US-Vizepräsidentin:Kamala Harris - aus dem Schatten ins Licht
von Claudia Bates, Washington
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Joe Biden ist 81 Jahre alt - und das macht auch seinen Anhängern zu schaffen. Umso mehr gewinnt das Amt der Vizepräsidentin an Bedeutung. Doch kann Kamala Harris US-Präsidentin?
Joe Biden rückt seine US-Vizepräsidentin Kamala Harris stärker in den Vordergrund - nicht ohne Grund.
Quelle: AFP
"Es ist keinen Eimer warme Pisse wert", so beschrieb John Garner, US-Vizepräsident von 1933 bis 1941, sein Amt. Und Lyndon Johnson sagte, er habe jede Minute gehasst, die Vizepräsidentschaft sei "nichts".
Kamala Harris unter Erfolgsdruck
Doch bei Kamala Harris scheint sie plötzlich alles. Denn Harris ist Vizepräsidentin des ältesten Präsidenten in der Geschichte der USA. Und so muss sie beweisen, dass sie das Zeug zur Präsidentin hat.
Sie war Justizministerin von Kalifornien, diente ihrem Staat im Kongress, war Strafverfolgerin, ihre Karriere - bahnbrechend. Doch nach knapp drei Jahren als Vizepräsidentin fragt sich das Land: Wer ist Kamala Harris?
Ihr Amt hat keine klaren Maßstäbe für Erfolg und doch ist sie nun gezwungen, Erfolge aufzuweisen. Ansonsten wird sie zur Belastung für Joe Bidens Kandidatur.
Joe Biden ist alt, das schadet seinen Umfragewerten. Aber der 80-Jährige hat auch Erfolge vorzuweisen.27.09.2023 | 9:49 min
Lange eine Vizepräsidentin ohne klare Botschaft
Gleich zu Beginn übertrug ihr Biden schier unlösbare Aufgaben. Das war ein Vertrauensbeweis, doch Harris musste sich in Kämpfe stürzen, die kaum zu gewinnen waren. Um die geplante Wahlrechtsreform sollte sie sich kümmern, dabei war klar, dass das Vorhaben im Senat scheitern würde.
Dann das Thema Migration, die vielen illegalen Grenzübertritte im Süden der USA: Kamala Harris ging die Ursachen in den lateinamerikanischen Herkunftsländern an - nichts, womit man schnelle Erfolge verbuchen kann.
Im Januar hatte Biden erstmals seit Beginn seiner Amtszeit das Grenzgebiet zu Mexiko besucht, um über Migration zu beraten. Tausende Migranten harrten da an der Grenze aus.09.01.2023 | 2:35 min
Bei einem Fernsehinterview wollte die Vizepräsidentin die Migrationspolitik der Regierung erklären, doch der Moderator führte sie vor. Das Interview wurde zum Wendepunkt. Harris verkroch sich, wohl in Sorge, dem Präsidenten zu schaden, und wurde übervorsichtig.
Von Biden kam wenig öffentliche Unterstützung, aus den Reihen der Demokraten ebenso. Und so wurde Harris zu unsichtbar. Als Vizepräsidentin muss sie im Schatten stehen, soll aber nun leuchten. Wie soll das gehen?
Vizepräsidentin gewinnt an Kontur
Spätestens mit der erneuten Präsidentschaftskandidatur von Joe Biden war klar: Es muss etwas passieren. Gerüchte machten in Washington die Runde, Harris könnte ersetzt werden. Doch der so entstehende Sturm wäre für die Demokraten zu gefährlich. Also gilt es, in die Offensive zu gehen.
Im Video, in dem Biden seine Kandidatur bekanntgab, war Harris gleich dreizehnmal zu sehen. Sie spricht nun häufiger für die Regierung, wenn es Erfolge zu verkünden gibt. Und ihre eigenen Erfolge und Ziele werden stärker betont. Sie gewinnt an Kontur.
Harris soll Frauen und Minderheiten mobilisieren
Harris reist durchs ganze Land, macht Wahlkampf in Staaten, die für die Wahlen besonders wichtig sind. Sie spricht über Kernthemen, die für den Erfolg der Demokraten wesentlich sind. In Iowa hat sie das dortige Abtreibungsverbot kritisiert, in Florida die Republikaner für Bücherverbote an Schulen attackiert, die Bildungspolitik dort würde Kinder bewusst in die Irre führen, insbesondere über Sklaverei und Rassismus.
Das Recht auf Abtreibung und Freiheitsrechte sind ihre Themen. Ihre Aufgabe ist es, Frauen zu mobilisieren, schwarze Wähler und andere Minderheiten. Auf einer Tour durch Universitäten jubeln ihr junge Wähler zu, die skeptisch sind gegenüber dem alten Präsidenten.
Biden stellt seine Vizepräsidentin ins Licht
Schon früher hatte der sie auf wichtige Missionen geschickt, doch häufig fand das in der Presse und in der Öffentlichkeit kaum Beachtung. In Regionen, die für die USA geopolitisch von großer Bedeutung sind, hat sie Brücken geschlagen, auf den Philippinen, in Vietnam, Indonesien und Thailand.
Bei einem Besuch in Frankreich und bei der Münchner Sicherheitskonferenz hatte sie begonnen, bereits vor dem russischen Angriff auf die Ukraine eine koordinierte internationale Antwort zu organisieren.
Dass Harris von den republikanischen Präsidentschaftskandidaten scharf angegriffen wird, zeigt, wie wichtig sie für die Kandidatur Joe Bidens ist. Sie hat jetzt ihre Stimme gefunden, der Präsident stellt sie ins Licht, Presse und Öffentlichkeit blicken auf sie. Erst jetzt kann Harris die Rolle der "unsichtbaren" Vizepräsidentin verlassen.
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