Coronavirus: Das erwarten Experten für Herbst und Winter

    FAQ

    Covid-Situation in Deutschland:Wird es wieder Corona-Wellen ab Herbst geben?

    Julia Klaus
    von Julia Klaus
    |

    Das Coronavirus ist heimisch geworden, unsere Körper kennen den Erreger. Doch die kalte Jahreszeit zieht auf. Wie wird der Herbst und Winter mit Corona in diesem Jahr?

    Das Bild zeigt ein Modell des Coronavirus.
    Die WHO stellt momentan drei Corona-Varianten unter erhöhte Beobachtung.
    Quelle: epa

    Mitten im Spätsommer wirkt das Coronavirus wie eine ferne Wolke am Horizont: Da könnte etwas aufziehen, aber wird daraus ein kurzer Regenschauer oder ein richtiges Gewitter? Das Virus ist mittlerweile endemisch geworden, das heißt: heimisch. Sehr viele Menschen haben sich infiziert und impfen lassen, unsere Körper kennen den Erreger.
    Kliniken bringt das Virus deshalb nicht mehr an den Rand des Zusammenbruchs. Auch deshalb sind Masketragen, Abstandhalten und Selbsttests nun freiwillig. Doch jeder Sommer endet einmal und mit Blick auf Herbst und Winter dürften sich viele fragen: Wie wird die kalte Jahreszeit? Das Wichtigste im Überblick:

    Wird es Coronavirus-Wellen im Herbst und Winter geben?

    Das Coronavirus verbreitet sich zwar auch im Sommer, hatte in kalten Monaten aber stärkere Erkrankungswellen ausgelöst. Dafür gibt es vor allem drei Gründe:
    1. Unsere Immunabwehr ist im Herbst und Winter generell schlechter als im Sommer.
    2. Wenn es draußen kalt ist, verbringen mehr Menschen gemeinsam Zeit in Innenräumen, die dann oft schlechter gelüftet werden als im Sommer. Viren können sich so besser übertragen.
    3. Eine geringe Luftfeuchtigkeit in kalten Monaten kann die Schleimhäute trockener und damit anfälliger für Coronaviren werden lassen.
    Stilles Ende der Corona-Warn-App
    Nach über 200 Millionen Euro Entwicklungskosten und mehr als 48 Millionen Downloads: Nun wird die Corona-Warn-App in eine Art "Schlafmodus" versetzt. Was hat sie gebracht und welche Erkenntnisse für die Zukunft gibt es?31.05.2023 | 2:16 min
    Das Robert Koch-Institut, das die Corona-Situation in Deutschland im Blick hat, schreibt auf ZDFheute-Anfrage zu möglichen Winter- und Herbst-Wellen: Eine Vorhersage sei nicht möglich. Aber: "Auch künftig ist mit einem Anstieg der Fallzahlen in diesen Jahreszeiten zu rechnen." Der Impfstoff-Forscher Leif Erik Sander von der Berliner Charité sagt:

    Ich erwarte saisonal bedingte Anstiege der Coronavirus-Infektionen, mit erneuten Wellen im Herbst und Winter. Aufgrund der breiten Bevölkerungsimmunität gehe ich aber nicht von sehr hohen Wellen oder einer übermäßigen Belastung der Krankenhäuser aus - ganz ausschließen kann man stärkere Wellen aber nicht.

    Leif Erik Sander, Charité

    Wie ist die Lage in den Kliniken?

    Sander betont, dass es neben der Impfung auch gute Medikamente bei einer Covid-Erkrankung gibt: "Wenn wir früh behandeln, werden akute Symptome und die Viruslast reduziert und das Risiko für schwere Erkrankung - aber wahrscheinlich auch für Long Covid - sinkt."
    Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, gibt für die Kliniken weitgehend Entwarnung, schreibt gegenüber ZDFheute:

    Die Zeit der Corona-bedingten Höchst- und Überbelastung ist seit dem Aufkommen der Omikron-Variante im Zusammenspiel mit hoher Grundimmunität durch Impfung und Infektion vorbei. Wir erwarten daher keine erneute große Belastung durch Corona-Infektionen im Herbst und Winter.

    Gerald Gaß, Deutsche Krankenhausgesellschaft

    Wer sollte sich impfen lassen?

    Auch wenn es im Herbst und Winter insgesamt weniger Erkrankungen geben dürfte, sollten sich bestimmte Gruppen weiter gegen Corona impfen lassen. Die Stiko empfiehlt: Risikogruppen und Menschen ab 60 Jahren sollten sich im Abstand von einem Jahr nach der letzten Infektion oder Impfung piksen lassen - am besten im Herbst.
    Gesunde Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren brauchen laut Stiko indes keine Auffrischung. Das Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech will im September einen angepassten Impfstoff herausbringen. Auch Moderna und Novavax wollen neue Vakzine auf den Markt bringen.

