Warum heißt es eigentlich Karneval und Fastnacht?

    FAQ

    Ursprung des närrischen Treibens:Warum heißt es Karneval und Fastnacht?

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    Warum feiern die Menschen Karneval und Fastnacht? Was haben Preußen und die Kirche mit dem närrischen Treiben zu tun? Und woher kommen die Begriffe?

    11.11.2023, Rheinland-Pfalz, Mainz: Gardisten rufen ein «Helau»!
    Traditionell beginnt am 11.11. die „närrische“ Saison. So auch heute mit ausgelassenen Feiern in den Karnevals-Hochburgen Mainz, Düsseldorf und Köln.11.11.2023 | 1:13 min

    Karneval und Fastnacht: Woher kommt die Tradition?

    Bereits lange vor dem 12. Jahrhundert, als der Begriff Fastnacht entstand, wurde ein altes Vorfrühlings- und Fruchtbarkeitsfest gefeiert, mit dem die Menschen die Angst vor Kälte und Krankheit vertrieben. Später wurde die bevorstehende Fastenzeit zum Motiv für die ausgelassenen Feiern. Die Kirche lehnte die Ausschweifungen lange ab - dabei sind die Feierlichkeiten heute eng mit dem christlichen Glauben verbunden, beziehungsweise mit der Fastenzeit vor Ostern.
    Denn vor der Fastenzeit galt es einst, Fleisch und verderbliche Lebensmittel - auch Bier - zu vernichten, am besten bei einem großen gemeinsamen Fest.
    Jan Hofer in Köln
    Pünktlich um 11.11 Uhr hat die Karnevals-Saison in Köln mit Tauenden Feiernden begonnen. Wie ausgelassen die Stimmung dort ist, berichtet ZDF-Reporter Jan Hofer.11.11.2023 | 0:57 min

    Warum die Elf?

    Die Session wird am 11.11. um 11.11 Uhr eröffnet. Gründe für die Vorliebe der Narren für die Zahl Elf sind nicht eindeutig geklärt, aber lassen sich schon im 14. Jahrhundert belegen. Die Elf wird manchmal als Zahl interpretiert, die die Gleichheit aller Menschen unter der Narrenkappe symbolisieren soll. Ab dem "Elften im Elften" gibt es Sitzungen mit Tanzgruppen, Reden und Musikbands. Diesen Veranstaltungen sitzt oft ein sogenannter Elferrat vor.

    Woher kommen die Begriffe Karneval und Fasching?

    Die fünfte Jahreszeit hat viele Namen: In Bayern, Österreich und Sachsen ist der Begriff Fasching gebräuchlich. Er leitet sich ab von der mittelhochdeutschen Zusammensetzung "vast-schanc", womit der Ausschank von Alkohol vor der Fastenzeit gemeint ist.
    In Südwestdeutschland, anderen Teilen Bayerns und der Schweiz wird dagegen Fastnacht oder Fasnacht gefeiert. Das Wort Fastnacht setzt sich zusammen aus dem althochdeutschen "fasta" für Fastenzeit und "naht" für Vorabend. Ursprünglich war damit nur der Abend vor dem Beginn der Fastenzeit gemeint, der heutige Fastnachtsdienstag.
    Von Karneval spricht man hingegen im Rheinland. Einer Theorie zufolge stammt das Wort vom Mittellateinischen "carne levare" ab, was "Fleisch wegnehmen" bedeutet.
    Eine andere Theorie geht vom Begriff "carrus navalis" aus, dem "Narrenschiff", mit dem sich der Sage nach die verschiedenen Göttinnen des Frühlings und der Fruchtbarkeit fortbewegten und der bei den Fastnachtsumzügen wieder auftaucht. Dies weist auf den ursprünglichen heidnischen Hintergrund der Fastnachtszeit hin, der von christlichen Bräuchen überlagert wurde.
    Tausende Besucher feiern auf dem Heumarkt den Karneval-Auftakt
    Menschen feiern auf der Zülpicher Straße
    Auftakt Karneval -  Köln
    Gardisten trommeln auf dem Schillerplatz in Mainz.
    Schwellköpp ziehen durch die Menge von tanzenden Narren auf dem Schillerplatz.
    Die Karnevalsfigur «Hoppeditz» spricht vor dem Rathaus
    Jecken feiern vor dem Rathaus in Düsseldorf

    Alaaf in Köln

    Tausende Besucher feiern auf dem Heumarkt den Karnevals-Auftakt.

    Quelle: AP


    Welche Unterschiede gibt es zwischen den Regionen?

    Im rheinischen Karneval spielt der Straßenkarneval mit vielfältigen, gern von Jahr zu Jahr neuen Kostümen eine zentrale Rolle - ebenso wie Uniformen, die an das Militär erinnern. Denn unter dem Eindruck der wechselnden französischen und preußischen Obrigkeiten entstand in Köln der typisch rheinische Karneval, der Hofstaat, Uniformen, Garden und Orden parodierte und sich zunächst in ganz Deutschland durchsetzte.
    Zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es aber im schwäbisch-alemannischen Raum eine Art Fastnachts-Konterrevolution, mit der sich das mittelalterlich-frühneuzeitliche Fastnachtsbrauchtum wieder durchsetzte. Dort behalten die Träger ihre teils furchteinflößenden Masken stets bei. Oft ist es üblich, sie von Generation zu Generation zu vererben.
    Schwäbisch-alemannischer Fastnachtsumzug in Oberkirch am 13.02.2023
    Typische Masken beim schwäbisch-alemannischen Fastnachtsumzug in Oberkirch am 13.02.2023
    Quelle: Imago

    Warum verkleidet man sich?

    Ursprünglich spielte die Idee, in eine andere Rolle zu schlüpfen - und damit die Machtverhältnisse auf den Kopf zu stellen - eine entscheidende Rolle. Im 19. Jahrhundert ließen sich auf diese Weise Kontakte über Klassen- und Standesgegensätze hinweg knüpfen.

    Was hat es mit dem Prinzenpaar auf sich?

    Der Prinz ist in vielen Regionen das Oberhaupt der Narren. Er regiert allein, mit einer Prinzessin, einem Zeremonienmeister oder in einem Dreigestirn. Die Analogie zum Adelstitel, die sich auch in einer festlichen Uniform spiegelt, deutet auf die Umkehrung der Verhältnisse hin: An vielen Orten "übernehmen" die Tollitäten für die Dauer von Karneval das Rathaus. Auch ist das Amt mit vielen repräsentativen Pflichten während der gesamten Session verbunden.

    Warum wird Schmalzgebäck gegessen?

    Da in der Fastenzeit früher nicht nur der Verzehr von Fleisch, sondern auch der von Eiern, Schmalz, Fett und Butter strengstens verboten war, wurde während der Fastnachtszeit nochmals ausgiebig geschlachtet und geschlemmt, wobei verderbliche Produkte wie Eier und Fett verbraucht werden mussten. So entstand die noch heute beliebte Fastnachtssitte des Schmalzgebäcks mit viel Eiern, bekannt als Pfannkuchen, Krapfen, Fastnachtsküchle oder -kreppel und in den meisten Regionen auch Berliner genannt.

    Rosenmontagszug mit Jubiläum
    :Seit 200 Jahren: Umzug gegen jecke Anarchie

    Vor 200 Jahren zog die erste Parade durch die Domstadt. Es war der Beginn des organisierten Karnevals. Nach zwei Jahren Pause greift der Jubiläumsumzug historische Mottos auf.
    von Ralph Goldmann
    Zwei Narren stehen vor dem Kölner Dom.
    Quelle: KNA, AP, ZDF

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