Berlin: Deutsch-polnisches Haus soll an Geschichte erinnern

    Deutsch-polnische Beziehung:Berlin: Neuer Ort soll an Geschichte erinnern

    |

    Ein neues Haus soll in Berlin an die gemeinsame Vergangenheit von Deutschland und Polen erinnern. Zentral dabei sind die Gräueltaten während des Zweiten Weltkriegs.

    Berlin: Volkspark Friedrichshain, Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten
    Im Volkspark Friedrichshain erinnert bereits ein Denkmal an die polnischen Soldaten des Zweiten Welkriegs - das deutsch-polnische Haus soll folgen.
    Quelle: Imago

    Ein von der Bundesregierung geplantes Deutsch-Polnisches Haus soll künftig an einem zentralen Ort in Berlin an deutsche Gräueltaten in Polen während des Zweiten Weltkriegs erinnern.
    Geplant sei zudem ein markantes künstlerisches Element als Gedenkzeichen, heißt es in einem am Dienstag von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) in Berlin vorgestellten Eckpunktepapier.

    Haus soll in der Nähe vom Kanzleramt stehen

    Das Haus soll in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kanzleramt in Berlin errichtet werden. Bevorzugter Standort sei das Gelände der früheren Kroll-Oper, sagte Roth.
    Archiv: Willy Brandt am 07.12.1970 in Warschau
    Deutsche und Polen: eine schwierige Nachbarschaft. Der Schatten der NS-Herrschaft in Europa wirkte lange nach. Frank Buchwald über das deutsch-polnische Verhältnis.19.04.2023 | 2:50 min
    In der Kroll-Oper als vorübergehendem Versammlungsort des Reichstages nach dem Brand im Parlamentsgebäude verkündete Adolf Hitler am 1. September 1939 den deutschen Überfall auf Polen.
    Roth bezeichnete das geplante Haus als "eines der wichtigsten erinnerungs- und kulturpolitischen Projekte Deutschlands". Zentrales Anliegen sei das Gedenken an die Opfer der deutschen Besatzung Polens während des Zweiten Weltkriegs.

    Deutsch-polnisches Haus soll gemeinsame Geschichte zeigen

    Die Einrichtung soll ferner historische Verflechtungen vor 1939 und nach 1945 aufzeigen. Dazu gehörten die Teilungen Polens, Migrationen aus Polen in deutsche Länder sowie die Integration in die Europäische Union und die Nato.
    Roth will einen Realisierungsvorschlag bis zum Frühjahr 2024 vorlegen. Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas hatte mit dem Deutschen Polen-Institut das Eckpunktepapier für die Errichtung des Hauses als Ort des Gedenkens, der historischen Aufklärung und der Begegnung erarbeitet.
    Rolf Nikel, ehemaliger deutscher Botschafter in Polen
    "Mit der neuen [Russland-] Politik haben wir uns auf Polen zubewegt wie nie zuvor in der Geschichte", so Rolf Nikel, ehemaliger deutscher Botschafter in Polen.08.02.2023 | 6:46 min
    Die Stiftung Denkmal regte bereits 2019 die Schaffung eines Dokumentationszentrums der deutschen Besatzungsherrschaft in Europa zwischen 1939 und 1945 an. Das Deutsche Polen-Institut setzt sich seit 2017 dafür ein, einen Ort in Berlin zu schaffen, an dem der Opfer Polens im Zweiten Weltkrieg gedacht wird.

    Polen begrüßt Pläne für gemeinsames Haus

    Im Berliner Volkspark Friedrichshain erinnert seit 1972 ein Denkmal an die polnischen Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Beide Einrichtungen entwickelten seit 2020 gemeinsame Überlegungen. Nach der Bundestagswahl von 2021 ging die Zuständigkeit für das Projekt vom Bundesaußenministerium an die Kulturstaatsministerin über.
    "Der Zweite Weltkrieg: Der Überfall": Ein Mann sitzt in den Ruinen eines durch den Krieg zerstörten Hauses in einer polnischen Ortschaft. Im Vordergrund ist ein Wegweiser mit der Aufschrift "Zur Front" errichtet worden.
    Am 1. September 1939 eröffnet das Kriegsschiff "Schleswig-Holstein" das Feuer auf die Halbinsel Westerplatte bei Danzig. Der Auftakt zu einem Krieg, der Europa ins Chaos stürzt.12.10.2020 | 43:59 min
    Der polnische Botschafter in Berlin, Darius Pawlos, begrüßte die Pläne. "Ich kann Ihnen nur die Daumen drücken, dass dieses Projekt gemeinsam erarbeitet wird", sagte er bei der Vorstellung des Eckpunktepapiers.
    Die Staatsministerin für Europa im Auswärtigen Amt, Anna Lührmann (Grüne), sagte, das geplante Haus stehe für ein Deutschland, das sich kritisch mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Polen sei und bleibe einer der wichtigsten Partner.

    Loew: Haus wird "Leuchtturm der Empathie"

    Der Direktor des Deutschen Polen-Instituts (Darmstadt), Oliver Loew, betonte, das Haus werde "ein Leuchtturm der Empathie, an der es in vergangenen Jahrzehnten oft gefehlt hat in Deutschland".
    Junge Menschen könnten in bereits eingerichteten "Jugendlaboren" ihre Erwartungen an das Projekt formulieren. Der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, sagte:

    Wir wollen Wissbegier generieren.

    Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas

    Deutsche sollten etwas über Polen, Polen etwas über Deutsche lernen.
    Quelle: epd

    Mehr über die deutsch-polnische Beziehung