Wegen der Corona-Pandemie fällt der Festakt aus. Nicht aber die Preisverleihung, denn die Auszeichnungen kommen zu den Ausgezeichneten: Vivian Perkovic reist durch die Republik, trifft Schauspieler*innen, Regisseur*innen und Journalist*innen, und spricht mit ihnen über ihr Wirken.
"Publizistik ist ein Mittel der Freiheit, ein Mittel zur Freiheit. Durch Information, durch Meinungsäußerung, durch Orientierung, durch Kritik arbeiten wir an der menschlichen Freiheit mit.“ Der christliche Publizist und bayerische Pfarrer Robert Geisendörfer (1910 – 1976) erkannte als einer der ersten, dass christlicher Journalismus Unabhängigkeit braucht, um von säkularen Medien und der Öffentlichkeit ernst genommen zu werden und ein loyal-kritisches Gegenüber zur Kirche sein zu können. Er setzte auch als Rundfunkfachmann, Medienpolitiker und Fernsehbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Maßstäbe journalistischer Profession und Passion.
Sein Name trägt auch der Preis, mit dem jedes Jahr publizistische Leistungen deutscher Fernseh- und Rundfunkveranstalter ausgezeichnet werden, die das individuelle und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, die zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter und zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen und Völkern beitragen.
Die Preisträger*innen
"Trotz aller Gewalt, trotz aller Bedrängnis, allem Kummer, trotz allem Unrecht: Izzeldin Abuelaish bleibt seinem Lebensmotto treu. "Ich werde nicht hassen." Die autobiografische Geschichte des palästinensischen Arztes aus dem Gazastreifen ist in diesem packenden WDR-Hörspiel ein eindringliches Zeugnis für Frieden, Versöhnung, und Menschlichkeit. Sie rüttelt wach und schenkt Hoffnung, ohne die unhaltbare Situation schön zu reden. "
(aus der Jurybegründung)
"Der SWR-Podcast "Sack Reis“ spielt gekonnt mit der scheinbaren Irrelevanz von Ereignissen, die weit weg sind und einen nichts angehen. Er stellt auf verblüffend einfache Weise "Nähe“ her: Junge Menschen erleben im eins zu eins Gespräch Gleichaltrige aus anderen Teilen der Welt und bekommen quasi ungefiltert sehr lebendige Einblicke in das Leben und die Situation in anderen Ländern. Gewürdigt werden deshalb Steffi Fetz, die die Idee zu diesem Podcast hatte und das Format erarbeitet hat. Und die Jury würdigt die Hosts und tragenden Stimmen des Podcasts: Merve Kayikci, Malcolm Ohanwe und Ramon Sina. Sie begegnen ihren Gesprächsgästen durchgehend auf Augenhöhe."
(aus der Jurybegründung)
1939 wollen 937 Juden auf dem Kreuzfahrtschiff Sankt Louis Nazideutschland verlassen. Eigentlich wollen sie nach Kuba flüchten, aber weder da, noch in den USA oder Kanada, werden sie aufgenommen. Kapitän Gustav Schröder ist gezwungen, Kurs zurück nach Europa zu nehmen. Die NDR-Produktion "Die Ungewollten" mischt Dokumentar- und Spielfilm. Bootsflüchtlinge, die keinen Hafen finden. Detailreich und gut erzählt, fesselnd inszeniert, grandios gespielt. Die wahre Geschichte der St. Louis mit ihren 900 jüdischen Flüchtlingen ging schließlich, dank Schröders Unbeugsamkeit, einigermaßen gut aus und ist zugleich von bedrückender Aktualität."
(aus der Jurybegründung)
"Mit ihrem dokumentarischen Vierteiler "Colonia Dignidad, aus dem Innern einer deutschen Sekte", (WDR/ARTE) ist Annette Baumeister und Wilfried Huismann eine erdrückend dichte Chronik über ein drei Jahrzehnte andauerndes Verbrechen meisterlich gelungen. Sie lassen uns in die Abgründe einer deutschen Sekte in Chile blicken. Und wir sehen das radikale Böse. Diese genau nachgezeichnete Geschichte eines Verbrechens ist ein Lehrstück über das Entstehen totaler Herrschaft."
(aus der Jurybegründung)
"Die Episode "Wir kriegen ein Baby", aus der WDR-Reihe die Sendung mit dem Elefanten, feiert das Wunder des Lebens ohne kitschig, pathetisch, oder peinlich zu werden. Aus der Erlebnisperspektive der älteren Geschwister erleben Vorschulkinder fasziniert Schwangerschaft, Geburtsvorbereitung und selbst die Hausgeburt mit. Besser, fand die Jury, kann man es nicht machen."
(aus der Jurybegründung)
"Das Mädchen mit den langen Haaren", aus der SWR-Reihe "Schau in meine Welt", ist die Verbeugung vor einem Teenager, der uneigennützig seine Haare einem anderen ohne Kopfhaar spendet. Damit trifft Preisträgerin Agnes Lisa Wegner thematisch den Nerv von jungen Mädchen. Die Kamera erzählt unaufgeregt und doch bewegend und fesselnd. Wegner zeigt in ihrem Film, welch doppelter Gewinn in freudvollem Geben und Nehmen liegen kann."
(aus der Jurybegründung)
"Der "Sonderpreis der Jury" geht in diesem Jahr an die Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf für ihre Sendungen aus der gegen ProSieben gewonnen und Sendezeit. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury von der siebenstündigen Dokumentation zum Pflegenotstand. Sie ist inhaltlich überzeugend und zudem formal innovativ. Damit wurde zur Prime Time eine jüngere Zielgruppe auf überraschende und ernsthafte Weise mit den Themen und Werten konfrontiert, für die der Robert Geisendörfer Preis steht. Sprachlosen eine Stimme geben und Fürsprache üben.
(aus der Jurybegründung)"