Gemeinnützige Arbeit für Geflüchtete? Kommunen skeptisch

    Arbeitspflicht für Geflüchtete:Gemeinnützige Arbeit? Kommunen sind skeptisch

    Kristina Hofmann
    von Kristina Hofmann
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    Arbeitspflicht für Geflüchtete? Der Städte- und Gemeindebund hält wenig vom Vorschlag der Länder. Laut Gerd Landsberg "allenfalls ein kleiner Baustein", um Zuzug zu verringern.

    Mülleimer mit Partymüll
    Volle Mülleimer, verdreckte Parks: Geflüchtete sollen nach Plänen der Länder in Kommunen gemeinnützige Arbeit leisten.
    Quelle: dpa

    Wenn sich ab Donnerstag die Bundesländer zur Ministerpräsidentenkonferenz in Frankfurt treffen, wird es vor allem um ein Thema gehen: Wie kann die Zahl der Geflüchteten beschränkt werden? Und wie können sie schneller selbst von Arbeit leben?
    Ein Vorschlag ist: "Arbeitsfähigen Geflüchteten", so steht es in einem Beschlussvorschlag der SPD-geführten Länder, der dem ZDF vorliegt, soll "eine Pflicht zur Arbeitsaufnahme" auferlegt werden, sobald sie auf die Kommunen verteilt werden.

    Mit Blick auf den stetig zunehmenden Arbeitskräftemangel ist es nicht länger hinnehmbar, dass viele Geflüchtete nicht in Arbeit und Beschäftigung gebracht werden können.

    Beschlussvorschlag der Länder

    Für Kommunen soll, so heißt es in dem vorläufigen Papier aus Niedersachsen, "die Möglichkeit der Heranziehung für gemeinnützige Arbeit geschaffen werden". Zudem sollen Unternehmen, die Geflüchtete beschäftigen, bei der Integration unterstützt werden, es soll kein Warten mehr auf Sprach- und Integrationskurse geben.
    Wie? Das steht in dem Papier nicht.
    Asylsuchender bei der Arbeit
    Viele Geflüchtete wollen arbeiten, dürfen es aber nicht. Baden-württembergische Landräte schlagen jetzt eine Arbeitspflicht für Asylsuchende vor. Das könnte auch gegen den Arbeitskräftemangel helfen.12.08.2023 | 8:29 min

    Landsberg: Konkurrenz zur örtlichen Wirtschaft

    Der Städte- und Gemeindebund hält den Plan für kaum wirkungsvoll. Denn so viel gemeinnützige Arbeit gibt es dort nun auch wieder nicht:

    Gemeinnützige Arbeit steht nur in beschränktem Umfang zur Verfügung, zumal Konkurrenzsituationen zur örtlichen Wirtschaft vermieden werden sollten.

    Gerd Landsberg, Städte- und Gemeindebund

    Verbandspräsident Gerd Landsberg verweist auch auf den hohen bürokratischen Aufwand für die Kommunen. Und wenn jemand nicht kommt, um beispielsweise den Park von Müll zu befreien? "Sanktionsmöglichkeiten, wenn jemand die Arbeit verweigert, sind gering."
    Zudem sei die Situation in den Kommunen sehr unterschiedlich. Gemeinnützige Arbeit ist, so Landsberg, "allenfalls ein kleiner Baustein, der sich auf die Zuzugszahlen kaum auswirken wird."

    Gesamtmetall dafür, Pro Asyl dagegen

    Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall spricht von einem "sinnvollen Schritt, auch wenn es nur ein Teil der Lösung ist". Hauptgeschäftsführer Oliver Zander hatte ein Maßnahmenpaket gefordert, damit einerseits Fachkräfte aus dem Ausland kommen, aber die Akzeptanz für Einwanderung nicht zerstört wird.
    Mainz, 31.07.2023: Wehrmann führt ein SGS mit Walter.
    Für Joachim Walter, Landrat von Tübingen, würde eine Arbeitspflicht für Geflüchtete den Menschen helfen und dem Arbeitsmarkt, "bei dem die Kräfte an allen Ecken und Enden fehlen".31.07.2023 | 4:14 min
    Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl hält den Vorschlag der Länder jedoch für menschlich "erniedrigend", so Sprecher Tareq Alaows. "Es gibt Tausende, die arbeiten wollen und mit einem Arbeitsverbot belegt sind."
    Die Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen, könnten außerdem oft aus psychischen und physischen Gründen nicht arbeiten. Sie brauchten vor allem Beratung, so Alaows. "Und ausgerechnet das Geld für die Beratung hat die Bundesregierung gekürzt."

    Bundesregierung einigt sich auf Paket

    Um die Kommunen zu entlasten, wollen die Länder außerdem prüfen, ob die Versorgung von Geld- auf Sachleistungen umgestellt werden kann. Vor allem die FDP fordert das vehement bis spätestens Anfang November.
    Soweit gehen die Länder aber nicht: Die Einführung von Bezahlkarten soll laut Beschlussvorschlag "evaluiert" werden und "hinsichtlich einer bundesweit einheitlich, auch Verwaltungsaufwand sparenden Umsetzungen" geprüft werden.
    Bislang sind die meisten Länder gegen die Einführung von Bezahlkarten. Ein Argument: Der Aufwand sei zu hoch. Allerdings ändern sich auch die Meinungen: Sachsen, Baden-Württemberg und Brandenburg befürworten inzwischen, dass Menschen außerhalb der Sammelunterkünfte nur noch mit einer Chipkarte in bestimmten Supermärkten einkaufen dürfen.
    ARCHIV - 16.11.2022, Baden-Württemberg, Ellwangen: In der Landeserstaufnahmestelle (LEA) warten Flüchtlinge in einer Schlange vor der Essensausgabe.
    Muss Zuwanderung begrenzt werden? Bei den Grünen lehnen das viele ab. Matthias Schimpf von den Grünen, Beigeordneter im Kreis Bergstraße, sagt, Kapazitäten seien nicht vorhanden.01.10.2023 | 0:47 min
    Nach Informationen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat sich die Bundesregierung auf ein Maßnahmenpaket geeinigt, um Menschen schneller in Arbeit zu bekommen, aber auch zügiger abzuschieben, wenn sie kein Recht auf Aufenthalt haben. So soll der Ausreisegewahrsam von zehn auf 28 Tage erhöht werden, um Abschiebungen vorbereiten zu können. Hinter dieser Maßnahme stehen auch die Länder laut Beschlussvorlage.

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