Umgang mit Missbrauchsfällen: Bischof Bode tritt zurück

    Umgang mit Missbrauchsfällen:Katholischer Bischof Bode tritt zurück

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    Für seinen Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt in seinem Bistum wurde der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode heftig kritisiert. Nun ist er zurückgetreten.

    Franz-Josef Bode ist nicht mehr länger Bischof von Osnabrück. Der Papst nahm ein Rücktrittsgesuch des 72-Jährigen, der wegen des Umgangs mit Missbrauchsfällen heftig in der Kritik steht, an. Das gab der Heilige Stuhl am Samstag bekannt. Genaue Gründe für die Entscheidung von Papst Franziskus wurden nicht genannt.
    Bode wird vorgeworfen, nicht angemessen auf Missbrauchsfälle reagiert zu haben. Noch im vergangenen Jahr habe er einen Fall von sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige als "Beziehung" deklariert, warf ihm ein Betroffenenrat vor. Dieser schaltete im Dezember den Vatikan ein und erstattete dort eine kirchenrechtliche Anzeige gegen Bode. Die Haltung des Bischofs sei nach wie vor mehr täter- als opferorientiert, hieß es.

    Bode nennt Bericht zu sexualisierter Gewalt als Rücktrittsgrund

    Bode sagte, der Entschluss zum Rücktritt sei in den letzten Monaten in ihm gereift. Der 72-Jährige nannte unter anderen den im September veröffentlichten Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück als Grund. Dieser habe ihm noch einmal deutlich seine eigenen Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen vor Augen geführt.
    Bode hatte zuletzt noch mitgeteilt, nicht zurücktreten zu wollen. Ein entsprechendes Gesuch beim Papst war bislang nicht bekannt gewesen.

    Gutachten erhebt Vorwürfe gegen Bischof Bode

    Durch ein wissenschaftliches Gutachten der Universität Osnabrück sind vergangenes Jahr Missbrauchsfälle im Bistum bekanntgeworden. In einem Fall hatte ein Priester demnach in einer Gemeinde jahrelang einem Mädchen sexualisierte Gewalt angetan. Die Gutachter werfen Bode vor, jenem just im selben Jahr eine Leitungsfunktion in der Jugendarbeit übertragen zu haben, in dem die Betroffene den Mann beim Bischof anzeigte.

    Missbrauchstudie im Bistum Essen
    :Das systemische Problem der Kirche

    Eine unabhängige Studie zum Bistum Essen kommt zu dem Schluss: Missbrauch ist nicht nur ein persönliches Problem der Täter, sondern ein systemisches der Kirche.
    von Dorthe Ferber
    Studie zu sexualisierter Gewalt im Bistum Essen
    Bode wurde mehrfach mit Rücktrittsforderungen konfrontiert, auch von Mitarbeitenden des Bistums. Der Bischof sagte, er bekenne sich ausdrücklich zu seiner Verantwortung als Bischof wie zu seinen persönlichen Fehlern: "Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten!" Er hoffe, dass vor dem Hintergrund des erlittenen Vertrauensverlusts sein Rücktritt auch befreiend wirken könne.
    Zugleich verwies er auf Maßnahmen, die er zu einem besseren Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt auf den Weg gebracht habe. Auch mit dem vorläufigen Abschluss des Reformprozesses "Synodaler Weg" der katholischen Kirche in Deutschland sei ein ihm wichtiges Zwischenziel erreicht worden.

    Betroffenenrat sieht "wichtiges Zeichen" in Bodes Schritt

    Die katholische Reformbewegung Wir sind Kirche reagierte positiv auf Bodes Rücktritt. Bode habe mit seinem "wenn auch verspäteten" Rücktrittsgesuch einen "beispielhaften Schritt getan, der anderen Bischöfen und kirchlichen Personalverantwortlichen als Vorbild dienen muss", erklärte Wir sind Kirche.
    Der norddeutsche Betroffenenrat der katholischen Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück bezeichnete den Rücktritt als "wichtiges Zeichen sichtbarer Verantwortungsübernahme" und "wegweisenden Schritt in die richtige Richtung".

    Bätzing bedauert den Rücktritt

    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nahm den Rücktritt mit "großem Bedauern und Respekt" zur Kenntnis. "Gerne hätte ich Dich noch weitere Jahre an unserer Seite in der Deutschen Bischofskonferenz gesehen. Gleichzeitig verstehe ich Deine Entscheidung und die damit verbundenen Konsequenzen."
    Quelle: dpa, epd, KNA, AFP

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