Militärputsch: Diese Länder ziehen Personal aus dem Niger ab

    Nach Militärputsch:Diese Länder ziehen Personal aus dem Niger ab

    |

    Nach dem Militärputsch haben mehrere Länder ihr Personal aus dem Niger evakuiert. Das sei grundlos, sagt der nigrische Militärjunta-Chef. Diese Länder sind betroffen:

    Teile des Botschafts-Personal der USA und Großbritanniens wurden infolge des Putsches in Niger abgezogen.
    Nach dem Militärputsch in Niger ziehen Großbritannien und die USA Teile ihres Botschafts-Personals ab. Deutschland dagegen hält seine Botschaft in Niamey weiter offen.03.08.2023 | 0:17 min
    Hunderte Europäer haben bereits den Niger verlassen, darunter vorwiegend Franzosen. Der nigrische Militärjunta-Chef wies jegliche Bedrohung für die Ausländer zurück. Franzosen im Niger seien nie "der geringsten Bedrohung" ausgesetzt gewesen und hätten "keinen objektiven Grund, den Niger zu verlassen", sagte General Abdourahamane Tiani.
    Diese Länder evakuierten unter anderem Regierungsmitarbeiter:

    Frankreich

    Frankreich brachte mit vier Evakuierungsflügen bereits 992 Personen in Sicherheit, wie Außenministerin Catherine Colonna am späten Mittwochabend auf Twitter schrieb. 560 davon hatte die französische Staatsbürgerschaft. Ein fünfter und letzter Flug sei für Ende des Tages geplant. 
    Paris hatte die Evakuierung auch mit der Schließung des Luftraums im Niger begründet. Diese habe den eigenen Bürgern keine Möglichkeit gelassen, das Land selbst zu verlassen.
    Evakuierte Menschen aus Niger kommen am Flughafen Rom-Ciampino an.
    Nach dem Militärputsch in Niger haben Frankreich und Italien erste eigene und ausländische Staatsbürger ausgeflogen. Unter den Evakuierten sind auch Deutsche.02.08.2023 | 1:05 min

    Deutschland

    Mit französischen Evakuierungsflügen sind mehr als 40 Deutsche aus dem Krisenland Niger geholt worden. Wie Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Berlin erklärte, nahmen die von Frankreich organisierten Maschinen die deutschen Staatsangehörigen am Dienstag und am Mittwoch mit an Bord.
    Nach dem Putsch in dem westafrikanischen Land vor einer Woche hielt sich nach Einschätzung des deutschen Außenministeriums eine hohe zweistellige Zahl an Deutschen im Niger auf, die nicht mit Bundeswehr oder Botschaft verbunden sind.
    Dennoch hält Deutschland seine Botschaft weiter offen. "Wir beobachten die volatile Lage", hieß es am Donnerstag aus dem Auswärtigen Amt. Dem Schutz deutscher Staatsangehöriger vor Ort werde "oberste Priorität" eingeräumt. Aktuell arbeite die deutsche Botschaft "mit vollem Einsatz weiter".
    Andreas Kynast bei ZDFheute live
    Deutschland hat viel Zeit und Geld in Niger investiert, sagt ZDF-Hauptstadtkorrespondent Kynast. 01.08.2023 | 5:40 min
    Mit dem Putsch sei der letzte demokratische Partner in der Region weggebrochen, so ZDF-Hauptstadtkorrespondent Kynast:

    USA

    Am Mittwochabend (Ortszeit) ordnete das US-Außenministerium in Washington vorübergehend die Ausreise von amerikanischen Regierungsmitarbeitern an. Mittlerweile wurden Hunderte ausländischer Staatsbürger aus dem Niger evakuiert.
    Das US-Außenministerium teilte weiter mit, eine Notfallbesetzung bleibe vor Ort. Auch Familienmitglieder von Mitarbeitern sollten vorerst das Land verlassen. Die Botschaft in der Hauptstadt Niamey bleibe für begrenzte Notfalldienste für US-Bürger geöffnet. Andere routinemäßige konsularische Dienste würden ausgesetzt.
    Simone Schnabel bei ZDFheute live
    Die Fragilität der Institutionen in Niger sei unterschätzt worden, so Afrika-Expertin Simone Schnabel.01.08.2023 | 12:58 min
    Afrika-Expertin Simone Schnabel über die Gründe für den Putsch:

    Großbritannien

    Auch Großbritannien kündigte an, Teile seines Botschaftspersonals in der Hauptstadt Niamey vorübergehend abzuziehen. Das britische Außenministerium erklärte am Donnerstag:

    Aufgrund der Sicherheitslage verringert die britische Botschaft in Niamey die Anzahl ihrer Mitarbeiter.

    Britisches Außenministerium

    Das Außenministerium in London verwies in diesem Zusammenhang auf mögliche "gewalttätige Proteste" und "eine Situation, die sich ohne Vorwarnung schnell ändern" könne.

    Das ist im Niger passiert

    Im Niger hatten Offiziere der Präsidialgarde in der vergangenen Woche den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Der Kommandeur der Eliteeinheit, General Abdourahamane Tiani, ernannte sich im Anschluss selbst zum neuen Machthaber.

    Karte vom Tschad mit dem Tschadsee und angrenzend Niger, Nigeria und Kamerun
    Quelle: ZDF

    Niger liegt im Herzen der Sahelzone in Westafrika und besteht zu zwei Dritteln aus Wüste. Das Land kämpft mit dschihadistischer Gewalt, die zur Flucht von Hunderttausenden führte. Der Niger ist einer der letzten Verbündeten des Westens in der Sahelregion. Die Nachbarn Mali und Burkina Faso haben sich anderen Partnern zugewandt, darunter Russland.

    Der westafrikanische Binnenstaat Niger hat seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 bereits vier Putsche und zahllose Versuche der Machtübernahme erlebt. Der letzte Versuch einer Absetzung Bazoums war nach Angaben eines nigrischen Beamten im März, als sich der Präsident in der Türkei befand. Die Behörden äußerten sich dazu nie öffentlich. Bazoum war vor zwei Jahren beim ersten friedlichen Machtwechsel des Landes seit der Unabhängigkeit ins Amt gewählt worden.

    Quelle: AFP

    Kurz nach Tianis Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf. Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso seit 2020 war der Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde.

    Nach Putsch im Niger
    :Droht ein Krieg in Westafrika?

    Nach dem Militärputsch im Niger drohen westafrikanische Staaten mit Intervention. Mali und Burkina Faso würden das als Kriegserklärung auffassen. Droht ein Krieg?
    von Jan Fritsche
    Niger: Protest vor der französischen Botschaft in Niamey
    mit Video
    Quelle: dpa, AFP, Reuters, epd

    Mehr zur Lage im Niger