Krawalle in Brasília: 1.200 Festnahmen, Gouverneur entlassen
Nach Krawallen in Brasília:1.200 Festnahmen, Gouverneur entlassen
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Nach dem Sturm auf Regierungsgebäude in Brasilia hat die Polizei rund 1.200 Personen festgenommen. Der Gouverneur der Region wurde vorläufig suspendiert.
Nach dem Sturm auf Regierungsgebäude in Brasília wurden rund 1.200 Personen vorläufig festgenommen.
Quelle: epa
Nach dem Angriff auf das Regierungsviertel in Brasília durch radikale Anhänger von Ex-Präsident Jair Bolsonaro sind mittlerweile rund 1.200 Personen vorläufig festgenommen worden.
Camp der Bolsonaro-Anhänger geräumt
Sicherheitskräfte räumten am Montag ein Camp der Bolsonaro-Anhänger vor dem Hauptquartier der Streitkräfte in der brasilianischen Hauptstadt und setzten die Aktivisten vorübergehend fest, wie das Nachrichtenportal G1 berichtete.
Sie wurden in etwa 40 Bussen zum Sitz der Bundespolizei gebracht, wie im Fernsehen zu sehen war. Der Oberste Gerichtshof hatte zuvor angeordnet, das Lager innerhalb von 24 Stunden zu räumen.
Gouverneur vorläufig suspendiert
Nach dem Sturm auf das Regierungsviertel wurde der Gouverneur des Bundesbezirks rund um Brasília vorübergehend seines Amtes enthoben. Ibaneis Rocha werde zunächst für 90 Tage suspendiert, ordnete der Oberste Gerichtshof am frühen Montagmorgen (Ortszeit) an.
Trotz deutlicher Hinweise auf gewalttätige Aktionen habe der Gouverneur nichts unternommen, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, sagte Richter Alexandre de Moraes.
Zuvor hatte Gouverneur Rocha bereits um Entschuldigung gebeten und seinen Sicherheitschef, Bolsonaros ehemaligen Justizminister Anderson Torres, entlassen.
Es sei "ein beschämendes Bild, was die Bolsonaro-Anhänger hinterlassen haben" nach ihrem Sturm auf den Kongress, so ZDF-Korrespondent Christoph Röckerath. 09.01.2023 | 3:33 min
Lage in Brasília erst nach Stunden unter Kontrolle
Im Fernsehen war zu sehen, wie Polizisten die Bolsonaro-Anhänger vor dem Angriff ins Regierungsviertel eskortierten und sich dabei mit Handys filmten. Als der Mob schließlich den Kongress stürmte, stellten sich ihm nur wenige Beamte entgegen, die schnell zurückgedrängt wurden.
Die Demonstranten drangen dann in den Kongress, den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz Palácio do Planalto ein und randalierten in Büros und Sitzungssälen. Erst nach Stunden brachten die Sicherheitskräfte die Lage wieder unter Kontrolle.
Brasilien hat ein bewegtes Jahr hinter sich - Präsident Lula da Silva muss ein gespaltenes Land führen, das unter Armut und Kriminalität leidet und den größten Regenwald der Welt beschützen muss.30.12.2022 | 2:32 min
Bolsonaro schürte Zweifel an Lulas Wahl
Der rechte Präsident Bolsonaro war im vergangenen Oktober dem Linkspolitiker Luiz Inácio Lula da Silva in der Stichwahl unterlegen und zum Jahreswechsel aus dem Amt geschieden. Bereits vor der Wahl hatte er immer wieder Zweifel an den Wahlen gestreut. Beweise dafür legte er allerdings nie vor. Auch nach der Abstimmung erkannte er seine Niederlage nie ausdrücklich an.
Seine Anhänger blockierten immer wieder Landstraßen, kampierten vor Kasernen und forderten eine Militärintervention zugunsten des abgewählten Staatschefs.
Die Szenen in Brasília erinnerten an die Ausschreitungen am Sitz des US-Kongresses in Washington am 6. Januar 2021. Damals hatten Anhänger von Donald Trump das Kapitol gestürmt, in dem die Wahlniederlage des Republikaners gegen Joe Biden beglaubigt werden sollte. Die Menge drang gewaltsam in das Gebäude ein, fünf Menschen starben.