Planetare Grenzen: Was das Leben auf der Erde begrenzt

    Studie zu planetaren Grenzen:Was das Leben auf der Erde begrenzt

    Elisa Miebach
    von Elisa Miebach
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    Globale Erwärmung, Artensterben, Plastik: Forscher haben berechnet, wie stark die Belastungsgrenzen des Planeten überschritten werden. Die Studie macht Druck - und gibt Hoffnung.

    Plastiktüte an einem Korallenriff in Ägypten
    Der Mensch bringt die Erde an ihre Grenzen. Wo sind sie bereits überschritten? Eine Studie klärt auf.
    Quelle: dpa

    Im Jahr 1988 lag das Lied "One Moment in Time" von Whitney Houston zwei Wochen in den westdeutschen Charts auf Platz 1. Im gleichen Jahr lag die CO2-Konzentration noch bei 350 Parts per Million, die tropischen Regenwälder waren noch zu 85 Prozent intakt und wäre alles so geblieben, hätte sich die Erde nur um 0,6 Grad erwärmt.
    Mittlerweile haben mehrere Systeme der Erde, die die Lebensgrundlagen des Menschen ausmachen, ihre Belastbarkeitsgrenze überschritten. Dabei geht es nicht ausschließlich um das Weltklima und die Entwaldung. Artensterben, Wasserknappheit, zu hohe Nitratwerte im Grundwasser - die Symptome der Grenzüberschreitungen sind bekannt.
    CO2: Änderung seit 1990
    ZDFheute Infografik
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    Lebensgrundlagen der Menschheit

    Forscher um den Professor für Erdsystemwissenschaften Johan Rockström, Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, hatten schon 2009 ein Modell der sogenannten "Planetaren Grenzen" entwickelt.
    Es sollte Bestand aufnehmen, wie es um die Systeme steht, die die Lebensgrundlagen der Menschheit bilden. Mehrere Male überarbeitet sollen nun alle Bereiche so vollständig und aktuell wie nur möglich berechnet worden sein. Sechs von neun der planetaren Grenzen sind überschritten.

    Was diesen Planeten besonders macht, ist, dass er Leben hat.

    Johan Rockström, Forscher

    Die Werte von heute werden mit dem Durchschnitt der Werte der vergangenen rund zehntausend Jahre verglichen. In diesen entwickelte die Menschheit Landwirtschaft und ihre Zivilisationen. Kurz gesagt, in diesen Jahren begünstigten die Bedingungen auf der Erde menschliches Leben. Nun verändern die Auswirkungen des menschlichen Lebens diese Bedingungen.
    pflanze waechst im ausgetrockneten flussbett der elbe
    Überschwemmungen, ausgetrocknete Böden, Artensterben: Im Alltag werden Klimawandel und Umweltzerstörung immer spürbarer.04.07.2023 | 44:23 min

    Auch die UN sind informiert

    Die Ergebnisse der Studie werden längst nicht mehr nur in der Wissenschaftscommunity gelesen. Das Modell der Planetaren Grenzen wird in Klassenzimmern und auf politischen Veranstaltungen besprochen. Die Forschenden stellten ihre neue Studie unter anderem auch dem Direktor des UN-Entwicklungsprogrammes und der Direktorin des UN-Umweltprogrammes vor.
    Sie betonen, dass sich die genannten Systeme gegenseitig verstärken und beeinflussen und dass der Klimawandel nicht etwa isoliert vom Artensterben oder der Versauerung der Meere betrachtet werden kann.
    Berlin: Hans-Martin Henning (r), Vorsitzender vom Expertenrat für Klimafragen (ERK), und Brigitte Knopf, stellvertretende Vorsitzende vom Expertenrat für Klimafragen, stellen in der Bundespressekonferenz die Stellungnahme des Expertenrats zum Klimaschutzprogramm 2023 und den Prüfbericht für die Sektoren Gebäude und Verkehr vor.
    Laut Expertenrat für Klimafragen reichen die Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung nicht aus.22.08.2023 | 1:45 min
    Acht der neun Bereiche haben sich verschlechtert - ein Bereich hat sich jedoch auch verbessert:
    In diesen Bereichen wurden die Grenzen bereits überschritten, liegen also in der Zone des steigenden Risikos oder bereits hohen Risikos.







    In diesen Bereichen wurden die planetaren Grenzen nicht überschritten. Die Veränderungen liegen also noch im sicheren Bereich




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    Hitzewellen, Dürren und Starkregen - der Sommer im Zeichen des Klimawandels.20.08.2023 | 27:38 min

    Hoffnungsträger Ozonloch

    Schon einmal habe es die Menschheit geschafft, erfolgreich das Überschreiten einer planetaren Grenze zu verhindern. Die Ozonschicht wurde durch chemische Stoffe, die etwa in Kältemitteln enthalten waren, bedroht. 197 Länder einigten sich am 16. September 1987 in Montreal, die Verwendung dieser Stoffe zu beenden. So verringerte sich der Ozonabbau.
    Studienautorin Katherine Richardson sieht in der Umsetzung dieses Abkommens eine Hoffnung auch für die Bemühungen zum Klimaschutz. Sie warnt jedoch davor, vorrangig auf Technologien zu setzen, die CO2 wieder aus der Atmosphäre ziehen, sondern fordert stattdessen die Verminderung der Emissionen.

    Wir wetten auf Technologien, die wir nicht haben, anstatt die Technologien zu benutzen, die wir tatsächlich bereits haben, um die Probleme anzugehen.

    Katherine Richardson, Studienautorin

    Im Jahre 2023, in dem sich der Taylor Swift Song "Anti-Hero" wochenlang in den deutschen Charts hält, liegt die CO2-Konzentration bei 420 Parts per Million. Um das weltweite Klimaziel einer Erwärmung von maximal 1,5 Grad noch in Reichweite zu halten, darf diese Konzentration Berechnungen zufolge nicht auf mehr als 450ppm steigen.

    ZDFheute-KlimaRadar
    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
    Grafiken
    Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde die aktuelle CO2-Konzentration in der Atmosphäre mit 450 ppm angegeben. Experten erwarteten Werte in dieser Höhe jedoch erst 2035, sofern die weltweiten Emissionen nicht rasch reduziert werden.
    Quelle: ZDF

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