Ministerin Lemke: Atommüll betrifft noch 30.000 Generationen

    Umweltministerin über AKW-Aus:Lemke: Atommüll betrifft 30.000 Generationen

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    Noch tausende Generationen müssen mit dem Atommüll ihrer Vorfahren leben, sagt Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Auch deshalb hält sie den Atomausstieg für richtig.

    Bundesumweltministerin Steffi Lemke hält den endgültigen Atomausstieg Deutschlands an diesem Samstag auch wegen des Entsorgungsproblems für richtig. Es gebe kein sicheres Endlager für den bisherigen Atommüll, dafür einen geeigneten Standort zu finden, sei eine "teure Jahrhundertaufgabe", schrieb die Politikerin der Grünen in einem Gastbeitrag für den "Tagesspiegel".
    Lemke rechnet damit, dass noch 30.000 Generationen mit dem Atommüll werden leben müssen.

    Das ist eigentlich unvorstellbar lange, und es ist mir schleierhaft, wie man eine solche Technologie als nachhaltig einstufen möchte.

    Steffi Lemke, Bundesumweltministerin

    Drei Atomkraftwerke gehen am Samstag vom Netz

    Am Samstag sollen die drei verbliebenen Kernkraftwerke - Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg - endgültig vom Netz gehen. Eigentlich sollte dies schon Ende vergangenen Jahres passieren.
    Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise änderte die Ampel-Koalition nach einem Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Herbst jedoch das Atomgesetz, um die drei Meiler über den Winter bis Mitte April weiterlaufen zu lassen.

    FDP-Politiker: Im Zweifel AKW reaktivieren

    Anders als SPD und Grüne ist inzwischen auch der Koalitionspartner FDP gegen die Abschaltung, so wie auch die oppositionelle Union - weil befürchtet wird, dass Energie erneut knapp oder zumindest noch teurer werden könnte.
    Der Vizevorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Lukas Köhler, äußerte sich gegenüber dem Sender Welt-TV zuversichtlich, dass die letzten drei Atomkraftwerke im kommenden Winter noch reaktiviert werden können, falls der Ukraine-Krieg erneut eine Energiekrise auslöst.

    Die Notwendigkeit sehen auch die Stromkonzerne ein, dass vor dem kommenden Winter der Rückbau noch nicht begonnen wird.

    Lukas Köhler, FDP-Bundestagsfraktions-Vize

    Es sei eine Frage der Klugheit, dafür zu sorgen, dass die Meiler dann "im Zweifel wieder angeschaltet werden können".

    Reaktivierung kurzfristig wohl kaum möglich

    Dass der Rückbau nach der Abschaltung bis zum Beginn des Winters noch nicht begonnen haben wird, ist nicht ganz unwahrscheinlich. Denn die Rückbaugenehmigungen der zuständigen Landesumweltministerien liegen noch nicht vor. Der Isar-2-Betreiber etwa, die Eon-Gesellschaft Preussen-Elektra, rechnet mit der Erteilung in den kommenden Monaten und damit, dass der Rückbau dann Anfang 2024 beginnen könnte.
    Eine Reaktivierung dürfte aber unmittelbar kaum möglich sein: Denn dafür müssten abermals das Atomgesetz geändert, neue Betriebsgenehmigungen beantragt und erteilt, die nötigen Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt und die erforderlichen Brennstäbe bestellt werden.
    Letztere werden nach früherer Einschätzung von Wirtschafts- und Umweltministerium frühestens nach einem Jahr geliefert.
    Quelle: dpa

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