Arznei für Arme: US-Farmer hilft Kranken

    Geheimnis nach Tod gelüftet:Arznei für Arme: US-Farmer hilft Kranken

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    Ein Landwirt aus dem US-Staat Alabama hat anonym Hunderten armen Menschen zu Medikamenten verholfen. Erst nach seinem Tod wurde sein Großmut bekannt.

    Archiv: Verschreibungspflichtige Medikamente in den USA (Symbolbild)
    Vielen Menschen in den ländlichen Bereichen der USA fehlt oftmals das Geld fürr nötige Medikamente.
    Quelle: AP

    Die Geschichte von Hody Childress ist die eines Mannes, der sich weniger um sich, dafür aber aus vollem Herzen um Bedürftige kümmerte. Dabei quälte er sich selbst bis zu seinem Tod mit Herzproblemen.

    Geheimnis kommt nach Tod ans Licht

    Gestorben ist Childress Anfang Januar mit 80 Jahren. Sein Tod wäre über seine ländliche, in der Nähe von Huntsville gelegene Heimatgemeinde Geraldine hinaus nicht weiter von öffentlichem Interesse. Wäre damit nicht plötzlich ein Geheimnis ans Licht gekommen.
    Childress hatte mehr als zehn Jahre lang der örtlichen Apotheke Geld zugesteckt, das Bedürftigen für den Erwerb von Medikamenten zugutekam. Die Apothekerin Brooke Walker erzählte einer US-Reporterin, wie Childress sie eines Tages zur Seite nahm und fragte, ob es Menschen in der Gemeinde gebe, die ihre Medikamente nicht bezahlen könnten.

    Pakt mit der Apothekerin

    Das passiere immer mal wieder, so Walker. "Beim nächsten Mal nehmen Sie das hier", gab Childress der verblüfften Apothekerin zur Antwort und steckte ihr einen zerknitterten 100-Dollar-Schein zu.
    Initiative gegen Ausgrenzung von Armen
    Über 13 Millionen Menschen leben in Deutschland in Armut. Unter dem Hashtag #ichbinarmutsbetroffen wehren sich arme Menschen gegen Vorurteile.03.06.2022 | 2:34 min
    Die beiden schlossen einen Pakt: Die Apothekerin solle über seine Wohltat schweigen und er wolle auch nicht wissen, wer Nutznießer sei.

    Wenn sie fragen, sagen Sie einfach, dass es ein Segen Gottes ist.

    Hody Childress, anonymer Spender für Arme

    Und Childress kam regelmäßig, Monat für Monat. Jedes Mal ließ er Bares in der Apotheke.

    Childress half, Leben zu retten

    Das rettete vermutlich das Leben von Eli Schlageter. Der 15-Jährige zeigte nach einem Hornissen-Stich schwere allergische Reaktionen, drohte fast zu ersticken. Er benötige dringend ein 800 Dollar teures Medikament, so der Arzt. Für Elis Mutter fast unbezahlbar. Sie konnte ihr Glück kaum fassen, als die Apothekerin die Arznei gratis über den Ladentisch schob.

    Es ist alles geregelt, fragen Sie einfach nicht,

    Brooke Walker, Apothekerin Hody Childress

    Childress konnte mit seinen milden Gaben im Durchschnitt zwei Menschen pro Monat helfen.

    Viele konnten, dank Hody, länger leben.

    Brooke Walker, Apothekerin

    Dass Childress seine Großherzigkeit im ärmlichen Geraldine an der richtigen Stelle einsetzte, verrät die Statistik: Einer von fünf Einwohnern der 900-Seelen-Gemeinde lebt laut Volkszählung von 2020 unterhalb der Armutsgrenze. Das liegt deutlich über dem nationalen Durchschnitt und sogar über dem des als arm geltenden Südstaats Alabama, der relativ wenig Medicaid-Mittel als Fürsorge für Betroffene bereitstellt.

    Viele Amerikaner sparen bei Medikamenten

    Ein Viertel der US-Amerikaner hat große Schwierigkeiten, die in den vergangenen Jahren gestiegenen Preise für Medikamente zu bezahlen. Was dazu führt, dass ein Drittel der Betroffenen laut Kaiser Family Foundation bei der Pillen-Einnahme spart. Beim Schlucken wird gestreckt, die Dosis halbiert oder nur unregelmäßig eingenommen.
    Als Hody Childress am 1. Januar starb, entband das die Apothekerin von ihrem Schweigegelöbnis. Dabei war der Wohltäter kein Krösus: Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, arbeitete er jahrzehntelang bei der Luftwaffe und beim Rüstungskonzern Lockheed Martin, bevor er sich als Rentner der Landwirtschaft zuwandte. So lebte er stets bescheiden und blieb immer zuversichtlich, wie seine Familie berichtet.

    Childress' Großmut wirkt nach

    Dabei hatte ihm das Leben schwere Prüfungen auferlegt. Seine erste Frau quälte sich mit Multipler Sklerose, was ihn nicht davon abhielt, sie jahrelang auf die Football-Tribüne seines Clubs zu tragen. In den 1970er Jahren verlor er seinen Vater und sein mittleres Kind durch einen Tornado. Andere wären an solchen Schicksalsschlägen zerbrochen. Childress hingegen entdeckte die Demut und Großzügigkeit. Seine Tochter Tania Nix sagte:

    Er konnte einfach nicht aufhören zu spenden, er hatte das Gefühl, dass er es tun musste.

    Tania Nix, Tochter von Hody Childress

    Sein selbstloses und geheimes Wirken hinterlässt Spuren. Als die "Washington Post" und die "New York Times" nach dem Tod von Childress über sein großes Herz ausführlich berichteten, meldeten sich Helfer aus dem ganzen Land reihenweise. Sie alle wollen den "Apothekenfonds" fortführen - ganz zur Freude von Tochter Tania:

    Wenn das, was er getan hat, auch nur einen Menschen berührt und zeigt, dass es noch Gutes auf der Welt gibt, dann ist es das wert.

    Tania Nix, Tochter von Hody Childress

    Quelle: von Thomas Spang, KNA

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