Ex-BND-Mitarbeiter Conrad: Risiko einer Eskalation erheblich

    Ehemaliger BND-Mitarbeiter:Conrad: "Risiko einer Eskalation erheblich"

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    Für das Schicksal der Geiseln sei die Regierung Israels verantwortlich, sagt Ex-BND-Mitarbeiter Conrad. Der Handlungsdruck sei beispiellos, die Gefahr einer Eskalation erheblich.

    der ehemalige BND-Mitarbeiter Gerhard Conrad.
    Sehen Sie hier das Interview mit Gerhard Conrad in voller Länge. 09.10.2023 | 5:35 min
    Mehr als 100 Menschen wurden von palästinensischen Terroristen in den Gazastreifen verschleppt - unter ihnen Frauen, Babys, Kleinkinder und alte Menschen. Wie könnten die Entführten befreit werden?
    Ein Mann, der wie kaum ein anderer, die Vorgänge rund um Geiselnahmen in Nahost und die Verhandlungen darüber kennt, ist Gerhard Conrad. Er hat lange für den Bundesnachrichtendienst in Nahost gearbeitet.
    2011 pendelte er zwischen Hamas und der israelischen Regierung, um die Freilassung eines Soldaten zu erreichen, der fünf Jahre in Hamas Gefangenschaft war.
    Sehen Sie das Interview mit Gerhard Conrad oben im Video in voller Länge oder lesen Sie es unten in Auszügen.
    Im ZDF heute journal sagt Conrad, dass ...

    ... so ein Austausch wie 2011 in der Gedankenwelt der Hamas möglich sei:

    "Wenn es nach Hamas geht, wird es natürlich einen ganz außergewöhnlichen Austausch geben", macht Conrad klar.
    Die "Gedankenwelt von Hamas" richte sich darauf zu sagen: "Gilad Schalit war 1.027 Häftlinge wert. Wir - Hamas und Palestinian Islamic Jihad - wir haben jetzt 130 Geiseln und davon sind mindestens 30, wahrscheinlich mehr, Militärangehörige."
    Wenn man allein diese Gruppe mit 1.000 multipliziere, sehe man "in welchen Kategorien wir landen". Das seien völlig unrealistische Kategorien.

    Denn ich wage zu behaupten, dass es so viele Häftlinge in israelischen Gefängnissen, also palästinensische Häftlinge, gar nicht gibt, die von Hamas als Kämpfer bezeichnet werden.

    Gerhard Conrad, ehemaliger Mitarbeiter Bundesnachrichtendienst

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    ... Israel für das Schicksal der Geiseln die Veranwortung habe:

    Die Verhandlungen mit Hamas hätten sich 2011 unter anderem deswegen über fünf Jahre hingezogen, "weil israelische Regierungen sich nicht in der Lage sahen, so einen Preis zu bezahlen", sagt Conrad.
    Jetzt sei Israel in einer wesentlich schlechteren Situation und habe die Verantwortung - mehr noch als gegenüber Gilad Schalit. Schalit sei im Einsatz verwundet und entführt worden. "Hier haben Sie jetzt eine Situation, in der das Sicherheitsversprechen des israelischen Staates gegenüber seinen Bewohnern erst einmal zeitweise zusammengebrochen war.

    Die Schuldfrage sozusagen, wer ist verantwortlich für das traurige Schicksal der Menschen, liegt stärker denn je bei der Regierung.

    Gerhard Conrad, ehemaliger Mitarbeiter Bundesnachrichtendienst

    Und damit auch die Anforderung, diese Situation zu lösen, "wie auch immer". Und dieses "wie auch immer" hätte 2011 nicht zu Militäraktionen geführt. "In der Erwartung oder der Befürchtung a), dass man ihn nicht findet oder b), ihn sogar umbringt".
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    ... das Risiko einer Eskalation erheblich sei:

    Aus diesem Krieg könne für den Nahen Osten nichts Gutes folgen, sagt Conrad. "Wir werden erhebliche Anstrengungen zur Eskalationsbegrenzung beitragen müssen - alle von uns uns - sowohl international als auch regional."
    Denn: "Das Eskalationspotenzial ist aufgrund der beispiellosen Operation von Hamas eben auch beispiellos."

    Und der Handlungsdruck auf Israel ist auch beispiellos. Insofern ist das Risiko einer horizontalen Eskalation in der Region erheblich.

    Gerhard Conrad, ehemaliger Mitarbeiter Bundesnachrichtendienst

    Das Interview führte ZDF heute journal-Moderator Christian Sievers.
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