AfD-Programm zur Europawahl: EU-Neugründung statt Auflösung

    Europawahl :AfD-Programm: EU-Neugründung statt Auflösung

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    Die AfD will die europäische Politik radikal umgestalten. Nun ist klar, wie stark: Die Partei einigte sich auf die Forderung nach einer Art EU-Neugründung - statt einer Auflösung.

    Afd Parteitag Vorsitzende
    Der AfD-Parteitag in Magdeburg endet heute. Die Mitglieder der Partei haben unter anderem über ihre Haltung zur EU und der NATO debattiert.06.08.2023 | 1:34 min
    Die AfD will doch nicht mit der Forderung nach einer Auflösung der Europäischen Union in die Europawahl gehen. Der Magdeburger Parteitag sprach sich am heutigen Sonntag mit großer Mehrheit für eine Neufassung der Präambel aus. Darin heißt es:

    Wir halten die EU für nicht reformierbar und sehen sie als gescheitertes Projekt.

    Auszug aus der Präambel zum AfD-Wahlprogramm für die Europawahl 2024

    "Daher streben wir einen 'Bund europäischer Nationen' an, eine neu zu gründende europäische Wirtschafts- und Interessengemeinschaft, in der die Souveränität der Mitgliedsstaaten gewahrt ist."
    AfD-Bundesvorsitzende Alice Weidel und Tino Chrupalla auf dem Parteitag in Magdeburg
    Die AfD hat sich die Neugestaltung der EU zum Ziel gesetzt. Co-Partei-Chef Chrupalla war jetzt beim ZDF-Sommerinterview und hat Beschlüsse des Parteitages näher erläutert.06.08.2023 | 1:15 min

    "Vollständiges Versagen der EU"

    In der Präambel heißt es darüber hinaus, die AfD stehe für die Idee eines "Europas der Vaterländer, einer europäischen Gemeinschaft souveräner, demokratischer Staaten". Die Rede ist von einem "vollständigen Versagen der EU in allen Bereichen, die Europa existenziell betreffen". Genannt werden unter anderem die Migrations- und die Klimapolitik, die grundsätzlich abgelehnt wird.
    Der Text wiederholt auch die Ablehnung des Euro und die Kritik an EU-Sanktionen, ohne Russland zu nennen. Zudem führt er aus:

    Jegliche Dominanz außereuropäischer Großmächte in der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik lehnen wir ab.

    Auszug aus der Präambel zum AfD-Wahlprogramm für die Europawahl 2024

    Europa solle seine Verteidigungsfähigkeit schrittweise in die eigene Hand nehmen. Der neue Entwurf wird vom Spitzenkandidaten zur Europawahl, Maximilian Krah, mitgetragen.
    ZDF-Korrespondent Thomas Reichart aus Magdeburg
    Die AfD möchte die EU nicht auflösen, aber deutlich einschränken. "Zusammenarbeit soll es gerade noch bei der Abwehr von Flüchtlingen geben", so ZDF-Korrespondent Thomas Reichart. 06.08.2023 | 1:11 min

    Parteispitze rückte von Forderung nach Auflösung der EU ab

    Der ursprüngliche Entwurf hatte die Formulierung enthalten, die AfD strebe "die geordnete Auflösung der EU" an. Die Spitze der Rechtsaußenpartei war bereits nach Veröffentlichung des Leitantrags der Programmkommission von dieser Forderung abgerückt. Diese sei durch ein "redaktionelles Versehen" in den Text geraten. Auch der noch 2021 geforderte EU-Austritt Deutschlands, der sogenannte Dexit, wird nicht genannt.
    In der Präambel wurde zudem ein Satz ergänzt, wonach "Europa seine Verteidigungsfähigkeit schrittweise in die eigene Hand nimmt". Darüber gab es eine kontroverse Diskussion unter den Delegierten: zahlreiche Redner forderten, auf die deutsche und nicht die europäische Verteidigungsfähigkeit abzuzielen.
    ZDF-Korrespondent Thomas Reichart
    Beim AfD Parteitag in Magdeburg ist die AfD von ursprünglich harten Forderungen zurückgetreten. ZDF-Korrespondent Thomas Reichart ist vor Ort und schätzt die Lage ein.06.08.2023 | 1:15 min

    Formulierung zu Eliten gestrichen

    Als Kompromiss wurde schließlich vereinbart, den obigen Satz durch die Formulierung zu ergänzen:

    Ein wehrhaftes Deutschland ist unabdingbar für unsere Souveränität und Sicherheit in einer sich ändernden Welt.

    Auszug aus der Präambel zum AfD-Wahlprogramm für die Europawahl 2024

    Zudem wurde in der Neufassung der Präambel die zuvor im zweiten Satz benutzte Formulierung von "globalistisch eingestellten Eliten" gestrichen. Nun steht dort lediglich: "die EU und die sie tragenden Eliten". Die ursprüngliche Formulierung hatte einen in extrem rechten Kreisen gängigen Feindbild-Begriff aufgegriffen, wonach sich "globale Eliten" gegen die "normalen Bürger" verschworen hätten.
    Quelle: AFP, dpa
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