Argentiniens Präsident: Wer ist Javier Milei?

    Argentiniens Präsident:Milei: Früher Talk-Show-Clown, nun Präsident

    von Patrick Wagner
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    Javier Milei gilt als libertärer Ökonom mit radikalen Lösungen für die Krise seines Landes. Doch der Präsident von Argentinien hat ein entscheidendes Detail vergessen.

    Der argentinische Präsident Javier Gerardo Milei ballt seine Fäuste und starrt in die Kamera. Er trägt einen ledernen Trenchcoat, darunter ein Hemd mit Krawatte. Das Foto ist schwarz gelb eingefärbt.
    Javier Gerardo Milei hat einen Plan, um Argentinien aus der Krise zu holen. Doch viele befürchten, der ultralibertäre Präsident stürzt sein Land weiter in die Krise.22.04.2024 | 14:09 min
    Glaubt man Javier Milei, war es sein verstorbener Hund Conan, der ihm den Auftrag gab, Präsident von Argentinien zu werden. Wenig verwunderlich also, dass er seine aktuellen Hunde - allesamt Klone seines "vierbeinigen Sohnes" Conan - auch heute bei politischen Fragen konsultiert. Wie er mit ihnen kommuniziert? Natürlich telepathisch.
    Der Rat von "Murray, Milton, Robert und Lucas, den besten Strategen der Welt", wie der Präsident Argentiniens seine Haustiere nennt, scheint ihm extrem wichtig. So wichtig, dass er ihre Porträts auf der Insignie der argentinischen Demokratie hat verewigen lassen: dem Amtsstab, den jeder Präsident bei seiner Vereidigung überreicht bekommt.

    • Javier Gerardo Milei wurde am 22. Oktober 1970 in Buenos Aires geboren und wuchs mit seiner Schwester Karina im Stadtteil Palermo auf. Sein Vater war Busfahrer und baute später ein mittelständisches Transportunternehmen auf.
    • Milei studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Belgrano und machte zwei Masterabschlüsse. Danach arbeitete er als Chefvolkswirt bei einer privaten Rentenversicherungsgesellschaft und in einem Finanzberatungsunternehmen. Er war außerdem Professor für verschiedene Wirtschaftsfächer an argentinischen Universitäten und im Ausland.
    • 2023 startete Milei seine Präsidentschaftskandidatur, die er in der Stichwahl mit 55 Prozent der Stimmen gewann.

    Milei als Talk-Show-Clown

    Dass ihr neuer Präsident kein klassischer Staatsmann ist, war den Argentiniern schon vor der Wahl bekannt. Seine verrückte Art war dabei kein Hindernis, sondern vielmehr der Grund für seinen Wahlerfolg. Immerhin 55 Prozent der Argentinier und Argentinierinnen trauen ihm zu, das Land aus der Krise zu führen.
    In den Jahren vor seiner Präsidentschaft machten ihn vor allem Talk-Show-Auftritte bekannt. Dort gab der Ökonom nicht nur seine Gesangskünste zum Besten, sondern auch Tantra-Tipps. Die Argentinier nennen ihren Talk-Show-Clown deshalb auch "El Loco", den Verrückten.

    Eine Stimme für die Verzweiflung der Argentinier

    In den Auftritten, in denen er tatsächlich in seiner Funktion als Wirtschaftsexperte sprach, tat er vor allem eines: hetzen. Die Politiker des Landes bezeichnete er schon mal als eine "parasitäre Kaste", die das Land mit einem überbordenden Haushalt "zu Grunde richtet". Jeder, der nicht seiner Meinung ist: ein "Hurensohn", "Esel" oder "Idiot".
    Damit verleiht er der Verzweiflung der Argentinier eine Stimme. Denn seit Jahren hangelt sich das ehemals reiche Land von einer Wirtschaftskrise zur nächsten. Und auf diese Dauerkrise hatten die Politiker des Landes bisher, vereinfacht gesagt, nur zwei Antworten: Geld leihen oder Geld drucken.

    Mehr als 270 Prozent
    :Argentinien: Jährliche Rekord-Inflation

    Präsident Javier Milei hat dem Land ein radikales Sparprogramm verordnet. Im Jahresverlauf ist die Inflationsrate aber gestiegen - und knackt einen neuen Rekord.
    Eine Frau zählt Geld auf einem Markt in Argentinien.
    mit Video

    Mileis Lösung: Die unsichtbare Hand des Marktes

    Milei bietet eine neue, einfache Antwort auf ein altes und komplexes Problem: den Libertarismus. Seiner These zufolge schafft der Staat, wo immer er mit Sozialleistungen und Subventionen eingreift, nur noch mehr Probleme. Seine Lösung: entfesselter Kapitalismus.
    Um die Inflation zu stoppen, möchte er die Zentralbank des Landes samt Währung abschaffen und dafür den US-Dollar einführen. Um das Haushaltsdefizit des Landes auszugleichen, soll der halbe Staat abgebaut werden. Kompromissbereitschaft kennt Milei nicht.
    Paradoxerweise machen ihn diese Thesen gerade bei armen und jungen Argentiniern populär. Die sind zwar von den Subventionen und Sozialleistungen abhängig, die Milei abschaffen möchte. Doch "die Enttäuschung einem Staat gegenüber, der zwar Sozialpolitik betrieben hat, aber sich trotzdem nicht verbessert hat, die hat Milei kanalisiert", weiß die Journalistin Lisa Pausch. Sie berichtet für internationale Medien aus der argentinischen Provinz Mendoza. Dort haben über 70 Prozent für den Anarchokapitalisten gestimmt.
    Auf dem Bild ist ein Porträt des Präsidenten Argentiniens Milei zu sehen.
    Seit Dezember ist der Rechtspopulist Milei im Amt. Mit ersten Reformen schockte er das Land. Ersparnisse sind nur noch halb so viel wert, Lebensmittel und Sprit umso teurer.14.02.2024 | 6:26 min

    Scheitert Milei an sich selbst?

    Kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten der drittgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas präsentierte Javier Milei seinen Masterplan für ein neues Argentinien. Darin möchte er Tausenden Staatsbediensteten kündigen und große Teile des Sozialstaats und Zölle abschaffen, die die schwächelnde Wirtschaft des Landes schützen. Nur mit dieser radikalen "Schocktherapie" könne Argentinien zu altem Wohlstand finden.
    Doch bei seinem radikalen Plan, Argentinien in ein kapitalistisches Utopia zu verwandeln, hat Milei ein entscheidendes Detail vergessen: die Demokratie. Seine Koalition ist im Parlament in der Minderheit und die Opposition unterstützt seine radikalen Pläne nicht. Also muss der Libertäre mit der kurzen Zündschnur das tun, wofür er bisher noch nicht bekannt ist: Kompromisse eingehen.

    Tausende protestieren
    :Wie Javier Milei Argentinien umkrempeln will

    Im Dezember hatte Javier Milei das Präsidentenamt in Argentinien übernommen. Jetzt will seine Regierung das Land reformieren. Tausende protestieren dagegen.
    von Christoph Röckerath
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