Warmes Mittelmeer: Warum es im Alpenraum so heftig regnet

    Extremwetter vom Mittelmeer:Warum es im Alpenraum so heftig regnet

    ZDF-Meteorologin Katja Horneffer, ZDFheute live Logo unten links
    von Katja Horneffer
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    Das Mittelmeer ist so warm wie nie. Es liefert den Treibstoff für eine besondere Wetterlage, die auch unter "normalen Bedingungen" schweres Hochwasser bringt.

    Tief Zacharias
    Tief Zacharias und Tief Yves ziehen über uns hinweg, nur kurz unterbrochen vom Zwischenhoch Jacqueline.
    Quelle: ZDF

    Die Hitzewelle in Südeuropa hat sich zwar ein wenig abgeschwächt in den letzten Wochen und auch die meisten Waldbrände sind gelöscht oder zumindest unter Kontrolle. Die Nachwirkungen der Hitze sind wir allerdings noch längst nicht los.

    Adria-Tief Zacharias bringt Starkregen

    Denn außer den Landflächen rund um das Mittelmeer hat sich auch das Mittelmeerwasser selbst extrem erwärmt.
    Überschwemmungen
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    Oberflächentemperaturen von an die 30 Grad sind auch für das Mittelmeer sehr hoch. Je wärmer das Wasser jedoch ist, desto mehr verdunstet auch und das ist genau die Energie, die das Adriatief Zacharias aufsaugt und in Form von anhaltendem Starkregen über Land wieder ablässt.

    Vb mit extremen Wassermassen

    Dabei hat dieses Adriatief noch eine Besonderheit und das ist seine Zugbahn. In der Meteorologie heißt diese Zugbahn Vb (gesprochen "Fünf b"). Es handelt sich um eine für Hochwasserlagen auch bei uns in Deutschland typische Zugbahn.
    Auf dem Bild ist eine Pfütze auf einem Marktplatz zu sehen.
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    Solche Tiefs entwickeln sich über Genua, ziehen südlich des Alpenbogens weiter zu Adria und nehmen sodann Kurs Nordost auf. Dabei bringen sie extreme Wassermassen an die Ostalpen, manchmal auch ins Erzgebirge.

    Höchste je gemessene Regenmenge in Südkärnten

    Je nach Luftdruckverteilung über Europa verharren solche Tiefs auch mal länger am östlichen Alpenbogen - wie das aktuelle Tief Zacharias. Seine Regenwolken bleiben an den Alpen hängen und durch die Drehbewegung des Tiefs regeneriert es sich immer wieder durch Feuchte- und Wärmenachschub vom Mittelmeer.
    Tief Zacharias
    Das sind die beiden Tiefs und das Zwischenhoch vom Samstag.
    Quelle: ZDF

    In Österreich sind die Steiermark und Kärnten besonders betroffen. In Südkärnten fielen innerhalb von 48 Stunden mehr als 200 Liter Regen pro Quadratmeter, mehr als je zuvor seit Messbeginn. Auch in Slowenien kamen zum Teil mehr als 250 Liter pro Quadratmeter innerhalb von zwei Tagen zusammen. Bäche und Flüsse traten über die Ufer und in den Bergen gab es Schlammlawinen.

    Aussicht auf Extremwetterereignisse künftig hoch

    Die gute Nachricht für den Ostalpenraum ist, Tief Zacharias zieht nach Norden. Das bedeutet allerdings auch: Ab Sonntag drohen starke Regenfälle in Ungarn, Tschechien und Polen. Den Osten Deutschlands streifen die Regenfälle nur am Rande und für uns wird Sonntag das Tief Yves interessant, das von Westen kräftige Regenfälle und Gewitter bringt.

    Brände, Fluten, Hitze
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    Ein Löschflugzeug wirft Wasser auf ein Feuer auf der Insel Ciovo, Kroatien, 27. Juli 2023.
    Bilderserie
    Das Zwischenhoch Jacqueline ist dann schon wieder Geschichte. Die Unwetter in Slowenien, Kroatien und Österreich waren so extrem wegen der besonders hohen Wassertemperaturen im Mittelmeer. Und die wiederum sind genau das, was wir im Zuge des Klimawandels erwarten. Hitzewellen halten länger, betreffen größere Regionen und in den Hitzewellen wird es heißer. Extremwetterereignisse werden in ihrer Ausprägung stärker und kommen immer häufiger.
    Dr. Katja Horneffer ist Leiterin der ZDF-Wetterredaktion

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