Nina Kunzendorf ist Lena, die 20 Jahre jüngere zweite Frau von Uli. Sie weiß, dass sie mit ihm nie teilen wird, was Vera hatte - eine Familie. Ein nächtliches Weintrinken wird für beide Frauen zum verbalen Schlagabtausch, bei dem Ängste und unerfüllte Wünsche plötzlich unverhüllt ihr Gesicht zeigen. Die Schauspielerin hat die intensive Arbeit mit ihren Kollegen in diesen kammerspielähnlichen Situationen sehr genossen.
ZDF: "Liebesjahre" ist ein Ensemblestück und gleicht in seiner Inszenierung eher einem Theaterstück als einem Fernsehfilm. Worin besteht der Reiz eines solch intimen Drehs und inwiefern haben Sie dabei von Ihrer Bühnenerfahrung profitiert?
Nina Kunzendorf: Obwohl ich das Puzzlespiel beim Drehen durchaus genießen kann, also das Hin- und Herspringen zwischen Drehbuchanfang- und ende, das kleinteilige Auflösen einer Szene, den Wechsel von Drehorten, habe ich "Liebesjahre" als außerordentlich wertvolle Arbeit empfunden. Ein Glück, mit drei großartigen Kollegen, konzentriert an einem Ort, den Weg einer Geschichte chronologisch von Anfang bis Ende gehen zu dürfen.
Als Theaterschauspielerin bin ich einen langen Atem gewohnt. Ich weiß, wie es sich anfühlt eine lange Strecke zu spielen, einen Bogen, eine Geschichte. Möglicherweise habe ich mich auch deshalb so wohl und zuhause gefühlt. Aber ehrlich gesagt habe ich bei fast jeder neuen Arbeit das Gefühl, ungelenk von vorne anzufangen.
ZDF: Ihre Filmfigur Johanna hat zunächst große Vorbehalte, mit Uli zu dessen altem Haus zu fahren und sich seiner Vergangenheit und vor allem seiner Ex-Frau zu stellen. Ihre Vorahnung bewahrheitet sich. Die Situation eskaliert. Inwieweit können Sie die Angst nachvollziehen, sich der Vergangenheit zu stellen und sich damit der Gefahr auszusetzen, dass sie Gegenwart und Zukunft überschatten?
Kunzendorf: Nachvollziehen kann ich das selbstverständlich. Aber Johanna und Nina sind doch ziemlich verschieden. Nina wäre entweder nicht mitgefahren oder wenn doch, reichlich schnell wieder abgereist. Wenn sie durchgehalten hätte bis zum Schluss, dann weitaus weniger duldsam und nicht ohne penetrantes Fragenstellen, Infragestellen, Konfrontation. Ich bin eine Wissen-Wollerin, ich stelle mich gerne Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
ZDF: Johanna ist zwanzig Jahre jünger als ihr Mann Uli und wünscht sich eine eigene Familie mit ihm. Welche Chance auf eine dauerhafte Beziehung haben Ihrer Ansicht nach Paare, bei denen einer der Partner einen bestimmten Lebensabschnitt schon einmal erlebt und eigentlich damit abgeschlossen hat?
Kunzendorf: Diese Frage kann ich nicht beantworten. Zumindest nicht im Sinne von Chancen, Wahrscheinlichkeit, Statistik. Es gibt Menschen und Menschen. Es gibt gleichaltrige Paare, die trostlose Beziehungen führen, und unterschiedlich alte Partner, die glücklich miteinander sind, bis sie in die Kiste springen. Und umgekehrt. Ich bin für Liebe und die ist da, wo sie hinfällt.
ZDF: Mit Iris Berben, Peter Simonischek, Axel Milberg und Ihnen hat sich ein außergewöhnliches Ensemble zusammengefunden. Wie haben Sie die Atmosphäre am Set erlebt und was haben Sie im Besonderen an dem Zusammenspiel mit den Kollegen genossen?
Kunzendorf: Zugegebenermaßen war mir ein wenig bange bei der Vorstellung, vier Wochen auf so konzentriertem Raum miteinander zu sein. Axel Milberg war der einzige Kollege, den ich ein wenig kannte. Meine Sorgen sind rasend schnell davon geflogen. Die Zusammenarbeit war geprägt von großem Respekt, großer Zuneigung und zum Glück einer ordentlichen Portion Humor. Das Spielen ging leicht von der Hand, bei so tollen Kollegen muss man nur zuschauen, zuhören und reagieren.