    Was ist die neue Virus-Variante "Eris"?

    Aktuell stehen drei Corona-Varianten unter erhöhter Beobachtung durch die Weltgesundheitsorganisation. Vergangene Woche hat sie die Mutante EG.5 - auch Eris genannt - in die Kategorie "Virusvarianten von Interesse" hochgestuft. Warum das allein kein Grund zur Sorge ist, lesen Sie hier.
    In den USA führt Eris derzeit jedoch zu mehr Hospitalisierungen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verwies deshalb auf Entwicklungen aus New York, die man "im Auge behalten" müsse:
    Posting von Karl Lauterbach
    Ein Klick für den Datenschutz
    Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

    Funktionieren ältere Selbsttests auch noch mit den neuen Varianten?

    In Schubladen und Schränken dürften viele noch Selbsttests liegen haben. Sollten die nicht abgelaufen sein, funktionieren sie auch noch bei neuen Virus-Varianten, so der Frankfurter Virologe und Labor-Chef Martin Stürmer gegenüber ZDFheute. Auch "Eris" habe einen Omikron-Stamm, weshalb bereits gekaufte Tests noch nutzbar seien, so Stürmer. Wenn Tests jedoch abgelaufen sind, gebe es keine Garantie mehr.

    Das ist so, wie wenn Sie abgelaufene Milch trinken: Dann können Sie den Hersteller auch nicht verklagen, wenn die nicht mehr gut ist.

    Martin Stürmer, Virologe

    Eine Frau sitzt auf einem Bett in einem dunklen Raum
    Dauerkrank nach Corona, Grippe, Impfung: Die Krankheit ME/CFS ist weit verbreitet, aber kaum erforscht. Was muss sich ändern? ZDFheute live mit einer Betroffenen und einer Ärztin.08.08.2023 | 30:01 min

    Wie ist die Corona-Situation derzeit überhaupt?

    Seit dem Ende der Pandemie werden deutlich weniger Daten erhoben. Der wohl wichtigste Wert, die Inzidenz, ist nicht mehr aussagekräftig, weil viel weniger getestet wird. Auch ZDFheute aktualisiert deshalb seit Mai 2023 die Überblicks-Karten nicht mehr. Selbst in Kliniken werden kaum noch PCR-Tests gemacht, wie der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft erklärt:

    Seitdem die Coronatestverordnung ausgelaufen ist, wird im Krankenhaus nur noch bei Verdacht auf eine Corona-Infektion getestet, routinemäßige Tests bei der Aufnahme gibt es nicht mehr.

    Gerald Gaß, Deutsche Krankenhausgesellschaft

    Das RKI veröffentlicht wöchentliche Berichte zu Atemwegserkrankungen. Im aktuellen verzeichnet man Hinweise auf "eine leichte Zunahme der COVID-19-Aktivität in Deutschland". Das Bundesgesundheitsministerium betreibt zudem den "Pandemie-Radar" als Frühwarn-System. Darin fließen Daten aus Abwasser-Monitorings ein, um Trends zu erkennen. Auch die Hospitalisierungsrate und die Bettenbelegung werden dort abgebildet.
    Ein wichtiges Tool in der Pandemie war auch der Covid-Simulator der Universität des Saarlandes, mit dem sich Infektions-Szenarien abbilden lassen. Doch hier: Sommerpause, wie dessen Gründer Torsten Lehr gegenüber ZDFheute erklärt: "Wir fangen im Herbst wieder mit dem Covid-Simulator an." Er plädiert dafür:

    Mit Blick auf den kommenden Herbst und Winter sollten wir nicht komplett alle Radare abschalten, sondern genau hinschauen, was kommt. Denn eins ist klar: Mit der Zeit lässt auch die Immunität nach.

    Thorsten Lehr, Universität des Saarlandes

    Studie zu Corona-Eindämmung
    :RKI-Fazit: Summe der Maßnahmen war wirksam

    Wie viel haben nicht-pharmazeutische Maßnahmen wie Masketragen zur Corona-Bekämpfung gebracht? In ihrer Kombination waren sie wirksam, schlussfolgert nun eine RKI-Studie.
    Ein Passant trägt eine FFP2-Maske in der Hand.
    FAQ

    Hintergründe zu Covid-19

    Mehr

    Aktuelle Nachrichten zum Coronavirus