Extremwetter mit Ansage:Klima: Bumerang hat bereits Richtung geändert
Massiver Regen in den Alpen, schwere Überflutungen in Spanien, katastrophale Lage in Griechenland - und kein Ende in Sicht. Was hinter dem Extremwetter steckt.
Erst Hitze, dann
Rekord-Niederschläge in Südeuropa - die Grundlage aller Erklärungen ist die Physik. Die Meteorologie ist die Physik der Atmosphäre, und die Zutaten dort ändern sich fortwährend. Seit Jahrzehnten wissen wir: Die globale Mitteltemperatur steigt immer weiter - und mit ihr werden die Hitzewellen häufiger. Sie dauern länger an und werden extremer.
In diesem Sommer war es besonders heiß im Mittelmeerraum. Eine Hitzeglocke setzte sich fest und brachte Rekordtemperaturen. Das blieb nicht ohne Folgen: massive Waldbrände, die durch Trockenheit und Hitze begünstigt werden und hohe Oberflächentemperaturen, die zeitweise im Mittelmeer neue Rekordwerte erreichten. Das Meer speicherte
große Energiemengen in Form von Wärme.
Seit Monaten sind die Oberflächentemperaturen der Meere auf Rekordhöhe. ZDF-Wetterxperte Özden Terli erklärt, wie sich das auf unser Wetter auswirkt.31.08.2023 | 0:46 min
Hochs und Tiefs bewegen sich kaum von der Stelle
Keine Überraschung, dass hier ein Potenzial aufgebaut wurde, das nur darauf wartete, zu katastrophalen Ereignissen zu führen. Der Vorgang ist immer der Gleiche: Kaltluft zieht in den Mittelmeerraum und trifft auf ideale Bedingungen, so dass sich Tiefs bilden mit extremen Gewittern.
Die sogenannte Omega-Lage - benannt nach dem griechischen Zeichen Ω - ist derzeit sehr stark ausgeprägt. Dabei schlängelt sich der Jetstream - ein Starkwindfeld in etwa zehn Kilometern Höhe - um das Hoch herum. Tiefs und Hochs unterstützen sich gegenseitig. Das Wetter bewegt sich dabei kaum von der Stelle, es ist stationär.
Deswegen sind die Temperaturen derzeit so hoch mit Werten bis 34 Grad. Die Abweichung liegt bei mehr als zehn Grad über dem, was üblich wäre. Gleichzeitig sind aber auch die stützenden Tiefs stationär, und so bringt Tief "Daniel" mit Zentrum südlich von Griechenland dem Mittelmeerraum eine katastrophale Wetterlage.
Nach der Hitze kommt der Regen: In weiten Teilen Spaniens sind Rettungskräfte im Einsatz.04.09.2023 | 1:55 min
Klimaschutz verschleppt
Die Stärke von Hochs, die Lage des Jetstream, stationäre Hochs und Tiefs, die Temperaturen in Hitzewellen, die extremen Temperaturen in den Ozeanen und Meeren und die daraus resultierenden Extremwetterereignisse - sie werden verstärkt durch einen Parameter: Das Kohlendioxid in der Atmosphäre, das durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe den natürlichen Kohlenstoffkreislauf überlastet, den Treibhauseffekt verschärft und somit auch das gesamte System der Gleichgewichte auf unserem Planeten ins Wanken bringt. Diese Erkenntnisse basieren auf den Grundlagen der Physik.
Allerdings ist es eine Tatsache, die schmerzlich festzustellen ist. Was wir in diesem veränderten System nun erleben, basiert auf dem Verschleppen des
Klimaschutzes insbesondere in den vergangenen vier Jahrzehnten. Bereits 1979, auf der ersten Klimakonferenz in Genf, warnten Meteorologen eindringlich vor den Folgen. Die Warnungen blieben größtenteils folgenlos.
Mit der zunehmenden globalen Erhitzung werden auch die Extremwetterereignisse weiter zunehmen - kommen also mit Ansage und sind nicht mehr natürlichen Ursprungs. In einer vom Menschen veränderten Atmosphäre sind die katastrophalen Ereignisse vom Menschen verursacht. Der Bumerang hat bereits die Richtung geändert.
Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
von Moritz Zajonz