Sozialer Wohnungsbau: Was man vom Wiener Modell lernen kann
Vorbild im sozialen Wohnungsbau:Was man vom Wiener Wohnungsmodell lernen kann
von Michael Sommer
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Wien gilt als eine der lebenswertesten und dennoch günstigsten Hauptstädte Europas. Sozialer Wohnungsbau macht’s möglich. Was Deutschland vom Wiener Modell lernen kann.
Die Stadt Wien gilt bis heute als weltweiter Vorreiter im sozialen Wohnungsbau.
Quelle: imago/SKATA
Wien ist weltweit bekannt für seinen erfolgreichen Ansatz im sozialen Wohnungsbau, der schon nach dem Ersten Weltkrieg begann. In der Zeit von 1919 bis 1934, im sogenannten "Roten Wien", wurde von der sozialdemokratischen Stadtregierung eine umfassende Strategie zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für die breite Bevölkerung entwickelt. In der Zwischenkriegszeit wurden in Wien 65.000 Wohnungen erbaut.
Das Konzept des Gemeindebaus, bei dem die Stadt Wien selbst als Bauherrin fungiert und erschwingliche Wohnungen für ihre Bürgerinnen und Bürger errichtet, hat dazu beigetragen, dass Wien weltweit als Vorreiter im sozialen Wohnungsbau gilt. Bis heute.
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Erschwingliche und attraktive Wohnungen in Wien
Diese Wohnungen sind nicht nur erschwinglich, sondern bieten oft auch eine hohe Lebensqualität mit Grünflächen, Spielplätzen und anderen Gemeinschaftseinrichtungen.
Von 1919 an wurden bis jetzt 220.000 Gemeindewohnungen für mehr als 600.000 Bewohnerinnen und Bewohner fertiggestellt. Außerdem noch einmal 200.000 Wohnungen, die gefördert wurden: Das sind Wohnungen, die von gemeinnützigen Bauträgern errichtet wurden und von der Stadt Wien Fördermittel erhalten.
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Der sozialdemokratische Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, der früher selbst das Ressort Wohnbau in Wien geleitet hat, ist sichtlich stolz auf die über hundertjährige Tradition des sozialen Wohnungsbaus in Österreichs Hauptstadt:
Und weiter sagt er im ZDF-Interview: "Auch deshalb, weil in der Monarchie die Wohnsituation in Wien eine besonders schlechte war, hat man sich dann nach dem Ersten Weltkrieg entschlossen, hier einen besonderen politischen Schwerpunkt zu legen. Und wir haben eine ganze Reihe von Instrumenten, die der Sache unterstützen, eben einen sehr hohen Bestand an kommunalen Wohnungen, an geförderten, damit leistbaren Wohnungen. Also mehr als zweiundsechzig Prozent der Wiener Bevölkerung leben in einer dieser leistbaren Wohnungen".
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Was hat Wien besser gemacht als deutsche Städte?
Im Gegensatz zu Wien hat Deutschland eine komplexere Situation im sozialen Wohnungsbau. Während in den Nachkriegsjahren eine große Anzahl von Sozialwohnungen gebaut wurde, hat sich die Situation in den letzten Jahrzehnten verändert, insbesondere durch die Privatisierung von sozialem Wohnungsbau. In vielen deutschen Städten wurden Sozialwohnungen in den letzten Jahren an private Investoren verkauft, was zu steigenden Mieten und einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum geführt hat.
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In Wien ging man einen komplett anderen Weg. Die Gemeindewohnungen wurden gehalten, nichts wurde privatisiert, was damals eher dem Zeitgeist entsprach. Wiens Bürgermeister ist heute noch dankbar über die damalige Entscheidung:
Das habe sich ausgezahlt: "Denn wir sehen jetzt, dass wir hier doch eine Möglichkeit haben, auf den Wohnungsmarkt einzugreifen und preisdämpfend zu wirken. Und wir haben erst jetzt wieder neue Förderungsmodelle auf den Weg gebracht, um auch im Neubau und der Sanierung zusätzlichen Wohnbau zu erschließen".
Sozialer Wohnungsbau in Wien heute
Im Jahr 2024 leben geschätzt über 600.000 Wienerinnen und Wiener im Gemeindebau. Diese Zahl verdeutlicht die Bedeutung dieses Wohnungsmodells für die Stadt und ihre Bewohner. Der Gemeindebau ist nicht nur ein Ort zum Wohnen, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des sozialen Gefüges Wiens, der Vielfalt und Zusammenhalt fördert. Den Gemeindebau findet man in allen Wiener Bezirken vom Nobel- bis zum Arbeiterbezirk, was auch dazu geführt hat, dass es in Wien keine sozialen Brennpunkte wie in anderen europäischen Hauptstädten gibt.
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