Update am Abend: Getreide als Putins Hebel der Macht

    Update

    Update am Abend:Getreide als Putins Hebel der Macht

    Jan Schneider
    von Jan Schneider
    |
    ZDFheute Update

    Guten Abend,

    Wladimir Putin hat im letzten Jahr viel Macht eingebüßt: Seine Armee ist in der Defensive, seine Abschreckungsrhetorik wird nur noch zur Kenntnis genommen und sorgt weniger für Angst und Schrecken und selbst einen militärischen Putsch konnte er nicht selbst beenden, sondern brauchte Hilfe aus dem Nachbarland.
    Einer seiner Hebel der Macht ist die Kontrolle über das Schwarze Meer und damit die Getreideexporte der Ukraine. Die Invasion Russlands in die Ukraine hat zu einem erheblichen Anstieg der Nahrungsmittelpreise auf den Weltmärkten geführt. Die Getreidepreise sind besonders stark gestiegen. Sie erinnern sich vielleicht noch daran, dass Sonnenblumenöl wochenlang Mangelware im Supermarkt war.
    Dramatischer sind die Auswirkungen für Entwicklungsländer: 64 Prozent des im Rahmen der Schwarzmeer-Getreide-Initiative ausgeführten Weizens gingen an Entwicklungsländer. Dort wird das Getreide dringend benötigt, um die Bevölkerung zu ernähren. Nun soll das Getreideabkommen aber beendet werden, heißt es aus Moskau. Dass das mit den neuen Angriffen auf die Brücke zur Krim zusammenhängt, streitet der Kreml ab.
    Getreidesilos im Hafen von Odessa.
    16.07.2023 | 1:34 min
    Die Drohung aus Moskau ist allerdings ein "Nein mit Hintertür": Bei der letzten Verlängerung des Abkommens im November, gab sich Russland damit zufrieden, dass die Ukraine den Schifffahrtskorridor nicht für Angriffe gegen Russland nutzen würde. Vorher wurde auch gedroht, den Export zu beenden. Gut möglich, dass sich der Kreml auch dieses Mal umstimmen lässt. Der türkische Präsident Erdogan ist jedenfalls optimistisch:

    Ich glaube, dass mein Freund Putin das Abkommen trotz der heutigen Erklärung fortsetzen will.

    Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei

    Und wenn es wirklich beendet bleibt? Die Welt sei "heute weniger verwundbar durch eine solche Blockade als noch vor einem Jahr", meint Entwicklungsministerin Svenja Schulze. Die Ukraine kann mittlerweile auch auf dem Landweg viel Getreide transportieren. Außerdem sei man bereit, auch ohne ein Abkommen mit Russland, Schiffe über das Schwarze Meer zu schicken:

    Auch ohne Russland muss alles getan werden, damit wir diesen Schwarzmeer-Korridor nutzen können. Wir haben keine Angst.

    Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident

    Deutschland und andere Geberländer haben Entwicklungsländer in den letzten Monaten außerdem beim eigenen Anbau von Getreide unterstützt. Der Hebel, Hunger als Waffe einzusetzen, ist für Putin also auch kürzer geworden.

    Was sonst noch im Ukraine-Krieg passiert ist

    Steckt Kiew hinter Angriff auf Krim-Brücke? Rund neun Monate nach der schweren Explosion auf der Kertsch-Brücke zwischen Russland und der von Moskau besetzten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat es dort offenbar erneut eine Attacke gegeben. Russische Behörden melden zwei Tote, der Autoverkehr ist lahmgelegt.
    Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

    Was darüber hinaus wichtig ist

    Schlichtung bei der Bahn beginnt: Bis Ende August wird es keine Streiks bei der Bahn geben. Der Tarifkonflikt mit der EVG ist aber noch nicht beigelegt. Was passiert bei der Schlichtung?
    Extreme Hitzewelle hat USA weiter im Griff: Die Hitze im Death Valley fühlt sich wie "Brennen" auf der Haut an, sagen Besucher. In vielen anderen Teilen der USA werden Rekorde gebrochen - die "exzessiven" Temperaturen halten an.
    War es Djamshid Sharmahds Abschiedsanruf? Der Deutsch-Iraner, der im Iran zum Tode verurteilt wurde, hat mit seiner Familie sprechen dürfen. Die Tochter zeigt sich nach dem Telefonat alarmiert.

    Weitere Schlagzeilen

    Einstimmung auf die Fußball-WM

    Die deutschen Fußballerinnen bereiten sich auf ihr WM-Auftaktspiel gegen Marokko vor und machen im Trainingsquartier auch erstmals Bekanntschaft mit den einheimischen Fans.
    Lea Schüller, Sydney Lohmann und Jule Brand machen Selfies mit Fans
    17.07.2023 | 1:24 min

    Zahl des Tages

    Italien und Österreich waren mit jeweils 14 Prozent auch im vergangenen Jahr die beliebtesten Auslandsziele von Reisenden aus Deutschland. Die meisten Urlaubs- und Geschäftsreisen gingen aber weiterhin mit einem Anteil von rund 61 Prozent ins Inland.
    Top-Reiseziele 2022 in Prozent.
    Quelle: ZDF

    Wenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.

    Streaming-Tipps für den Feierabend

    Ein Jahr, nachdem das Segelboot "Arianna" in einen schweren Sturm geraten ist, scheint jede Hoffnung verloren zu sein. Doch dann erscheint das Schiff wieder auf hoher See. Sechs Mitglieder der zwölfköpfigen Reisegruppe sind ums Leben gekommen. Angeblich fielen sie alle schon kurz nach dem Auslaufen einem schweren Unwetter zum Opfer. Was passiert ist, will keiner genau erzählen. Stück für Stück kommt ans Tageslicht, was geschah. Die Mystery-Thriller-Serie "Survivors" bietet zwölf Folgen echte Spannung. (52 min, verfügbar bis 12.01.2024)
    "Survivors": Luca (Lino Guanciale) hat seine Hände um den Kragen seines besten Freundes Stefano (Fausto Sciarappa) gelegt. Luca wirkt erschöpft. Sie stehen sich in einem Büro der Werft gegenüber.
    16.07.2023 | 1:29 min
    US-Radsportler Lance Armstrong gelingt eine schier übermenschliche Leistung: Sieben Mal gewinnt er die Tour de France. Journalist David Walsh vermutet, dass Armstrong heimlich dopt. Doch Armstrong leugnet alle Vorwürfe und kann sich zunächst auch vor Gericht behaupten. Bis ein Mitfahrer auspackt. Unser Spielfilm-Highlight "The Program - Um jeden Preis" zeigt den Aufstieg und Fall des berühmten Sportidols. (98 min, verfügbar bis 23.07.2023)

    Genießen Sie Ihren Abend!

    Jan Schneider und das gesamte ZDFheute-Team
    Alles gut? Danke, dass Sie unser ZDFheute Update lesen! Empfehlen Sie das Briefing gerne Ihren Freunden und Bekannten - hier ist der Anmeldungs-Link. Außerdem freuen wir uns weiterhin über Ihr Feedback, was Ihnen besonders gut gefällt und was wir noch besser machen sollten an zdfheute-feedback@zdf.de. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!