EnBW-Chef zu Atomausstieg: "Überrascht über Diskussionen"

    Interview

    EnBW-Chef zu Atomausstieg:"Überrascht über öffentliche Diskussionen"

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    An diesem Samstag gehen die letzten Meiler vom Netz, doch die Debatte über die Atomkraft dauert an. Unverständlich, sagt EnBW-Chef Schell im ZDF und fordert den Blick nach vorne.

    Der Chef des Energiekonzerns EnBW, Andreas Schell, fordert im Interview mit dem ZDF heute journal, das Ende der Atomkraft in Deutschland zu akzeptieren. Statt öffentlich darüber zu diskutieren, sollte die Debatte auf den Umbau des Energiesystems gelenkt werden. Sehen Sie das Interview oben im Video in voller Länge oder lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagte Schell zu der Frage, ...

    ... ob der Atomausstieg zum jetzigen Zeitpunkt ein Fehler ist

    "Worüber reden wir? Wir haben einen vom Bundestag beschlossenes Gesetz zum Ausstieg aus der Kernenergie und das gibt uns ganz klare Vorgaben: [...] Die Stromerzeugung durch Kernenergie zu beenden. Und darauf haben wir uns vorbereitet und planen das auch zu tun und damit Neckarwestheim vom Netz zu nehmen.
    Ich war schon etwas überrascht über die Intensität der öffentlichen Diskussion in den vergangenen Tagen und ich würde mir wünschen, wenn wir genau diese Diskussion umlenken würden, in eine Diskussion über den Umbau unseres Energiesystems, den Ausbau der Erneuerbaren Energien, um damit wirklich unser Energiesystem der Zukunft zu gestalten."

    ... ob der Atomausstieg zu dem Preis durchgeführt wird, mehr Strom durch Kohle zu produzieren

    "Das Thema müssen wir wirklich ganz offen und ehrlich ansprechen: Dass wir in den nächsten Jahren verstärkt Kohlekraftwerke und Gaskraftwerke unter anderem auch zur Reserve zum Einsatz bringen und damit auch die CO2-Emissionen in Kauf nehmen müssen.
    Aber das macht den Punkt doch umso deutlicher, warum wir jetzt gerade den Ausbau der Erneuerbaren intensivieren müssen. Denn immer dann, wenn die Erneuerbaren da sind, gehen auch die CO2-Emissionen runter."

    ... was der Atomausstieg für die Versorgungssicherheit bedeutet

    "Wo standen wir im vergangenen August? Wir haben uns über das Thema Versorgungssicherheit, Netzabschaltung und Gasmangellage unterhalten. Wir müssen doch zur Kenntnis nehmen, dass wir im Zusammenspiel der Politik mit der Energiewirtschaft gut durch den Winter gekommen sind.
    Wir haben eine echte Energiekrise in Deutschland gemeinsam vermieden. Und damit natürlich auch gezeigt, dass wir ein System haben, wo noch Reserven da sind, das Netz entsprechend zu stabilisieren und für eine sichere Stromversorung zu sorgen."

    ... ob die Energiepreise im Zuge der Energiewende weiter steigen werden

    "Wir sehen derzeit immer noch starke Schwankungen, was die Energiepreise angeht. Das wäre schlichtweg nicht seriös, wenn ich irgendwelche Aussagen treffen würde über die zukünftigen Energiepreise." Man könne jedoch beobachten, dass, immer wenn viel Strom aus Erneuerbaren Energien produziert werde, die Großhandelspreise nach unten gehen würden.
    Quelle: ZDF

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