Für die Ukraine ist es das erste Weihnachten seit Kriegsbeginn. Die Situation laste laut Hilfsorganisation Save the Children vor allem an den Feiertagen schwer auf den Familien.
Traditionell wird Weihnachten von orthodoxen Christen in der Ukraine und Russland erst am 6. Januar gefeiert. Wegen des Krieges feiern einige schon heute, am 24. Dezember.
Zum ersten Weihnachtsfest in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs hat die Hilfsorganisation Save the Children auf die dramatische Situation der Kinder in dem Land hingewiesen. Der Geschäftsführer der deutschen Sektion von Save the Children, Florian Westphal, sagt mit Blick auf die Feiertage:
Hilfsorganisation: Kinder vermissen ihre Väter
Die Kinder in der Ukraine würden sich vor allem einfach Frieden wünschen. Gerade zu Weihnachten laste die Situation durch den Krieg schwer auf den Familien. "Viele Väter dienen in der Armee und die Kinder vermissen sie jetzt besonders", sagte Westphal.
Mit Schutz- und Spielräumen wolle Save the Children dafür sorgen, dass "Kinder den Kriegsalltag eine Zeitlang vergessen können". Dort könnten sie "mit Gleichaltrigen spielen, lernen und lachen", sagte Westphal. "Das ist für sie momentan mindestens genauso wichtig wie ein Weihnachtsgeschenk."
Wasser- und Stromausfälle erschweren Situation
Auch über die Feiertage werde die seit 2014 laufende und in diesem Jahr deutlich ausgeweitete Arbeit von Save the Children in der Ukraine fortgesetzt. Seit Kriegsbeginn im Februar seien rund 400.000 Kinder und fast ebenso viele Erwachsene in dem Land erreicht worden, in dem Wasser- und Stromausfälle durch russische Luftangriffe derzeit den Menschen im eiskalten Winter das Leben zusätzlich schwer machen.
Die russische Armee greift in der Ukraine immer wieder gezielt die Infrastruktur an. Viele Menschen müssen daher ohne Strom, ohne Heizung und ohne fließendes Wasser auskommen.
Kinder täglich mit Tod und Zerstörung konfrontiert
So leisteten die Mitarbeiter etwa Nothilfe, indem sie vertriebenen Familien Unterkünfte, Essen und Trinken oder Medizin bereitstellten, sagte Westphal.
Mit am Schlimmsten sei das seelische Leid. Trauer und Hoffnungslosigkeit stünden den Kindern ins Gesicht geschrieben. Als Beispiel nannte Westphal ein achtjähriges Mädchen. Sie sei "in ihren jungen Jahren schon so schwer vom Krieg gezeichnet, dass eine breite Strähne ihres Haares ausgeblichen ist. Wenn Bombenalarm ist, zittert sie am ganzen Körper."
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Auch im Jemen und in Somalia dramatische Lage
Schon durch Corona-Krise und Klimakrise hätten Millionen Menschen ihre Lebensgrundlage verloren. Jedes sechste Kind weltweit - 449 Millionen Mädchen und Jungen - wächst der Kinderrechtsorganisation zufolge zudem in einem Kriegs- oder Konfliktgebiet auf.
In Somalia herrscht Hungersnot. Neben der schweren Dürre ist auch der Ukraine-Krieg ein Grund. Lieferwege für Weizen aus dem Kriegsgebiet sind blockiert, die Preise explodieren.
Krieg verschärft den Hunger auf der Welt
Durch den Ukraine-Krieg und die deshalb gestiegenen Lebensmittelpreise breite sich der Hunger noch rasanter aus. In diesem Jahr hätten 20 Prozent mehr Kinder humanitäre Hilfe gebraucht als im Vorjahr. Westphal mahnt: "Wir brauchen deutlich mehr Geld für humanitäre Hilfe sowie für langfristige Entwicklungsprogramme, damit Kinder für zukünftige Krisen besser gewappnet sind"
Er hob aber hervor, dass die Hilfsbereitschaft in Deutschland trotz der auch hierzulande drastisch steigenden Preise ungebrochen sei. Hoffnung machen Westphal die Kinder selbst. In einer Schule in Afghanistan habe ihm kürzlich ein 15-jähriges Mädchen erzählt, sie wolle Ärztin oder Hebamme werden, "weil es das in ihrem Dorf noch nicht gibt", sagte Westphal.
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