Lärmbelastung durch Wärmepumpen: Tipps zum Aufstellort

    Lärmbelastung:Wenn die Wärmepumpe den Nachbarn stresst

    von Anja Klingen
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    Wärmepumpen sind in aller Munde - aber auch in vielen Ohren. Gerade die Außengeräte verursachen Geräusche, die Nachbarn stören können. Was man beim Aufstellen beachten sollte.

    Wärmepumpe an Hauswand
    Beim Aufstellen müssen Abstand zum Nachbarn und Lautstärke bedacht werden.11.05.2023 | 5:46 min
    Wärmepumpen gelten als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen. Wirtschafts- und Energieminister Robert Habeck (Grüne) möchte bis 2030 hierzulande für die Energiewende sechs Millionen Wärmepumpen installiert wissen. Das entspräche jährlich mindestens 500.000 Geräten, die ab 2024 verbaut werden.

    Lautstärke von Wärmepumpen beträgt bis zu 60 Dezibel

    Während Wärmepumpen bei Energieeffizienz und CO2-Emissionen überzeugen können, klagen Nachbarn zunehmend über Lärm. Verursacher sind die Außengeräte. Sie saugen die Umgebungsluft an und erzeugen dabei Geräusche. Je nach Modell können die besonders in dicht besiedelten Wohngebieten zum Stressfaktor werden.
    Die Lautstärke beträgt nach Herstellerangaben zwischen 40 und 60 Dezibel. Zur Orientierung: 40 Dezibel sind vergleichbar mit einer ruhigen nächtliche Wohnstraße, 60 Dezibel verursacht ein stärkerer Regen. Ein permanenter Geräuschpegel also, der vor allem nachts und in den Ruhezeiten zur Belastung werden und innerhalb der Nachbarschaft zu langwierigen, kostspieligen Rechtsstreitigkeiten führen kann.

    • Reine Wohngebiete: Hier sind 50 Dezibel im Tagbetrieb und 35 Dezibel im Nachtbetrieb erlaubt.
    • Allgemeine Wohngebiete und Kleinsiedlungsgebiete: Hier sind 55 Dezibel im Tagbetrieb und 40 Dezibel im Nachtbetrieb erlaubt.
    • Kerngebiete, Dorfgebiete und Mischgebiete: Hier sind 60 Dezibel im Tagbetrieb und 45 Dezibel im Nachtbetrieb erlaubt.
    • Gewerbegebiete: Hier sind 60 Dezibel im Tagbetrieb und 50 Dezibel im Nachtbetrieb erlaubt.
    • Industriegebiete: Hier sind 70 Dezibel im Tagbetrieb und 70 Dezibel im Nachtbetrieb erlaubt.

    Geltendes Baurecht für Wärmepumpen kompliziert

    Der Mindestabstand ist nicht bundeseinheitlich geregelt. Erik Uwe Amaya vom Mieterverband Haus & Grund Rheinland Westfalen weist auf ein regelrechtes Durcheinander in der Gesetzgebung hin.

    Wir haben ja in Deutschland die Situation, dass wir nicht eine Bauordnung haben, sondern 16 Landesbauordnungen.

    Erik Uwe Amaya vom Mieterverband Haus & Grund Rheinland Westfalen

    Und bezüglich der Abstandsregelung und der Abstandsflächen habe jedes Land eine eigene Regelung, erklärt Amaya. "Deswegen muss man hier wirklich genau reinschauen: Wieviel Meter brauche ich bis zur Grundstücksgrenze, um eine Wärmepumpe aufstellen zu dürfen?"

    Mindestabstand ist unterschiedlich geregelt

    Der Mindestabstand zur Grundstücksgrenze dient sowohl dem Brand- als auch dem Lärmschutz. Er beträgt je nach Bundesland zwischen einem halben Meter und drei Metern. Doch aufgrund der wachsenden Nachfrage wird Abstandhalten zum Problem. Vor allem bei Reihenhäusern mit schmalem Grundstück kann ein Abstand von drei Metern zwischen Wärmepumpe und eigener Grundstücksgrenze nicht eingehalten werden.
    Nach Auffassung von Amaya ist die Politik gefordert. Es brauche klare Vorgaben und eine bundeseinheitliche Regelung, die sowohl eine ordnungsgemäße Aufstellung als auch die Einhaltung der Lärmschutzvorgaben möglich mache, so Amaya. "Es gibt auch eine Musterbauordnung, und theoretisch könnten sich natürlich auch die entsprechenden Landesregierungen an der Musterbauordnung orientieren. Und dann hätten wir einheitliche Regeln."
     Auf einem digitalen Heizungsregler wird das Frostzeichen angezeigt und signalisiert einen abgestellten Heizkörper.
    Ab 2024 muss jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Die Heizungspläne der Bundesregierung werden vom Bundesrat jedoch kritisiert.12.05.2023 | 1:45 min

    Richtiger Aufstellort kann Schall-Emissionen minimieren

    Der richtige Aufstellort kann schon im Vorfeld Emissionen reduzieren. So sollte eine Wärmepumpe nicht unter einem Schlafzimmerfenster stehen. Ein Sockel oder Standfüße können zudem die Ausbreitung von Vibrationsgeräuschen verhindern. Der Luftaustritt sollte auch nicht vor eine Wand gerichtet sein, denn das würde den Schall verstärken. Auch Bepflanzung kann schallmindernd wirken. Zudem bieten Hersteller Schallschutzhauben an.
    Manche Geräte verfügen auch über eine Nachtabsenkung, einen Modus, in dem der Schall um bis zu fünf Dezibel reduziert werden kann. Ob die Hersteller der Wärmepumpen sich in Zukunft auf die Entwicklung leiserer Modelle konzentrieren, bleibt zu hoffen. So könnten auch in beengten Wohngebieten mehr Wärmepumpen aufgestellt werden.
    Eine Wärmepumpe der Firma Vaillant vom Typ «aroTHERM plus» ist an einem Einfamilienhaus zu sehen.
    Für eine Wärmepumpe müssen Haushalte derzeit eine stattliche Summe bezahlen. Im Gegenzug erhalten sie aber auch ein energetisch effizientes Gerät mit niedrigen laufenden Kosten.19.05.2023 | 3:05 min
    Mit dem Fortschritt des Einbaus steigt auch die Zahl der Beschwerden über Lärmbelastung durch Wärmepumpen. Ein Anzeichen, dass Handlungsbedarf besteht. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten kann es gelingen, die Vorteile von Wärmepumpen mit einem angemessenen Schutz vor Lärm für die Anwohner zu vereinen.

    Die Wärmepumpe ist ein umweltfreundliches Heizsystem, das durch seine effiziente Technologie die Nutzung von Energie aus unserer Umwelt ermöglicht. Ihre Funktionsweise lässt sich mit dem Prinzip eines Kühlschranks vergleichen - mit dem Unterschied, dass nicht Kälte, sondern Wärme erzeugt wird.

    Während ein Kühlschrank seinem Innenraum die Wärme entzieht und diese nach draußen ableitet, um die Lebensmittel zu kühlen, entzieht die Wärmepumpe umgekehrt der Umgebung außerhalb des Hauses die Wärme und beheizt damit die Wohnräume. Neben der Heizfunktion vermag es die Wärmepumpe in Verbindung mit einer Flächenheizung aber auch, Gebäude zu kühlen und daher ist sie der Joker für die Wärmewende.

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