Erste schwarze Jurypräsidentin der Berlinale: Lupita Nyong'o

    Premiere bei Berlinale:Erste Schwarze Jurypräsidentin Lupita Nyong'o

    Henriette de Maizière, Redakteurin im ZDF-Landesstudio Berlin.
    von Henriette de Maizière
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    Erst im Dezember wurde bekannt, dass sie die Jurypräsidentin der 74. Berlinale sein wird. Die Oscar-Preisträgerin ist die erste schwarze Jurypräsidentin.

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    Eine, die oft die Erste ist und immer für eine Überraschung gut ist: Lupita Nyong'o. Berühmt geworden ist die gebürtig kenianische Schauspielerin gleichsam über Nacht, als sie 2014 für ihre Rolle in Steve McQueens Sklavereidrama "12 Years a Slave" einen Oscar als beste Nebendarstellerin bekam.
    Der Film wurde von den Kritikern gefeiert. Damals war sie die erste schwarze Afrikanerin, die den Oscar erhielt.
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    Bekannt durch Marvel-Superheldenfilme

    Einem breiten Publikum wurde sie bekannt durch "Black Panther" und dessen Fortsetzung "Wakanda Forever"- die Marvel-Superheldenfilme, die zu weltweiten Kinohits wurden. Und wieder: die erste schwarze Superheldin in einem Marvelfilm - Nyong'o in der Hauptrolle.
    Geboren wurde Lupita Nyong'o 1983 in Mexiko City, wohin ihre kenianischen Eltern wegen politischer Unruhen in der Heimat geflohen waren. In Mexiko unterrichtete der Vater als Politikprofessor.
    Schauspielerin Lupita Nyong´o bei der Oscarverleihung 2014
    Schauspielerin Lupita Nyong'o bei der Oscarverleihung 2014.

    "Panik und Versagensangst" nach Oscar

    Nyong'o wuchs, nachdem die Familie Mitte der 1980er-Jahre zurück nach Kenia ging, mit ihren fünf Geschwistern auf. Ihr Vater war führender Lokalpolitiker. Nyong'o erzählt, in der Schule habe sie sich deshalb ständig die Meinung der Menschen über ihren Vater anhören müssen. Das sei nicht immer angenehm gewesen, ähnliche Mechanismen sähe sie heute bei sich:
    Auch sie habe keine Kontrolle darüber, wie Menschen über sie urteilen, erzählt sie im Interview dem "Hollywood Reporter". Nach dem Oscar hätten die Aufregung und die Anstrengungen, die das mit sich brachte, sie verstört. Sie spricht von "Panik und Versagensangst".

    Nyong'o gespannt auf "politische Berlinale"

    Heute der Auftritt einer selbstbewussten, souveränen Frau bei der Pressekonferenz der Berlinale vor den neugierigen Journalisten. Sie trägt einen hellgrauen Hosenanzug, dazu auffällig extravaganten Kopfschmuck aus weissen Muscheln. Womöglich wird die Berlinale auch modisch einiges von Lupita Nyong'o erwarten können.
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    "In den 48 Stunden, die ich hier bin, ist es eines der Dinge, die immer wieder erwähnt werden: wie politisch die Berlinale ist." Sie sei neugierig, herauszufinden, was das heiße.

    Berlinale zum Lernen und Feiern

    Für Aufregung hatte im Vorfeld der Berlinale die Ausladung mehrerer AfD-Vertreter von der Eröffnungsgala gesorgt. Sie freue sich, so Lupita Nyong'o, dass sie die Frage, "wie sie es finden würde, wenn die AfD hier wäre" nicht beantworten muss, da diese ja nicht kommt.
    Auf der Pressekonferenz sagt Nyong'o - die Berlinale sehe sie als Chance "to learn and celebrate". Lernen und Feiern, darauf hofft man bei der Berlinale: eine gehörige Portion Hollywood-Glamour, die Lupita Nyong'o in die Hauptstadt mitbringt.
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    Als Kinderbuchautorin auf Bestsellerliste der New York Times

    Knapp zehn Jahre ist es her, dass sie den Oscar gewann, nun ist sie Chefin der Jury der Berlinale 2024. Die Cineasten sind gespannt. In den letzten Jahren hat sich Nyong'o vor allem im Genre- und Blockbusterkino etabliert.
    Sie spielte neben Marvel auch im satirischen Horrorfilm "Wir" mit, Regie führte Jordan Peeles. Auch abseits des Kinos war sie erfolgreich - ihre Rolle im Broadway-Musical "Eclipsed" brachte ihre eine Nominierung für den Tony Award ein.
    Lupita Nyong'o ist nicht nur Schauspielerin. 2019 erschien ihr Kinderbuch "Sulwe", das auf der Bestsellerliste der New York Times und später nach der Übersetzung auch auf der Shortliste des Deutschen Kinderbuchpreises landete.

    Junge und historische Jurypräsidentin

    Dass Nyong'o nicht nur vergleichsweise jung ist, sondern bisher eher wenige Filme gedreht hat und diese vor allem im US-amerikanischen Mainstream, macht ihre Wahl zur Jurypräsidentin der Berlinale besonders spannend.
    Historisch bedeutend ist die Nominierung allemal: mit Lupita Nyong'o steht erstmals eine schwarze Person in der 74-jährigen Geschichte der Internationalen Filmfestspiele Berlins der Wettbewerbsjury vor.

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