitet, geschweige denn daraus gelernt hatte.
Die Filme widmen sich drei sehr verschiedenen persönlichen Geschichten aus den 1980er-Jahren. Es geht um – vor allem für die Protagonisten – folgenreiche Tage (in der DDR), die weniger bekannt, aber doch kennzeichnend sind für ihre Zeit: "Der Trabi-Krimi" dreht sich um einen spektakulären Autoklau durch einen Trabi-Werksangehörigen. "Das Flucht-Drama" zeigt die unglaubliche wie gefährliche Flucht mit einer Raupe über die innerdeutsche Grenze. Und der "Politbüro-Skandal" schließlich die Demontage und Absetzung eines populären Spitzengenossen. Die drei Filme gewähren Einblicke in einen Staat und seine Lebenswelten, die mit Schlagworten wie "Unrechtsregime", "Mangelwirtschaft" oder "Mauerstaat" nicht zu fassen sind. Alle Akteure der Filme lebten an ihrem Platz auf eigene Weise eingebunden in das DDR-System, waren Teil von dessen Alltag: Der Trabi-Dieb als Arbeiter im VEB-Sachsenring, die anderen als abenteuerlustiger Freundeskreis im grenznahen Raum und schließlich das bekannte Politbüro-Mitglied Konrad Naumann, das durch Eskapaden immer öfter aus der Rolle fiel.
Der Autoklau fand in einem volkseigenen Betrieb statt, der Dieb war Teil des Milieus, wollte aber ein Leben mit mehr Luxus. Die drei Freunde, die später fliehen, genießen eigentlich ihr Dasein als Hobbyschrauber und Bastler, fühlen sich frei, wenn sie mit ihren Motorrädern auf Tour gehen. Eher aus einer Bierlaune heraus treffen sie schließlich die Entscheidung zur Flucht. Der Fall Naumann gewährt schließlich Einblicke in einen Machtapparat, der den DDR-Bürgern seinerzeit verschlossen blieb, und dessen Geschichte immer noch Überraschungen bietet. Konrad Naumann forderte Erich Honecker heraus – und stürzte. Der Staats- und Parteichef bereute dann allerdings später – nach der Wende –, dass er den populären SED-Chef von Ost-Berlin abgesetzt hatte.
Die drei Episoden eröffnen den Blick auf das letzte Jahrzehnt der DDR, spiegeln Entwicklungen, die schließlich auch zum Untergang des Staates führten: Die zunehmend vergreisende SED-Führungsebene verschloss sich allen Reformen, verkannte den Freiheitswillen der Bürger. Als sich dann 1989 erste Schlupflöcher im Eisernen Vorhang auftaten und der Umbruch in anderen Ländern des "Ostblocks" begann, kam es zu einer Sogwirkung, die das Regime ins Wanken brachte. So geben die drei besonderen Tage Einblicke in das "andere Deutschland", das am Ende seinen zentrifugalen Kräften nicht mehr standhielt und an sich selbst zerbrach.