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Deutschland, Trockenland

Wenn das Wasser knapp wird

von Enrico Demurray und Angelika Wörthmüller

Dürre und Hitze – seit ein paar Jahren ist fast jeder Sommer ein Supersommer. Auf Deutschland kommen neue Herausforderungen zu.

Videolänge:
30 min
Datum:
13.08.2023
:
UT
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 09.08.2028

Die Nachrichten sind besorgniserregend: In den letzten 20 Jahren gingen in Deutschland 15,2 Milliarden Tonnen Wasser aus den natürlichen Speichern verloren, so das Geoforschungszentrum Potsdam. Vielerorts spüren die Menschen die Folgen der Knappheit schon heute.

Wie wichtig Wasser für uns Menschen ist, erleben sie dort täglich: Im Malteserstift St. Bonifatius in Essen sorgt man sich in der Hitze um die vielen hochbetagten Bewohnerinnen und Bewohner. Das Heim liegt in der Innenstadt, kaum Grün, dafür Beton und Häuser ohne Ende. 4500 Hitzetote gab es 2022 in Deutschland. Vor allem Menschen mit Vorerkrankungen leiden. Viel lüften und vor allem reichlich Wasser trinken – mindestens eineinhalb Liter täglich.

Bad Königshofen hat schon dreimal in den letzten fünf Jahren den traurigen Rekord geschafft, die trockenste Gemeinde Bayerns zu sein. Schon Anfang Juni 2023 musste Bürgermeister Helbling wieder den Trinkwassernotstand ausrufen. Kein Besprengen von Grünflächen oder Rasen, kein Befüllen von Pools, keine Autowäsche oder ähnliches mehr.

Wie dramatisch die Lage ist, hat Michael Müller vom Wasserwerk der Gemeinde jeden Tag vor Augen. Zwei seiner neun Brunnen liefern kein Wasser mehr. Der Grundwasserspiegel hat sich seit 2017 nicht mehr erholt, sagt er. Er müsse die Pumpmenge um die Hälfte reduzieren. "Wir sind die Sahara Deutschlands, wir machen, was geht." Seine größte Sorge ist ein Waldbrand. "Woher soll das Löschwasser kommen?"

Auch die Felder sehen traurig aus. Die Erbsen kommen nicht hoch, sie kleben am Boden. "Ohne Wasser wächst nun mal keine Pflanze", sagt Nebenerwerbslandwirt Gerhard Jäger, er ist auch der ehrenamtliche Bürgermeister von Kleineibstadt in Nordbayern. Die Ernte lohne kaum noch. Es fehlt der Regen.

Der Seddiner See in Brandenburg führt auf dramatische Weise vor, wie bedrohlich die Folgen der Dürre sind. "Wenn es so weitergeht, wird der See ganz verschwinden", sagt die Seddiner Bürgermeisterin Carina Simmes. "Und das hat Auswirkungen auf die gesamte Wasserversorgung der Region." 40 Prozent hat der See schon verloren, jährlich sinkt der Spiegel um zehn bis fünfzehn Zentimeter, und in den vergangenen fünf Jahren waren es noch mehr. Schon vor dem Klimawandel wurde mehr Grundwasser entnommen als sich neu bildet, und jetzt, wo der Regen knapper wird, wird der Wassermangel immer größer.

Für Fischer Mirko Mannheim ist das existenzbedrohend. Nur noch ein Prozent der früheren Fangmenge gehen ins Netz. Die Bürgermeisterin will eine Trasse bauen lassen, die Wasser aus einem nahe gelegenen Fluss in den See leitet. Das könnte den See retten. Doch es fehlen die Fördermittel der Brandenburger Landesregierung. Die verfolgt stattdessen den Plan, ein neues Gewerbegebiet in der Region zu bauen. 300 Hektar Wald müssten dafür abgeholzt werden. Woher das Wasser dafür kommen soll, weiß keiner. "Von hier jedenfalls nicht", sagt Bürgermeisterin Simmes.

Im Garten von Lena A. steht ein Aufstellpool. Acht Kubikmeter Wasser braucht es, um ihn zu befüllen. Der vierjährige Sohn genießt es, sich im Wasser zu drehen. Seine Mutter aber beobachtet das Spiel mit gemischten Gefühlen. "Es ist toll für den Jungen, aber nochmals würde ich den Pool nicht aufstellen. Das Wasser könnte man besser verwenden."

So wie Lena A. geht es vielen Menschen in Deutschland. Wasser war früher ein selbstverständliches Gut, praktisch unbegrenzt verfügbar zu günstigem Preis. Doch die Zeiten ändern sich. Die "ZDF.reportage" ist unterwegs zu Orten, in den Wasserknappheit bereits heute das Leben einschränkt.

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