Indien: Mit Technik aus Deutschland zur Energiewende?

    Deutsch-indische Kooperation:Verhilft Indien der Welt zur Energiewende?

    von Andreas Stamm, Gujarat
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    Deutschland will bei der Energiepolitik die Kooperation mit Indien ausbauen - Entwicklungsministerin Schulze sieht große Chancen. Wie soll die Energiewende geschafft werden?

    Indien und ‚Made in Germany‘
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    Es ist heiß, schwül, stickig - trotzdem werkeln knapp zwei Dutzend Jungunternehmer und Studenten im Freien an einem Elektrolyseur der neuesten Generation herum. Die Technik "Made in Germany". Das Ziel: grüner Wasserstoff.
    Es ist einer der Stoffe, unabdingbar für das Gelingen der Energiewende, weg von Öl, Gas und Kohle. Grüner Wasserstoff, hergestellt mit Strom aus Solar und Wind, ist für einige Schlüsselindustrien oder im Verkehrsbereich wohl der einzige Weg Richtung CO2-freie Produktion.

    Fachkräfte aus Indien nach Deutschland "locken"

    Im Gujarat Energieinstitut im westindischen Gandhinagar wird die nächste Generation von Firmengründern und Studenten ausgebildet. "Deutsche Technik ist die beste, und hier lernen die Teilnehmer etwa, wie sie ihre eigene Firma gründen können und grünen Wasserstoff produzieren", erklärt Ausbilder Pryank Lad. Das Institut erhält Geld aus Deutschland, aus dem Topf für Entwicklungszusammenarbeit.
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    "Natürlich ist das Ziel, gut ausgebildete Fachkräfte auch nach Deutschland zu locken", erklärt die zuständige Bundesministerin Svenja Schulze, ein paar Autominuten entfernt im Kongresszentrum der Millionen-Metropolregion. Immerhin erwarten Experten, dass Deutschland im Bereich Energiewende bis 2030 rund 500.000 Fachkräfte fehlen könnten.

    Schulze: "Gigant Indien" kann weltweiten Klimaschutz voranbringen

    Auch deshalb ist sie zu Indiens größter Konferenz für Erneuerbare Energien, RE Invest, gekommen. Und darf den indischen Premierminister durch den deutschen Pavillon führen - alles für die deutsch-indische Kooperation in diesem Bereich. Es sei, so Schulze, neben der Hoffnung auf Fachkräfte eine riesige Chance für deutsche Firmen auf dem Zukunftsmarkt schlechthin.

    Deutschland gewinnt, wenn wir die Technologien liefern. Indien gewinnt, weil das Land umzusteuern kann. Und die Welt, weil wenn der Gigant Indien das tut, ist es ein wirklicher Beitrag zum Klimaschutz.

    Svenja Schulze, Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

    Schaffe es Indien, dann schaffe es auch die Welt, so Schulze.
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    Doch wie viel ist von vollmundigen Versprechen der indischen Regierung zu halten? Premierminister Modi setzt seit vielen Jahren auf Wachstum. Indien wolle es eben auch so gut haben wie der Westen, wie die alten Industrieländer, das hört man oft auf der Konferenz. Und so muss der wachsende Energiehunger der 1,4 Milliarden Inder gestillt werden.
    Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch
    ZDFheute Infografik
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    Wobei der Wind of Change zu spüren ist: Erstmals eröffnet Modi die Konferenz, scherzt bei seiner Rede "ich habe den Minister für Kohle im neuen Kabinett zum Minister für Erneuerbare gemacht". Der sitzt im Publikum und lacht, was soll er sonst auch tun. Ihn erwartet die Mammutaufgabe, die Produktionskapazität bei den Erneuerbaren in wenigen Jahren fast zu verdreifachen. Und Indien nach China zum zweitgrößten Hersteller von Solarmodulen zu machen.
    Und langsam, aber sicher, die Abhängigkeit vor allem von Kohlekraftwerken zu verringern. Good luck with that, viel Glück und Spaß dabei, feixt ein amerikanischer Konferenzteilnehmer da.

    Viele Rohstoffe, günstige Energie und niedrige Löhne

    In Indien sei alles vorhanden, erklärt Ralf Hendricks, Mitglied der mit der Ministerin gereisten deutschen Branchenvertreter und Vizepräsident des Bundesverbandes WindEnergie. Solarstrom für drei Cent die Kilowattstunde produzieren, davon könne man zu Hause nur träumen. Rohstoffreichtum, etwa seltene Erden und niedrige Löhne.
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    Aber es liege eben noch vieles im Argen, es gibt zu viel Bürokratie. Und es sei ein wenig Greenwashing, solange weiter auf Kohle und billiges Öl aus Russland gesetzt werde. Aber die Technologien und Erfahrungen aus der deutschen Energiewende seien hier viel wert. "Da kann Deutschland helfen und die Unternehmen profitieren", erklärt der Verbandsvertreter.

    India goes Germany?

    Der deutsch-indischen Zusammenarbeit gehört die Zukunft, das hört man am Energieforschungsinstitut an allen Ecken. Ob das auch heißt, dass die erhofften Fachkräfte kommen?
    Das Meinungsbild dazu ist geteilt. Manchen sagen, wenn es die Chance gäbe, sofort - die Möglichkeiten in Deutschland seien so verlockend. Andere müssen darüber nachdenken, und manche erklären, dass man die gut ausgebildeten Fachkräfte noch viel dringender hier bräuchte, die Aufgabe sei noch größer als im fernen Europa. Fest steht nur eins, egal wo sie landen: In Sachen Energiewende gibt es überall mehr als genug zu tun.

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