2022 sank die Geburtenhäufigkeit in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 2013. Ob wirtschaftliche Unsicherheiten, Kriege, Konflikte oder die Klimakrise - die angespannte Weltlage beeinflusst auch den Kinderwunsch junger Menschen. Laut einer repräsentativen Umfrage unter 24- bis 34-Jährigen sind 11,5 Prozent entschlossen, keinen Nachwuchs zu bekommen, 13 Prozent sind sich noch unsicher. Gut ein Drittel hat dennoch fest vor Kinder zu kriegen. Bei Sag's mir diskutieren wir: Sollte man in diese Welt überhaupt noch Kinder setzen?
Kinder gestalten Zukunft
Sissi ist Hebamme und Mutter eines Sohnes und dreier Töchtern. Für die 38-Jährige stand schon immer fest, dass sie Kinder haben möchte. Auch wenn das oft Kompromisse und Verzicht bedeute, erlebt Sissi das Muttersein vor allem als Bereicherung: "Meine Kinder geben meinem Leben Sinn, weil ich dadurch die Möglichkeit habe, ganz viele Dinge nochmal aus einer anderen Perspektive zu sehen."
Ein Leben ohne Kinder kann sich Sissi daher nicht vorstellen. Und trotzdem: Sissi sorgt sich darum, in welcher Zukunft ihre Kinder einmal leben werden und sieht es als ihre Aufgabe, die vier auf herausfordernde Zeiten vorzubereiten: "Ich glaube, dass meine Kinder die Zukunft mitgestalten werden und habe die Hoffnung, dass ihre Generation noch was drehen kann."
Die größte Umweltbelastung
Angesichts der vielen Krisen findet Verena es sehr bedenklich, sich heute noch fürs Kinderkriegen zu entscheiden. Sie begegnet Eltern eher skeptisch: "Sich zu reproduzieren, ist schon ein bisschen egoistisch und narzisstisch." Die 43-Jährige schreibt Bücher über ein kinderfreies Leben, zu dem sie sich vor einigen Jahren selbst entschlossen hat: "Der größte Beitrag, den ich persönlich zum Umweltschutz leisten kann, ist der Verzicht auf Reproduktion. Und da war dann die Sache für mich klar."
Aber auch der Wunsch nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit spielten eine große Rolle für Verena, die sich zudem als Radikalfeministin bezeichnet: "Keine Kinder zu bekommen, ist meine größtmögliche Auflehnung gegen das Patriarchat."
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Bei "Sag’s mir" begegnen sich zwei Menschen, die eine vollkommen unterschiedliche Sicht auf das Mutterwerden haben. Gelingt es zwei Fremden, sich trotz ihrer konträren Lebensentwürfe näher zu kommen?
"Sag’s mir" mit den Gästen Sissi Rasche, vierfache Mutter und Hebamme, sowie Verena Brunschweiger, Childfree-Aktivistin, Schriftstellerin und Lehrerin.