"Gendern" oder "gendergerechte Sprache" ist eine Art zu schreiben oder sprechen.
Damit sollen sowohl Jungen als auch Mädchen angesprochen werden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten dafür und auch Kritik daran.
Im Bundesland Bayern hat die Regierung nun entschieden, dass in Ämtern, Schulen und Hochschulen bald Teile der gendergerechten Sprache nicht mehr verwendet werden dürfen. Sprechen dürft ihr dort in der Schule natürlich noch so wie ihr wollt. Es geht vor allem um die Schriftsprache. Und: Betroffen sind vor allem Lehrerinnen und Lehrer - etwa auf Internetseiten von Schulen oder in Elternbriefen dürfen dann zum Beispiel keine Gendersternchen ("Bürger*innen"), Binnenmajuskeln ("LehrerInnen"), Doppelpunkte ("Arbeiter:innen") und Gendergaps ("Verkäufer_innen") mehr verwendet werden. Aber worum geht es bei der Gendersprache überhaupt und wieso gibt es so viel Kritik daran, dass es nun sogar teilweise verboten wird?
Um solche Gendersternchen geht es beim Verbot in Bayern.
Quelle: dpa
Nur Männer! Oder auch Frauen?
Das Wort "gender" (sprich: dschänder) kommt aus dem Englischen und bedeutet "Geschlecht". Damit ist hier alles gemeint, was als "typisch für Frauen" oder "typisch für Männer" angesehen wird. Zum Beispiel auch, welche Berufe typischerweise eher Männer haben und welche eher Frauen.
Wenn die Rede von Piloten, Architekten und Computerexperten ist, stellen wir uns in der Regel Männer vor. Dabei gibt es ja auch Pilotinnen, Architektinnen und Computerexpertinnen.
Weil sie in der Sprache kaum auftauchen, kommen manche Mädchen jedoch gar nicht auf die Idee, dass diese Berufe für sie infrage kommen könnten.
Umgekehrt gibt es natürlich nicht nur Krankenschwestern, sondern auch Krankenpfleger. Es gibt nicht nur Erzieherinnen, sondern auch Erzieher. Und Jungs haben in diesen Fällen das gleiche Problem.
So denken Jungen oder Mädchen vielleicht gar nicht über die Möglichkeit nach, einen Beruf auszuprobieren, der ihnen gut gefallen würde und verpassen eine Chance.
Sind in einer "Schülergruppe" auch Mädchen?
Spricht man von Schulkindern, so sagt man in der Regel "die Schüler". Denn in der deutschen Sprache verwendet man in der Mehrzahl die männliche Form, das "generische Maskulinum", um über alle – Mädchen und Jungs - zu sprechen. So sind die Regeln der deutschen Grammatik. Allerdings: Man erkennt am Wort Schüler nicht direkt, ob dabei in der Gruppe nur die Jungs oder auch die Mädchen gemeint sind. Menschen können sich dadurch ausgeschlossen fühlen.
Wir erklären euch, was es mit Politiker*innen und Co. auf sich hat.
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Und was jetzt?
Es gibt den Vorschlag, anders zu sprechen, damit sich alle angesprochen fühlen: Mädchen, Jungs und Menschen, die sich weder als das eine noch das andere fühlen.
Die Idee dahinter: Wenn Frauen, Männer und überhaupt alle Menschen genannt werden, fällt auch die Vorstellung von "typisch Mann" und "typisch Frau" weg. Ziel ist, dass die Sprache gerechter wird. Deswegen ist auch die Rede von gendergerechter Sprache.
Und wie soll das funktionieren?
Hier stellen wir euch ein paar Möglichkeiten vor:
Schülerinnen und Schüler
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
Diese Schreibweise ist grammatikalisch richtig. Sie wird häufig bei Anreden oder Begrüßungen verwendet.
Schüler*innen
Mitarbeiter*innen
Wissenschaftler*innen
Um zu vermeiden, dass ein Text deutlich länger wird, kann das Gender-Sternchen verwendet werden. Mit dem Stern sollen außerdem auch die Menschen angesprochen werden, die sich weder weiblich noch männlich fühlen. Das Sternchen soll symbolisch in alle Richtungen strahlen.
Beim Sprechen macht man meist eine Pause zwischen „Schüler“ und „innen“. So kann man das Gendern auch beim Sprechen hören. Eine Kritik bei dieser Form ist, dass sie beim Lesen stören kann. Außerdem ist diese Form in den offiziellen Schreibregeln, die etwa in der Schule gelten, nicht zugelassen.
Studierende
Mitarbeitende
Lehrende
Das ist eine geschlechtsneutrale Form, die weder ausschließlich weiblich noch männlich formuliert ist. Ein Problem dabei ist, dass sie sich oft nicht bilden lässt.
Mensch
Lehrkraft
Vertretung
Hier werden neutrale Formen verwendet. Dazu zählen auch Wörter wie alle, viele oder manche.
Kritik am Gendern
Menschen, die gendergerechte Sprache kritisch sehen, finden: Texte werdendadurch länger und komplizierter. Außerdem sei eine gendergerechte Sprache gar nicht nötig. Denn wenn im Deutschen von „Schülern“ gesprochen wird, steht das grammatikalisch schließlich für alle – Jungs und Mädchen. Wird in einem Text das Gendersternchen verwendet und es ist von „Schüler*innen“ die Rede, dann kann das eventuell dazu führen, dass man sich beim Lesen wiederum ausschließlich weibliche Schülerinnen vorstellt.
Und auch wenn sich zum Beispiel mehr Mädchen vorstellen können, später Pilotinnen oder Architektinnen zu werden, weil beide Formen genannt werden: Eine gendergerechte Sprache allein wird nicht automatisch dazu führen, dass Mädchen später häufiger technische Berufe erlernen oder mehr Jungs Erzieher werden möchten.
Regeln zum Gendern
In Deutschland gibt es keine einheitlichen Regeln zum Gendern. In den Rechtschreibregeln, die etwa in der Schule gelten, ist die Schreibweise mit Sternchen gar nicht zugelassen. Es kann jede und jeder selbst entscheiden, wie man sprechen möchte.
Und wie machen wir das bei logo!?
Unsere logo!-Sendung dauert in der Regel ungefähr zehn Minuten. In dieser Zeit möchten wir viele Informationen unterbringen. Wenn wir zum Beispiel "Politiker und Politikerinnen" sagen, wird der Text länger. Deshalb sagen wir es nicht immer so. Wir achten bei den Bildern darauf, sowohl Männer als auch Frauen zu zeigen.
Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass wir in unseren Artikeln hier auf logo.de oft beide Geschlechter nennen. Wir schreiben also zum Beispiel "Schülerinnen und Schüler". Allerdings werden unsere Texte dadurch natürlich länger, weshalb wir das nicht immer machen. Denn uns ist wichtig, gut verständliche Texte für euch zu schreiben.
Unser Social-Media-Kanal heißt zdflogo und ist für Jugendliche. Hier benutzen wir das Gendersternchen. Wir schreiben also "Schüler*innen". Denn das ist kurz, und es spricht alle Menschen an, unabhängig vom Geschlecht.
Dieser Text wurde zuerst am 28.01.2021 geschrieben und am 21.03.2023 und 20.03.2024 ergänzt.